Novelle der Tiroler Waldordnung bringt Liberalisierung  

erstellt am
04. 03. 05

… und weniger Bürokratie – Erhaltung des Schutzwaldes bleibt Schwerpunktthema
Innsbruck (rms) - Weniger Bürokratie und vor allem eine Liberalisierung sind die Kernpunkte der Novelle der Tiroler Waldordnung. "Der Besonderheit einer sehr sorgsamen Bewirtschaftung im Schutzwald wird Rechnung getragen. Für den Besitzer eines Wirtschaftswaldes bedeutet die neue Regelung eine Vereinfachung und Entbürokratisierung", sehen Vizebgm. DI Eugen Sprenger und DI Leonhard Steiger (Land-und Forstwirtschaft Stadt Innsbruck) die Überarbeitung des "Landesgesetzes über die Regelung bestimmter Angelegenheit des Forstwesens" in einem Pressegespräch als "sehr positiv.

Beachtliche 4.500 Hektar betreuter Waldfläche liegen im Stadtgebiet Innsbrucks: (1.894 ha Wirtschaftswald, 2.569 ha Schutzwald, 38 ha Bannwald). Kleine Besitzstrukturen sind charakteristisch für die Eigentumssituation: Allein auf der Nordkette "teilen" sich 500 Besitzer den Wald (oft mehrere auf einer Parzelle). Die Bewirtschaftung läuft großteils über die drei Waldaufseher des städtischen Forstamtes. "De facto werden über sie 95 Prozent der forstlichen Maßnahmen erledigt, vom Aufforsten, Schlägern bis zum Verkauf des Holzes", so Forstamtsleiter DI Steiger: "Sie sind der Motor der Bewirtschaftung."

Der rund 60 prozentige Anteil des Schutzwaldes (konzentriert im Bereich der Nordkette) hat für "die Stadt eine große Bedeutung", betont Forstreferent Vizebgm. DI Sprenger: "Im Gefahrenzonenplan werden 13 Lawinenstriche und 23 Wildbäche ausgewiesen." (40 Personen leben in der roten Zone, 200 in der gelben Zone). Dementsprechend gilt der Bewirtschaftung des "grünen Schutzgürtels" ein großes Augenmerk. Im Rahmen des Schutzwaldsanierungsprogrammes wurden in den Achtziger/Anfang 90er Jahren über 650 ha Schutzwald verjüngt, stabilisiert und die Waldgrenze nach "oben" verschoben.

"Die Stabilisierung und der Auf-/Ausbau eines flächendeckenden Schutzwaldes wird auch in Zunft ein wichtiges Thema bleiben", betont Innsbrucks Forstreferent DI Sprenger. Vom Gesetz werden strenge Förderrichtlinien vorgegeben (es muss ein fachlich erarbeitetes Projekt vorliegen - die Maßnahmen unterliegen einem strengen Controlling).

Mit der Novellierung der Tiroler Waldordnung wird den allgemeinen Liberalisierungstendenzen des Forstgesetzes (Bundesgesetz) entsprochen. Unter anderem kann der Tiroler (und im speziellen der Innsbrucker) Wirtschaftswald zu gleichen Bedingungen genutzt werden wie im übrigen Österreich: Wer über 50 Festmeter Holz schlagen will, muss dies der "Forsttagssatzungs-Kommission" nur mehr "mitteilen" - bisher musste der Waldbesitzer um die Genehmigung ansuchen. Im Schutzwald bleibt aber die Genehmigungspflicht: Schlägerungen bei einer Nutzfläche von 2000 Quadtratmetern oder über 50 Festmeter sind genehmigungspflichtig. Vizebgm. Sprenger. "Die Freigabe der Nutzung des Wirtschaftswaldes ist ein enormer Vorteil für den Waldbesitzer. Gleichzeitig wird aber der Erhaltung des Schutzwaldes gewährleistet!" (Durchschnittlich hat ein Baum zwischen 1 und 2 Festmeter. 50 Festmeter entsprechen etwa 30 bis 40 Bäumen).

Erhalten aber reduziert bleibt die Forsttagssatzungskommission - ein "Tiroler Unikum" (bereits in den alten Waldordnungen für Nord- und Südtirol eingeführt). In der Kommission sitzen nunmehr nur ein Vertreter der Stadt und ein Vertreter der Waldbesitzer (bisher je drei Vertreter). Die Genehmigung von Fällungen im Schutz- und Bannwald oder die Nutzung dieser Flächen für Ziegen- und Schafweiden gehören u.a. zu den Aufgabenbereichen.

Aufgewertet hat die "Waldordnung-Neu" die drei Waldaufseher: Sie wurden mit Exekutivgewalt ausgestattet und können Personen bei strafbaren Handlungen (auf frischer Tat) anhalten, ihren Ausweis verlangen und sogar über die Grenzen ihres Bereiches hinaus verfolgen.

Die in der Novelle vorgesehene Umlage der Waldaufsichtskosten auf die Waldbesitzer wird es aber in Innsbruck nicht geben. Innsbrucks Vizebürgermeister und Forstreferent Sprenger. "Wir verzichten auf diese Umlage. Das ist mit ein Beitrag für die Förderung unseres Waldes!"
     
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