Schwerpunkte 2005: Solaroffensive, Biomassekraftwerk, Wasserkraft, Windenergie und Versorgungssicherheit
Wien (rk) - "Vor dem Hintergrund der liberalisierten Energiemärkte hat eine verantwortungs-
bewusste und vernünftige Energiepolitik, wie sie die Stadt Wien betreibt, einen besonders hohen Stellenwert.
Im Mittelpunkt stehen die Gewährleistung der Versorgungssicherheit, die Bereitstellung ausreichender Erzeugungskapazitäten,
der sparsame Umgang mit der Energie auf der Erzeugerseite genauso wie auf der Verbraucherseite, und die Schonung
von Umwelt und Ressourcen sowie kalkulierbare und faire Preise für die Kunden", erklärte Finanz-
und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder am Freitag (04. 03.) bei einer gemeinsamen
Medienkonferenz mit Umweltstadträtin Mag. Ulli Sima und Landtagsabgeordneten Peter Juznic.
Rieder, Sima und Juznic präsentierten beim Mediengespräch die energiepolitischen Schwerpunkte im Jahr
2005 mit besonderem Focus auf die erneuerbaren Energien. Vorgestellt wurde auch die Broschüre "Energie
der Zukunft" . Sie enthält die Grundsätze, aktuellen Rahmenbedingungen und die Strategien für
die Zukunft der Wiener Energiepolitik und wurde vom Arbeitskreis Energie des Sozialdemokratischen Klubs der Gemeinderäte
unter der Leitung des anerkannten Energieexperten Univ. Prof. DI Dr. Reinhard Haas ausgearbeitet.
Schwerpunkt "Erneuerbare Energien" mit Solaroffensive
"Im Jahr 2005 setzen wir neben dem effizienten Umgang mit Energie und Energiesparmaßnahmen einen
unserer energiepolitischen Schwerpunkte im Bereich der erneuerbaren Energien. Das Jahr 2005 steht unter dem Motto
"Sonne für Wien", dabei soll den Wienerinnen und Wienern die Förderung für Sonnenenergie
näher gebracht werden. Schon heute hat Wien die höchste Solarförderung Österreichs. Darüber
hinaus gibt es zahlreiche Ökostromanlagen in der Stadt. Wir werden diesen Weg der nachhaltigen Energieversorgung
konsequent weitergehen", so Umweltstadträtin Mag. Ulli Sima.
Neben der Solaroffensive forciert die Stadt Wien mit dem neuen Biomassekraftwerk in Simmering oder dem Kleinwasserkraftwerk
Nussdorf besonders umweltfreundliche Kraftwerke. Schon mit dem Kraftwerk Donaustadt, das im Jahr 2001 eröffnet
wurde, hat die Wien Energie einen Meilenstein in Sachen effizienter und umweltfreundlicher Energieerzeugung gesetzt.
Das hochmoderne Gas- und Dampfturbinenkraftwerk gilt als eines der effizientesten in Europa mit einem Gesamtwirkungsgrad
von 85 Prozent bei gleichzeitiger Strom- und Fernwärmeerzeugung. Wien Energie beteiligt sich auch am Bau von
Windkraftwerken. Aktuelles Beispiel dafür ist der Windpark Unterlaa, mit dessen Errichtung noch heuer begonnen
wird.
Schwerpunkt: Versorgung und Erzeugungskapazitäten sichern
Langfristig wird Wien Energie auch den eingeschlagenen Weg beibehalten, alte Kraftwerksblöcke durch
neue zu ersetzen, um einerseits die notwendigen Erzeugungskapazitäten zu sichern und damit möglichst
unabhängig von Stromimporten zu sein und andererseits gleichzeitig den Wirkungsgrad älterer Kraftwerksblöcke
entscheidend zu steigern. Entsprechende Machbarkeitsuntersuchungen für ein solches "Re-Powering"
einzelner Kraftwerksblöcke am Standort Simmering werden heuer begonnen. Verlaufen die Untersuchungen positiv,
dann könnte eine Realisierung im Jahr 2009 erfolgen.
Zur Erhöhung der Versorgungssicherheit baut Wien Energie derzeit die sogenannte "380 kV-Nordeinspeisung",
die über den Bisamberg nach Wien geführt wird - sozusagen als zweite "Nabelschnur" nach außen.
