Seit Mitte der 90er-Jahre 4 Prozent mehr Beschäftigte – Spezial-Know How wiegt Kostenvorteile
internationaler Mitbewerber auf
Wien (ba-ca) - Mit einem Produktionsplus von gut 12 Prozent und einem Umsatzwachstum von mehr als
13 Prozent beendete der österreichische Maschinenbau 2004 äußerst erfolgreich. Insgesamt hat der
Branchenumsatz die 13 Milliarden Euro-Schwelle überschritten. Die KMU-dominierte Branche festigte damit ihre
Rolle als zentrale Wachstumsstütze der heimischen Sachgütererzeugung. Zu diesem Ergebnis kommt Günter
Wolf in einer aktuellen Studie der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft. Der Maschinenbau
ist eine der wenigen Branchen des verarbeitenden Gewerbes, in der neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die
Beschäftigung ist in der Branche seit Mitte der 90er-Jahre um mehr als 4 Prozent gestiegen, 2004 immerhin
noch um plus 0,3 Prozent, auf insgesamt 66.200 Arbeitnehmer. Gleichzeitig sind in der heimischen Sachgütererzeugung
0,6 Prozent der Arbeitsplätze verloren gegangen, seit 1995 im Übrigen mehr als 9 Prozent.
Bereits gegen Ende 2003 hat sich die Maschinenbaukonjunktur verbessert und im Jahresverlauf 2004 deutlich an Schwung
gewonnen. "Allerdings dürften die Unternehmen ihre hervorragenden Erlös- und Produktivitätsgewinne
2004 nicht in entsprechende Ertragszuwächse transformiert haben", sagt Günter Wolf. Ein erheblicher
Teil der Erträge ist wahrscheinlich von den starken Materialpreiserhöhungen, vor allem bei Stahl, zunichte
gemacht worden. Im Vorjahr haben sich die Stahlpreise im Schnitt beinahe verdoppelt. Auch 2005 kann mit keiner
Entspannung bei den Stahlpreisen gerechnet werden.
Die österreichischen Erzeuger haben sich indes erfolgreich mit qualitativ hochwertigen (Spezial-)Maschinen
positioniert und konnten sich von Wettbewerbern mit reinen Kosten- und Preisvorteilen absetzen. Das zeigen die
Außenhandelsergebnisse sehr schön. "Seit Mitte der 90er-Jahre wachsen die Ausfuhren von Maschinen
und Ausrüstungen aus Österreich rascher als die entsprechenden Importe", hält BA-CA Ökonom
Wolf fest, "Der Handelsüberschuss erreichte 2004 vorläufig erstaunlich hohe 2,8 Milliarden Euro."
Fast die Hälfte davon entfällt auf den Export von Spezialmaschinen, das sind vor allem Maschinen für
die Kunststoff- und Holzverarbeitung. Trotz weniger im internationalen Maßstab wirklich großer Unternehmen
finden sich zahlreiche österreichische Maschinenbauer, die eine prominente Weltmarktpositionen besetzen, so
die Branchenanalyse der BA-CA. Beispiele sind die Andritz-Gruppe im Bereich spezieller Papiermaschinen, Engel bei
Spritzgußmaschinen, die Doppelmayr-Gruppe im Seilbahnbau, Palfinger bei Kränen oder die Berndorf-Gruppe
mit ihrer Tochter SBO in der Ölfeldtechnik. Wichtigstes Exportziel der heimischen Maschinenbauer ist weiterhin
die EU-15 mit 48 Prozent Exportanteil, Osteuropa mit zuletzt 20 Prozent gewinnt aber sukzessive an Bedeutung. Bemerkenswerte
Exportzuwächse verbuchten die heimischen Maschinenbauer zuletzt auch in Asien, vor allem in Richtung China,
bereits Ziel von fast 4 Prozent der Maschinenexporte aus Österreich.
Für 2005 muss nach Ansicht von Branchenexperten Günter Wolf mit einer Abkühlung der Maschinenbaukonjunktur
gerechnet werden. Das liegt daran, dass zum einen die Investitionstätigkeit im Inland an Tempo verliert. Erste
Pläne der Sachgütererzeugung sehen eine Investitionskürzung von 3 Prozent vor, nach einem Plus von
fast 8 Prozent im Vorjahr. Zum anderen muss mit einer leichten Abkühlung der Weltkonjunktur gerechnet werden.
Problematischer scheint der anhaltend hohe Euro-Dollar-Kurs zu sein, der die Konjunkturerholung in Europa bremst.
Günter Wolf von der BA-CA: "Österreichs Maschinenbauer sollten aber über 2005 hinaus, auf Basis
ihrer vorhandenen Wettbewerbsstärken, vor allem der überdurchschnittlich hohen Qualität in der Produktpalette,
stabile Zuwächse verbuchen können, wenigstens im Bereich der fünf Prozent-Marke". |