Staatssekretär Kukacka steht Rede und Antwort im Budgetausschuss
Wien (pk) - Die wesentlichsten Ausgaben im Arbeitsbereich von Vizekanzler Gorbach beziehen sich auf
die Kosten für die Eisenbahninfrastruktur (rund 1.022,5 Mill. €), auf die gemeinwirtschaftlichen Leistungen
ÖBB und Privatbahnen in der Höhe von 620,6 Mill. €, auf die Wasserbauverwaltung (inklusive dem Katastrophenfonds)
von 77,5 Mill. € und auf den öffentlichen Personennah- und Regionalverkehr (63,6 Mill. €). Nicht nur die Bahn
und ihre Probleme standen im Mittelpunkt der Anfragen der Abgeordneten, sondern auch der Semmering-Basis-Tunnel.
Abgeordneter Kurt Eder (S) sprach von „schweren Zeiten“ für die Bahn, hinterfragte ein Finanzkonzept
bis 2010 und leitete dann zum Semmering-Basis-Tunnel über, bei dem er sich überrascht zeigte, dass ein
„fixfertiges Projekt“, das 1989 umgesetzt hätte werden können, nun nicht weiterverfolgt werde. Knapp
100 Mill. € seien bisher in dieses Projekt investiert worden. Wer trägt hiefür die Verantwortung?, fragte
er: der Vizekanzler oder der Generaldirektor der ÖBB? Konkret wollte er zudem wissen, welche Motive bestehen,
dass das bestehende Tunnelprojekt zurückgezogen wird, wieweit ein Ersatzprojekt ausgearbeitet sei und was
dieses kosten werde.
Abgeordneter Werner Miedl (V) zeigte sich als steirischer Abgeordneter besonders froh über die gestrige
Vorgangsweise im Zusammenhang mit dem Semmering-Basis-Tunnel. Besonders unterstrich Miedl den Konsens „für
eine Lösung europäischer Dimension“. Diese sei wirtschaftspolitisch notwendig, gehe es doch um den Wirtschaftsstandort
Österreich.
Abgeordnete Gabriela Moser (G) listete ihre Anfragen auf. U.a. wollte sie wissen: Was kostet die derzeitige
Werbekampagne in den Medien? Wieviel investiert die Bundesregierung in das Schieneninfrastrukturpaket? Welche Kosten
sind in diesen 93 Mill. € für den Semmeringtunnel enthalten? Wie schaut die Kostenstruktur beim neuen ÖBB-Vorstand
aus?
Abgeordneter Klaus Wittauer (F) interessierte sich für die Ausfinanzierung des Brenner-Basis-Tunnels,
erkundigte sich nach den Geldmitteln für ein österreichweites Verkehrsleitsystem und nach Lärmschutzausgaben.
Staatssekretär Helmut Kukacka wies in seiner Beantwortung darauf hin, dass in dem Budget 2006 wesentliche
Schwerpunkte für die Infrastruktur, vor allem beim Schienenausbau, im Straßenbau und für neue Investitionen
in die Wasserstraße Donau enthalten sind. 3,4 Mrd. € werden investiert. Davon gehen 1,5 Mrd. € in die Autobahnen
und Schnellstraßen, 541 Mill. € in die Bundesstraßen, 1,4 Mrd. € in den Schienenausbau und 77 Mill.
€ in wasserbauliche Maßnahmen. Es werde mehr in die Infrastruktur investiert als jemals zuvor, unterstrich
Kukacka. Insbesondere sei es gelungen, durch die Installierung des Mautsystems genügend Einnahmen zu erhalten,
um größere Straßenstücke optimal finanzieren zu können. Aus dem Verkauf der Pkw-Vignette
lukrierte man einen Erlös von 300 Mill. €, aus der Lkw-Maut von 600 Mill. € und aus der Sondermaut von 250
Mill. €. Somit funktioniere das hochrangige Straßensystem im Gegensatz zur Schiene – ohne Einrechnung externer
Kosten – kostendeckend und funktioniere selbstfinanzierend; es müssen keine Budgetzuschüsse bezahlt werden,
betonte er.
Auf der Schiene gebe es Rekordinvestitionen; dies werde mit dem ÖBB-Rahmenplan, einem rechtlich verbindlichen
sechsjährigen Investitionsplan, der von Jahr zu Jahr fortgeschrieben werde, abgesichert. Dieser Rahmenplan
bringe mehr Transparenz, mehr Planung und Umsetzungssicherheit, unterstrich das Regierungsmitglied und fügte
hinzu, dass der Rahmenplan immer wieder einer Evaluierung unterzogen werde.
Der gesamte ÖBB-Finanzbedarf belaufe sich auf 4,5 Mrd. €, davon werden 3,3 Mrd. € aus dem Bundeshaushalt finanziert.
1 Mrd. € ist ein Zuschuss für den Betrieb der Schieneninfrastruktur, um den täglichen Betrieb der ÖBB
abzusichern. 585 Mill. € gehen in die gemeinwirtschaftlichen Leistungen; dieses Geld werde für Tarifstützungen
verwendet. 1,4 Mill. € sind ein Bundeszuschuss zu den ÖBB-Investitionen. Rund 1,4 Mrd. € werden nächstes
Jahr zur Finanzierung des Schieneninfrastrukturausbaus benötigt. Es werden Kredite aufgenommen, für die
der Bund haftet. In Verhandlungen mit den Ländern konnte für Großprojekte eine Kostenbeteiligung
und eine Vorfinanzierung erreicht werden. Das gelte für die Koralmbahn und für die Summerauer Strecke.
Zu der neuen Semmering-Lösung meinte der Staatssekretär, es gab bisher kein baureifes Projekt. Es sei
zwar ein Projekt vorgelegen, das zum Teil eisenbahnrechtlich, nicht aber naturschutzrechtlich bewilligt gewesen
sei, da das Land Niederösterreich Einspruch erhoben habe. In den Probestollen wurden 92 Mill. € investiert,
weil man auch auf Weisung der Verkehrsminister damit begonnen habe, ohne dass für alle Bauabschnitte Behördenbewilligungen
vorgelegen seien. Nun habe die Bundesregierung gemeinsam mit Niederösterreich und der Steiermark den neuen
Beschluss gefasst, dass dieses Projekt zurückgezogen und ein neues Projekt eingereicht wird. Der Tunnel werde
um 7 km länger sein als der alte, es werde eine zweite Tunnelröhre geben und es werde durch die sanftere
Steigung mehr Zugskapazität (200 t mehr pro Zug) möglich sein. Bei den Betriebskosten werde der Tunnel
kostengünstiger sein. Insgesamt werde das Projekt 1,25 Mrd. € kosten – um 250 Mill. mehr als das alte Projekt-,
als Fertigstellungstermin werde das Jahr 2018 angepeilt.
In einer zweiten Diskussionsrunde wurde eine Reihe von weiteren Fragen gestellt. Der Bogen der Anfragen spannte
sich von der Güterumfahrung St. Pölten und den Nebenbahnschließungen über zusätzliche
Mittel für den Klimaschutz und die Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr bis hin zur Breitbandinfrastruktur
und den Postamtschließungen. – Die Beantwortung der Anfragen soll auf schriftlichem Wege erfolgen. |