Mit dem Bau wurde im Februar 2002 begonnen. Bis zum Sommer 2005 soll die Leitung in Betrieb gehen. Damit ist die
Stromversorgung von Wien vor allem bei Spitzenlastzeiten im Winter auf Jahre hinaus gesichert. Außerdem kann
bei Ausfall der größten Wiener Kraftwerksblöcke die Ersatzenergie über diese Leitung und das
Verbundnetz nach Wien gebracht werden. Damit wird die Versorgungssicherheit für Wien entscheidend erhöht.
Wärme gewinnen mit Kraft der Sonne
Im KliP-Klimaschutzprogramm wurde das ehrgeizige Ziel definiert, bis 2010 in zusätzlichen 40.000 Wohneinheiten
die Warmwasserbereitung mittels Sonnenkollektoren zu unterstützen. Das bedeutet eine Kollektorfläche
von rund 300.000m2 zusätzlich. Die Wiener Umwelt wird damit um jährlich 47.000 Tonnen CO2 entlastet,
ca. 1.500 Vollzeitarbeitsplätze gesichert und eine Steuerleistung von 34,5 Millionen Euro bis 2010 (davon
15 Prozent Kommunalsteuern) erbracht. Die Wertschöpfung beträgt 255 Mio Euro bis 2010 und der Energieertrag
jährlich 105 GWh.
"Um noch mehr WienerInnen von der Solarenergie zu überzeugen, steht das heurige Jahr unter dem Motto
Sonne für Wien. Die Bevölkerung soll über das Förderangebot der Stadt Wien umfassend informiert
werden. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen, die dazu beitragen, den Solargedanken in Wien zu verbreiten, den Solarmarkt
zu beleben sowie aktive Organisationen und Personen zu vernetzen" so Sima.
Auch in den Schulen werden bewusstseinsbildende Maßnahmen in Richtung erneuerbarer Energien gesetzt, mit
einem "Solarkoffer" werden SchülerInnen über die ökologischen Vorteile der Sonnenenergie
informiert. Den Ökostrombeirat - eine Einrichtung, die bewusstseinsbildende Maßnahmen, Schulprojekte,
wissenschaftliche Projekte oder andere sinnvolle Maßnahmen zur Ökostromförderung vorschlägt
- hat die Lehrmittelsammlung "Sonne und Co" kürzlich als sinnvolles Projekt für Schulen beurteilt.
Mittels "Solarkoffer" werden künftig die Wiener Schülerinnen und Schüler ab 11 Jahren
alles rund um die Sonnenenergie erfahren.
Strom aus Sonnenenergie: 277.000 Euro für sieben Projekte
Die Stadt Wien fördert Ökostromanlagen durch Investitionsförderungen zielgerichtet im Rahmen
der gesetzlichen Möglichkeiten. Im Februar 2005 hat der Wiener Ökostrombeirat sechs Photovoltaikanlagen
mit einer Gesamtleistung von etwa 79 kWp zur Förderung vorgeschlagen. Nach ihrer Fertigstellung werden diese
sechs Anlagen jährlich 74.000 kWh - das ist etwa der Jahresbedarf von 20 Haushalten - Ökostrom produzieren.
Eines dieser Projekte ist die Photovoltaikanlage der American International School in Salmannsdorf mit insgesamt
256 südlich ausgerichteten Photovoltaik-Modulen. Allein diese Anlage wird nach der Fertigstellung bei einer
Leistung von 51,2 kWp jährlich 46.000 kWh Ökostrom erzeugen. Damit handelt es sich um die größte
Photovoltaikanlage Wiens. Auch die Anlage von Arsenal Research auf den Paukergründen im 21. Bezirk wurde vom
Beirat zur Förderung empfohlen. Die Module auf einer Fläche von 220 m² dienen auch der Forschung.
Die Wissenschafter unter-suchen im Rahmen eines EU- kofinanzierten Projektes unter anderem Lang-zeitverhalten der
PV- Module. Für die sechs Photovoltaikanlagen und den "Solarkoffer" der ARGE Erneuerbare Energie
Wien stehen insgesamt 277.000 Euro zur Verfügung. Mit den Projekten wird ein Investvolumen von rund 836.000
Euro ausgelöst.
