Neue Pflanzenfarben für die Textilindustrie
Wien (ecology.at) - Aus Zwiebelschalen, Rinden, Schwarzteetrester und anderen pflanzlichen Rest-
und Rohstoffen können Textilien nun auch industriell gefärbt werden. Was schon seit Jahren als Idee in
den Köpfen von Textilfärbern schwelgt, ist jetzt dank einer geschickten Produktinnovation realisiert
worden. Im Rahmen der Programmlinie „Fabrik der Zukunft“ – einer Initiative des Bundesministerium für Verkehr,
Innovation und Technologie (BMVIT) - hat das Österreichische Ökologie-Institut gemeinsam mit dem Institut
für Textilchemie und Textilphysik in Dornbirn ein Verfahren entwickelt, mit dem pflanzliche Reststoffe der
Lebensmittel- und Holzindustrie wie Zwiebelschalen oder Rinden sowie Färbepflanzen für die Textilfärbung
eingesetzt werden. Mit einem "Färbepflanzenbaukasten", der Farben aus Kanadischer Goldrute, Schwarzteetrester,
Nussschalen, Zwiebelschalen und Eschenrinde, eine Farbmusterkarte, Beispiele von gefärbter Wolle und eine
Färbeanleitung enthält, tritt das Projektteam nun an Färberei - und Textilbetriebe mit dem Angebot
heran, die neuen Farbstoffe auszuprobieren und sich so ein eigenes Bild zu machen. Und das lohnt sich, denn mit
den Pflanzenfarben können schöne Natur-Farbtöne erzielt werden. "Bisher wurden selbst Natur-
und Öko- Textilien zum Großteil synthetisch gefärbt, da das Angebot an Pflanzenfarbstoffen den
Anforderungen der Textilindustrie nicht genügte." betont die Projektleiterin Barbara Rappl vom Ökologie-Institut.
Vernetzung von Anbietern und Abnehmern
Bisher scheiterte die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen in der Textilfärbung daran, dass das
Angebot an Roh- und Reststoffen und die Nachfrageseite nicht miteinander vernetzt waren. Dieses Hindernis ist charakteristisch
für nachwachsende Rohstoffe und ihre stoffliche Nutzung. Das Ökologie-Institut fand die Akteure der Produktnutzungskette
und schuf die Basis für eine für alle vorteilhafte Zusammenar- beit: Mit renommierten Textilerzeugern,
Zwiebelgroßhändlern, Tee- und Gewürzhändlern, Fruchtsafterzeugern und Sägewerken arbeitete
man gemeinsam an der Produktidee. Nach ersten Versuchsfärbungen wurden bereits Arbeiten an Farbstoffprototypen
begonnen, die einem festgelegten Standard entsprechen sollen.
Nachhaltig profitieren
Wenn sich das neue Verfahren zumindest als Nischenprodukt durchsetzt, könnten viele nachhaltig profitieren:
Lebensmittelbetriebe und Holzindustrie könnten ihre Reststoffe verkaufen, Landwirte mit dem Anbau von Färbepflanzen
einen neuen Erwerbszweig aufbauen. Und die Umwelt profitiert mehrfach davon: Abfälle werden wiederverwertet,
die Farbstoffe beruhen auf nachhaltigen Rohstoffen und der Energieverbrauch wird reduziert. Das entwickelte Verfahren
verzichtet auf den Einsatz von Schwermetallbeizen aus Kupfer, Zinn oder Chrom - als Beizen werden lediglich die
auch in der Abwasserreinigung verwendeten Eisen- und Aluminiumbeizen verwendet. |