Oper in einem Prolog und zwei Akten von Benjamin Britten am Salzburger Landestheater
Salzburg (landestheater) - Die psychologische Raffinesse, mit der Henry James die Deutung
der Ereignisse in der Schwebe hält, das namenlose Grauen beim Einbrechen des Irrationalen in die scheinbar
heile Welt, machen dieses Werk zu einem der faszinierendsten und meistinterpretierten Texte der Weltliteratur.
(dtv)
Das dumpfe Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt auf Bly, überkommt auch die junge Gouvernante, als sie
auf dem alten englischen Landsitz eintrifft. Überhaupt sind die Umstände ihrer neuen Anstellung äußerst
merkwürdig. Warum soll sie unter keinen Umständen ihren Auftraggeber in London kontaktieren, egal was
passiert? Und ihr Gefühl täuscht sie nicht. Eine dumpfe Ahnung des Grauens beginnt die Tage auf Bly zu
durchziehen. Miles und Flora, die beiden Kinder, um die sie sich kümmern soll, sind vordergründig reizend,
aber auch sie scheint ein Geheimnis zu umgeben. Eines Tages entdeckt die Gouvernante draußen beim Spazierengehen
einen fremden Mann auf dem Turm. Sie erfährt, dass dies nur Peter Quint sein kann, ein ehemaliger Kammerdiener
auf Bly, der eine sonderbare Freundschaft zu Miles unterhielt. Doch Peter Quint ist seit mehreren Jahren tot! Und
am Ufer des nahe gelegenen Teichs wird Flora von Miss Jessel aufgesucht. Doch auch sie, die frühere Erzieherin,
ist vor etlichen Jahren verstorben. Schließlich befindet sich die Gouvernante im Kampf mit längst Totgeglaubten.
Spuk und Wirklichkeit beginnen sich zu vermischen und die Schraube des Schreckens dreht sich immer enger. Doch:
Ist nicht alles nur Einbildung, Phantasie, eine Kopfgeburt des erhitzten Gemüts der Gouvernante?
"… ein wunderbar eindrucksvolles, aber schrecklich unheimliches und gruseliges Stück",
notierte bereits der neunzehnjährige Britten 1932 in sein Tagebuch, nachdem er eine Hörspiel-Fassung
der berühmten Erzählung von Henry James (1843 New York - 1916 London), dem Meister des psychologischen
Romans, im Radio gehört hatte. Viele Jahre sollten vergehen, bevor er die mysteriöse Erzählung als
Vorlage für seine vielleicht faszinierendste Oper benutzen sollte. Viel beachtet kam sie am 14. September
1954 im Rahmen der Biennale unter der Leitung des Komponisten im Teatro La Fenice in Venedig zur Uraufführung.
Lediglich fünf Monate brauchte Britten für die Komposition dieses Meisterwerks, was nicht zuletzt durch
das hervorragende Libretto Myfanwy Pipers ermöglicht wurde.
Die Oper nach der Erzählung von Henry James ist auf die vielfältigste Weise deutbar. James' Werk gilt
als Meilenstein der Horrorliteratur und entstand im selben Jahr wie auch Bram Stokers "Dracula". Brittens
kongeniale Komposition ist geprägt von harmonischen Verfärbungen, von Querverweisen in Motivik und Instrumentation
und spielt mit den Hörerwartungen der Zuschauer bis hin zu deren Umkehrung. Das Gefühl der Bedrohung,
des Schreckens ist in der Musik ebenso vorhanden, wie sie aber auch durch ihre tonmalerische Qualität, ihren
eigentümlichen Zauberklang zu begeistern vermag. Musikalisch nachvollziehbar werden so nicht nur der Kampf
zwischen den Kräften des Guten und des Bösen, sondern auch alle subtileren
Untertöne, die sich aus der Beziehung zwischen den Kindern und den verstorbenen Erwachsenen ergeben.
THE TURN OF THE SCREW
Oper in einem Prolog und zwei Akten
Libretto von Myfanwy Piper nach der Erzählung von Henry James
Musik von Benjamin Britten
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Premiere: Samstag, 19. März 2005 um 19 Uhr im Landestheater
Musikalische Leitung: Ivor Bolton
Inszenierung Aidan Lang
Bühnenbild und Kostüme Jason Southgate
Musikalische Assistenz Kai Röhrig
Dramaturgie Michael A. Sauter
The Prologue / Quint Timothy Robinson / Josef Köstlinger
Governess Emma Gane / Elisabeth Flechl
Miles St. Florianer Sängerknabe
Flora Erin McMahon
Mrs. Grose Susannah Self
Miss Jessel Nina Berten
Mitglieder des Mozarteum Orchesters Salzburg
Pianist: Per Rundberg
Weitere Vorstellungen:
22.3., 24.3./ 8.4., 13.4., 21.4./ 4.5., 11.5., 29.5., 31.5./ 3.6., 5.6., 7.6., 9.6., 11.6.
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