Neue Karrierechancen am Gregor Mendel-Institut
Wien (öaw) - GMI Young Investigator - so heißt eine neue Karrierestufe am Campus Vienna
Biocenter. Damit eröffnet jetzt das Gregor Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften bereits jungen hervorragenden ForscherInnen aus dem In- und Ausland die Möglichkeit,
ihre eigene Arbeitsgruppe zu führen. Als erster GMI Young Investigator wurde der 32-jährige Dr. Karel
Riha berufen. Der nun jüngste Gruppenleiter am Campus erhält dafür Forschungsfreiheit und alle notwendigen
Ressourcen, um seine international beachteten Arbeiten über Unterschiede zwischen pflanzlichen und tierischen
Chromosomen eigenverantwortlich voranzutreiben.
In vielen außeruniversitären Forschungseinrichtungen bekommen junge MitarbeiterInnen erst sehr spät
die Chance, ihre eigene Gruppe aufzubauen. Ein Grund dafür ist die verbreitete Tendenz, junge promovierte
WissenschaftlerInnen über viele Jahre an den Projekten von etablierten Gruppen mitarbeiten zu lassen. Sturm
& Drang im Labor Nun bietet das Gregor Mendel-Institut (GMI) exzellenten ForscherInnen zwei bis fünf Jahre
früher als üblich die Chance, ihre eigenen Projekte zu bearbeiten. Nach Ansicht von Prof. Dieter Schweizer,
wissenschaftlicher Direktor des GMI, bringt das Integrieren junger WissenschaftlerInnen in ein arriviertes Team
neben zahlreichen Vorteilen bei zu langer Anstellungsdauer auch Nachteile. Dazu Dieter Schweizer: "Dann können
die Talentiertesten ihr kreatives Potential nicht voll entfalten und werden zu spät selbständig. Junge
Köpfe haben neue, manchmal gar revolutionäre Ideen und auch die Begeisterung und Ausdauer, ihre Thesen
in aufwändigen Versuchen zu überprüfen. Den Außergewöhnlichen unter den Jungen muss schon
früh Forschungsautonomie gewährt werden. Dabei soll die Leistungskontrolle anhand der Qualität ihrer
Veröffentlichungen extern durch ein internationales Scientific Advisory Board - nicht intern durch den Direktor
- erfolgen. Genau das bieten wir nun am GMI."
Wichtigster Aspekt der neu geschaffenen Position als GMI Young Investigator ist die Freiheit, eigene Forschungsprojekte
zu planen und diese zu bearbeiten. Gut ausgebildete technische MitarbeiterInnen und die notwendige Infrastruktur
werden dabei vom GMI zur Verfügung gestellt. Das Institut wird im Herbst 2005 modernste Laborräume am
Campus Vienna Biocenter beziehen. Pflanzen sind wie Tiere - nur anders Der erste, schon mehrfach ausgezeichnete
GMI Young Investigator ist - wie dies die Position vorsieht - ein Wissenschaftler von internationalem Profil. Der
32-jährige Dr. Karel Riha erhielt im Jahr 1998 ein Stipendium der amerikanischen National Science Foundation
- unmittelbar nach Beendigung seines Doktoratsstudiums mit erst 26 Jahren. Im Anschluss an eine sehr erfolgreiche
vierjährige Forschungstätigkeit in den USA entschied er sich im Jahr 2003 für eine Position in der
Gruppe des Direktors am GMI - und damit gegen ein zweites Angebot eines Spitzenforschungsinstituts in Deutschland.
Die Leidenschaft von Dr. Riha sind die als Telomere bezeichneten Enden der Chromosomen, die großen Einfluss
auf die Genomstabilität haben. In tierischen Organismen führen Schädigungen der Telomere zu einem
beschleunigten Alterungsprozess oder zum raschen Zelltod. Pflanzen hingegen scheinen gegen solche Schäden
robuster zu sein. Ihre Zellen schaffen trotzdem noch zahlreiche Zellteilungen, und der Alterungsprozess wird weniger
beschleunigt. Solche Unterschiede zwischen Tieren und Pflanzen sind es, die Karel Riha faszinieren, und die er
nun mit seiner eigenen Gruppe und eigenem Budget weiter erforschen wird. Dazu Karel Riha: "Ich habe mich für
das GMI entschieden, da es am Campus Vienna Biocenter einen tollen Mix wissenschaftlicher Felder gibt. Als Pflanzenbiologe
kann ich mich hier mit Kollegen aus der medizinischen Forschung über die Eigenheiten des tierischen und pflanzlichen
Stoffwechsels rege austauschen. Dabei empfinde ich es als sehr befriedigend, dass unsere Resultate zu den Mechanismen,
wie Pflanzen mit Telomerschäden fertig werden, auf großes Interesse bei den Kollegen der medizinisch
orientierten Forschung stoßen."
Das Interesse des tschechischen Staatsbürgers Karel Riha am molekulargenetischen Vergleich von Pflanzen und
Tieren ist vielleicht auch damit zu erklären, dass er seine akademische Laufbahn genau dort begann, wo die
- für Pflanzen wie für Tiere geltenden - Gesetze der Genetik im Jahr 1865 erstmals beschrieben wurden:
in Brünn (Brno) in der heutigen Tschechischen Republik. Durchgeführt wurden diese Arbeiten damals bezeichnenderweise
vom Namenspatron des GMI - dem Augustinermönch Gregor Mendel. |