Kulturkapitel im Budgetausschuss behandelt
Wien (pk) - Zu Abschluss der Budgetberatungen im Parlament am Freitag (11. 03.) befasste sich
der zuständige Ausschuss des Nationalrates mit dem Kulturkapitel. Hier sind im Voranschlag für das Jahr
2006 Gesamtausgaben in der Höhe von 156 Mill. Euro vorgesehen, die sich in 145,5 Mill. Euro für Sach-
und in 10,5 Mill. Euro für Personalausgaben gliedern. Laut Budgetentwurf darf zudem mit 73 Mill. Euro an Einnahmen
gerechnet werden.
Die Debatte kreiste schwerpunktmäßig um den Museumsbereich. Abgeordnete Christine Muttonen (S) zeichnete
ein düsteres Bild der heimischen Museumslandschaft. Sie beklagte mangelnde Sicherheitsstandards und kritisierte
vor allem das Verhalten der Direktoren von KHM und Albertina. Konkret thematisierte sie die Kosten für die
Renovierung der Albertina und übte Kritik an der aktuellen Gesamtschau der Werke Piet Mondrians, zu welcher
sie die Frage stellte, auf welche Summe sich die Kosten für das Ausleihen der Werke des Meisters beliefen.
Schließlich wollte sie noch wissen, welche Kosten der Bau des Tiefenspeichers der Albertina verursacht habe.
Konkret bezog sich die Abgeordnete nochmals auf die aktuelle Diskussion rund um Dürers "Feldhasen"
und äußerte in diesem Zusammenhang die Befürchtung, Österreichs Reputation litte unter diesem
unsachgemäßen Umgang mit dem nationalen Kulturerbe.
In dieselbe Kerbe schlug ihr Fraktionskollege Josef Cap, der beklagte, man habe der Albertina eine zu große
Ausstellungsfläche bewilligt, was dazu geführt habe, dass diese nun gezwungen sei, entsprechend umfangreiche
Sonderausstellungen zu präsentieren, für welche man zahlreiche Leihgaben benötige, was im Gegenzug
wiederum das Ausleihen eigener Exponate erforderlich mache. Stattdessen wäre, so Cap, eine bessere Koordination
sinnvoll gewesen, das Nützen von Synergieeffekten, die auch auf das Budget ihre Wirkung nicht verfehlt hätten.
Konkret kritisierte Cap unter Bezugnahme auf Dürers "Feldhasen" und den Verlust der "Saliera"
das Vorgehen der Direktoren von KHM und Albertina und meinte, diese seien eigentlich wie die für die heimische
Museumslandschaft verantwortliche Ministerin rücktrittsreif, denn ein solcher Umgang mit nationalen Kunstschätzen
sei nicht tolerabel.
Kritik gab es auch seitens der Grünen. Abgeordneter Wolfgang Zinggl beklagte die mangelnde Wahrnehmung der
Verantwortung seitens des Ministeriums im Zusammenhang mit den jüngsten Fehlentwicklungen bei KHM und Albertina.
Eine Politik der Ausgliederung, die jede weitere Verantwortung ablehne, werde sich über kurz oder lang rächen,
warnte Zinggl, der zudem Fragen bezüglich der Sonderausstellungen im KHM und in der Sammlung Leopold stellte.
Seine Fraktionskollegin Terezija Stoisits erkundigte sich überdies nach allfälligen Nebeneinkünften
von Museumsdirektoren.
Eine positivere Bilanz zogen die Abgeordneten Helene Partik-Pable (F), Andrea Wolfmayr und Hermann Schultes (beide
V). Partik-Pable meinte, man solle die Erfolge der heimischen Museen nicht klein reden, auch wenn die ganze Affäre
um den "Feldhasen" "nicht schön war". Die Ausgliederung der Museen habe sich als sinnvoll
erwiesen, nur sollte man darüber nachdenken, die Basisabgeltung zu erhöhen, da es sonst zu Engpässen
komme, die wichtige Vorhaben unrealisierbar machten. Wolfmayr unterstrich die Richtigkeit der Ausgliederungen für
die heimische Museumslandschaft, Schultes verwies auf die mediale Präsenz der Museen, die belege, wie erfolgreich
die heimischen Museen in den letzten zehn Jahren agiert hätten. Sie unterbreiteten ein attraktives Angebot
und verfügten über Leitungen, die auf ihren Gebieten Weltgeltung besäßen.
Bundesministerin Elisabeth Gehrer hielt eingangs fest, dass es kein Chaos im Museumsbereich gebe. Vielmehr verfüge
jedes Haus über eine eigene Museumsordnung und über adäquate Standards im Einklang mit den gesetzlichen
Rahmenbedingungen. Es gebe entsprechende Sicherheitskonzepte, jedes Haus setze die erforderlichen Maßnahmen
und erhielte auch die dafür nötigen finanziellen Mittel. Insbesondere verwies die Ministerin auf die
Ausfuhrverfahren, mit denen sichergestellt werde, dass heimisches Kulturgut keinen Schaden erleide. Im Fall des
"Feldhasen" sei zunächst nicht ordnungsgemäß gehandelt worden, doch habe man eine nachträgliche
Genehmigung erteilen können, da eben ein Schaden nicht zu befürchten war. Durch die Senkung der Beleuchtung
von 50 auf nunmehr 25 lux sei es zudem möglich, den "Feldhasen" die gesamte Ausstellungsdauer über
dem "Prado" zur Verfügung zu stellen. Man habe eine fachliche Entscheidung getroffen und eine gute
Lösung gefunden, hielt Gehrer fest.
Die Museumslandschaft habe sich in den letzten 10 Jahren dynamisch und erfolgreich entwickelt, betonte Gehrer,
die weiters meinte, die Mondrian-Ausstellung sei vom künstlerischen Standpunkt überaus bedeutend. Es
stelle sich die Frage, weshalb österreichische Museen stets nur jene Werke zeigen sollten, die sich in ihrem
Besitz befinden. Vielmehr sei es für das heimische Publikum bedeutsam, eine Gesamtschau wie jene im Falle
Mondrian besichtigen zu können, welche die gesamte Entwicklung eines Künstlers nachvollziehe. Weiters
merkte das Regierungsmitglied an, der Tiefenspeicher werde in Bälde fertig und noch heuer bezogen. Es handle
sich dabei um eine reine Lagerungs- und Sicherungsstätte.
Die heimischen Museen bekämen eine Grundförderung, wenn zusätzliche Mittel lukriert würden,
wie dies beim KHM der Fall sei, so sei dies zu begrüßen. Das Leopoldmuseum sei eine Privatstiftung,
daher falle seine Gebarung auch in die Verantwortung der zuständigen Wirtschaftstreuhänder. Sie nehme
jedenfalls die gesetzlich vorgesehene Kontrolle und Verantwortung penibel wahr und werde auch bei einem allfälligen
nächsten Anlassfall wieder so vorgehen wie diesmal beim "Feldhasen", doch gehe sie davon aus, dass
nunmehr die entsprechende Sensibilität für die Materie gegeben sei.
Gehrer betonte, Synergieeffekte würden sehr wohl genützt, wie am Beispiel von KHM, Völkerkunde-
und Theatermuseum zu ersehen sei. Die Albertina habe ihr Budget nicht überzogen, sie nutze ihre Ausstellungsflächen
sehr gut und stoße auf positive Resonanz. Schließlich merkte die Ministerin an, dass Nebeneinkünfte
der Direktoren ob der abgeschlossenen Dienstverträge nicht meldepflichtig seien. |