Spatenstich für neues Biomassekraftwerk im April 2005
Ab Mitte 2006 wird auf dem Gelände des Kraftwerks Simmering ein mit Biomasse befeuerter Kraftwerksblock
in Betrieb gehen. Die geplante Leistung wird bei rund 62 MW liegen. Um die ökologischen Vorteile des Biomasse-kraftwerks
zu steigern, wurden bei der Dimensionierung höchste Technologiestandards berücksichtigt. Jährlich
können durch die Verbrennung von CO2-neutraler Biomasse 144.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Pro Jahr werden
bis zu 200.000 Tonnen Waldhackgut und Rinde verbrannt. Die Brennstoffversorgung ist durch einen langjährigen
Liefervertrag mit Österreichs größtem Waldbesitzer und Rohholzlieferant - der Österreichischen
Bundesforste AG - abgesichert. Das Biomassekraftwerk wird jährlich rund 45.000 Haushalte mit Strom und 12.000
Haushalte mit Wärme versorgen. Mit dem neuen Waldbiomasse-Kraftwerk leistet Wien Energie einen wesentlichen
Anteil zur Erreichung des Ökostromziels in Österreich. Bis 2008 sollen vier Prozent des Stroms aus neuen
erneuerbaren Energiequellen und 9 Prozent des Stroms aus Kleinwasserkraft erzeugt werden.
Kleinwasserkraftwerk Nussdorf wird derzeit gebaut
Wien Energie baut derzeit am Beginn des Donaukanals direkt in der Wehranlage unterhalb der Schemmerlbrücke
Wien Nußdorf ein neues Kleinwasserkraftwerk. Nach Fertigstellung im Sommer 2005 wird das Kraftwerk jährlich
etwa 24,6 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen, womit etwa 10.000 Wiener Haushalte mit sauberster Energie versorgt
werden können. Unter Wasser sorgen 12 Matrixturbinen für eine optimale Ressourcennutzung. Die Gesamtinvestitionskosten
belaufen sich auf ca. 15 Millionen Euro. Das Projekt wurde im Februar mit dem Climate-Star 2004 ausgezeichnet.
Dieser Preis wird vom Klimabündnis, dem europäischen Städtenetzwerk zum Klimaschutz, ausgezeichnet.
Wien Energie betreibt noch drei weitere Kleinwasserkraftwerke in Opponitz, Trumau und Gaming.
Neuer Windpark in Unterlaa
Im 10. Bezirk westlich und östlich vom Verbund-Umspannwerk wird ein neuer Windpark mit 5 Windkraftanlagen
errichtet. Betreiber ist die "WINDNET Windkraftanlagenbetriebs GmbH & Co KG", an der WIENSTROM zu
85 Prozent beteiligt ist. Insgesamt werden fast 8,7 Millionen Euro in das Projekt investiert. Die fünf Windräder
haben eine gemeinsame Leistung von 7,8 MW und werden pro Jahr 13,3 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Damit
können rund 5.500 Haushalte mit Strom versorgt werden. Derzeit werden die Fundamente errichtet. Die Windräder
sollen sich bereits ab Herbst 2005 drehen. Weiters beteiligt ist die Wien Energie an Windkraftanlagen im burgenländischen
Gols/Pama.
Wärme aus dem Lainzer Tunnel heizt Schule
Seit Februar 2004 wird die Sportmittelschule der Stadt Wien in Hadersdorf mit Erdwärme aus dem Lainzer Tunnel
beheizt. Dafür hat die Stadt Wien einen Anerkennungspreis beim Wettbewerb "Energieprofi 2004" erhalten.
Die Nutzung von Erdwärme hilft, den Einsatz von Primärenergie und damit den Ausstoß des Treibhausgases
Kohlendioxid zu verringern. Pro Jahr werden rund 200 MWh Wärme über eine Wärmepumpe aus dem Tunnel
in die Schule transportiert. Das spart jährlich etwa 25 000 m3 Erdgas und damit mehr als 10.000 Euro. Die
jährlichen Emissionen an CO2 verringern sich um etwa 30 Tonnen. |