Wien (rk) - Architekt Raimund Abraham und Marianne Gruber, Schriftstellerin und Präsidentin der Österreichischen
Gesellschaft für Literatur, wurden am Mittwoch (09. 03.) im Wiener Rathaus mit dem
v.li.n.re.: StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny, Marianne Gruber und Raimund Abraham, Foto:
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"Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien" ausgezeichnet. Marianne Gruber sei eine
Frau des Wortes, Raimund Abraham ein Visionär des Bauens, so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny
bei der Verleihung. "Beiden gemeinsam ist das gesellschaftspolitische Engagement. Beide äußern
sich zu Vorgängen in der Gesellschaft und waren dafür oft Kritik und Ignoranz ausgesetzt". "Von
einem, der auszog, um anderen das Fürchten zu lehren" betitelte Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au seine
Laudatio: "Raimund Abraham ist ein Besessener der Architektur. Abrahams Architektur ist Gewinn, ist Architektur
von dauerhafter Zukunft".
Als Schriftstellerin verarbeite Marianne Gruber antike Stoffe, versuche aufzurütteln und Mut zu machen für
den Alltag, erzählte ORF-Redakteur Adalbert Krause in seiner Laudatio. Als Präsidentin habe sie den Horizont
der Österreichischen Gesellschaft für Literatur erweitert und ihr internationale Anerkennung verschafft.
Er nehme diese Auszeichnung mit Stolz an, so Raimund Abraham in seinen Dankesworten. Seine Jahre in Wien waren
die einflussreichsten seines Lebens. Wien habe er nur geographisch verlassen. Er schätze die politische Großzügigkeit
der Stadt und des Bürgermeisters. Er hoffe, dass mit der nächsten Wahl die Würde der Republik wiederhergestellt
wird.
Sie verdanke dieser Stadt manches, so Marianne Gruber, etwa die Begegnung mit dem verehrten Viktor Frankl, aus
der eine Freundschaft entstanden sei. Die Begegnung mit ihrem Mentor Hans Weigel und vielen anderen Persönlichkeiten,
die sie geprägt haben. Sie liebe diese Stadt, selbst dann, wenn sie sie kritisiere. Denn es sei eine Kritik
aus Liebe.
Biographie Raimund Abraham
Raimund Abraham wurde 1933 in Lienz geboren. Nach der Matura studierte er an der Technischen Universität Graz
Architektur. Im Jahr 1964 ging er in die Vereinigten Staaten von Amerika. Seit 1971 ist er Professor für Architektur
an der Cooper Union und am Pratt Institute New York. Als Gastprofessor war er unter anderem auch an den Universitäten
von Yale, Harvard und Graz tätig.
Seine Ausstellungen wurden unter anderem im Museum of Modern Art New York, Centre Pompidou Paris, Pinakothek Athen,
Leo Castelli Galerie New York, Architektur Museum Frankfurt und in der Galerie Krinzinger Innsbruck gezeigt.
Abraham baute herausragende moderne Einfamilienhäuser mit skulpturalem Charakter noch vor seiner Übersiedlung
in die USA. In den USA entwarf er u. a. standardisierte Billighäuser (Providence, Rhode Island, 1968/69),
ein Tagesheim für Kinder (1968/69), die Rainbow Plaza in Niagara Falls (1973/77) und die Anthology Film Archives
(New York, 1980/89). Für die Internationale Bauausstellung in Berlin baute er einen Büro- und Wohnungskomplex
(1980/87), 1987/91 errichtete er die Siedlung Traviatagasse in Wien, 1990/93 baute er ein Bürohaus in Graz
und 1998/2002 verwirklichte er wohl seinen spektakulärsten Bau, das Österreichische Kulturforum in New
York, das internationales Aufsehen erregte.
Aus Protest gegen die FPÖ-Regierungsbeteiligung legte er in einem symbolischen Akt kurz vor der Eröffnung
des "Kulturforum New York" (am 18. 4. 2002) seine österreichische Staatsbürgerschaft zurück.
Biographie Marianne Gruber
Marianne Gruber wurde 1944 in Wien geboren. Nach der Matura studierte sie mehrere Semester Medizin, sowie
Psychologie bei Viktor Frankl.
Zu publizieren begann sie 1972. Ihre wichtigsten Bücher: "Die gläserne Kugel", 1981; "Protokolle
der Angst", 1983; "Zwischenstation", 1986; "Der Tod des Regenpfeifers" 1991, "Windstille"
1991, "Esras abenteuerliche Reise auf dem blauen Planeten", 1992; "Die Spinne und andere dunkelschwarze
Erzählungen", 1995. 2004 wurde ihr Roman "Ins Schloss", einer Kafka-Variation, von der Kritik
begeistert aufgenommen.
Sie war Mitglied der Grazer Autorenversammlung, ist Mitglied des "Österreichischen P.E.N. Club",
wo sie seit 1988 auch Vorstandsmitglied ist. Seit dem Jänner 1994 ist sie Präsidentin der "Österreichischen
Gesellschaft für Literatur".
Für ihr schriftstellerischen Schaffen erhielt Marianne Gruber zahlreiche Auszeichnungen, u. a. "Literaturförderungspreis
des Landes Niederösterreich" (1982), ein Staatsstipendium des BM f. Unterricht und Kunst (1990), den
"Jugendbuchpreis der Stadt Wien" (1992) und den "Würdigungspreis für Literatur" 1997.
Im selben Jahr erhielt sie außerdem die "Ehrenprofessur der Universität Nishni Nowgorod". |