Positive Handelsbilanz mit Frankreich – Außenhandelsstellen in Paris
und Strassburg bereiten Boden für Austrounternehmen vor
Wien (awo/pwk) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel traf am Donnerstag (17. 03.) mit dem französischen
Präsidenten Jacques Chirac und Premier Jean-Pierre Raffarin in Paris zusammen. Es ist der erste offizielle
Besuch Schüssels in Frankreich seit seinem Amtsantritt als Kanzler im Jahr 2000. Der Besuch findet im Vorfeld
der österreichischen EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2006 statt. Gesprächsthemen werden unter
anderem die europäische Verfassung, die bevorstehenden Beitrittsverhandlungen mit der Türkei und gemeinsame
Kulturprojekte sein.
„Abseits von den kulturellen Bindungen zwischen den beiden Ländern pflegt die österreichische Wirtschaft
seit Jahren hervorragende Kontakte mit ihren französischen Partnern, wie auch die jüngsten Außenhandelsstatistiken
belegen. 2004 ergab sich für Österreich eine positive Handelsbilanz von 164 Millionen Euro“, sagt Walter
Koren, Leiter der Außenwirtschaft Österreich (AWO) der WKÖ. 2004 legten die österreichischen
Exporte nach Frankreich um 6,6% auf 3,4 Milliarden Euro zu. Frankreich ist der sechstgrößte Abnehmer
österreichischer Waren. Koren: „Österreichische Exporteure sollten ihre Aktivitäten am französischen
Markt in den kommenden Jahren mit anhaltender Intensität fortsetzen, um beim sich abzeichnenden Konjunkturaufschwung
dabei zu sein.“ Die Struktur der österreichischen Frankreichexporte ist im Wesentlichen unverändert,
wobei Zunahmen bei Nahrungsmitteln und Stromlieferungen sowie Metallbearbeitungs- und Spezialmaschinen, Mess- und
Prüfgeräten, Möbeln und Schuhen zu verzeichnen sind. Die französischen Lieferungen nach Österreich
stiegen 2004 um 11,8% auf 3,2 Milliarden Euro. Frankreich liegt bei den Lieferländern hinter Deutschland und
Italien an 3.Stelle.
„Das Interesse österreichischer Exporteure am französischen Markt ist ungebrochen“, berichtet Philipp
Marboe, österreichischer Handelsdelegierter in Paris. „Wir setzen daher unsere Beteiligungen an Fachmessen
mit Gruppenständen der AWO oder die Unterstützung für Unternehmen als Einzelaussteller in unveränderter
Intensität fort.“ Aber nicht nur die Exporte nach Frankreich zeigen eine positive Entwicklung. Österreichischen
Firmen haben 2003 in Frankreich Investitionen von 200 Millionen Euro getätigt, während sich die französischen
Investitionen in Österreich auf 24 Millionen Euro beliefen. Insgesamt haben rund 200 österreichische
Unternehmen in Frankreich mit einem Gesamtvolumen von ca. 700 Millionen Euro in 38 Produktionsstätten, 141
Vertriebsniederlassungen und über 20 Dienstleitungsbetriebe investiert.
Insgesamt haben rund 200 österreichische Unternehmen in Frankreich mit einem Gesamtvolumen von ca. 700 Millionen
Euro in 38 Produktionsstätten, 141 Vertriebsniederlassungen und über 20 Dienstleitungsbetriebe investiert.
Beispiele für österreichische Unternehmen mit Produktionsstätten oder Vertriebsniederlassungen in
Frankreich sind etwa Kaindl Holzindustrie, Wienerberger, Mayr Melnhof, Plasser & Theurer, Egger Fritz/Spanplattenproduktion,
Palfinger, AUA, Swarowski oder KTM. Einige der österreichischen Unternehmen, die erfolgreich in Frankreich
tätig sind, wurden auch für den Exportpreis 2005, der am 30. Juni 2005 in der Wirtschaftskammer verliehen
wird, nominiert (Frequentis Nachrichtentechnik Ges.m.H., Zeiler Ing. R. GmbH, Andritz AG).
Neben dem traditionellen Engagement in den Großräumen Paris und Lyon, insbesondere in den Bereichen
Papier, Baustoffe, Holz, Verpackung und zunehmend High-Tech, investieren österreichische Firmen verstärkt
in Ostfrankreich (Elsass, Lothringen und Rhône-Alpes), das dem Betreuungsbereich der Außenhandelsstelle
Strassburg zufällt. „In Lothringen eröffnet etwa Magna im Frühsommer ein neues Presswerk mit vorläufig
200 Mitarbeitern auf 27.000 Quadratmetern, das auf 60.000 Quadratmeter ausgebaut werden soll“, sagt Michael Spalek,
Handelsdelegierter in Strassburg. Von diesem Werk aus werden die großen Kfz-Produzenten in Frankreich und
Süddeutschland, wie Renault, PSA, Smart oder Ford beliefert. Die Investitionen der Fa. Magna betragen in der
ersten Stufe rund 50 Millionen Euro. Generalunternehmer für die Errichtung des Presswerkes ist das österreichische
Unternehmen Unger, das wiederum andere heimische Betriebe, wie die Firmen Doka und Karl Reisenhofer GesmbH, zum
Zug kommen lässt.
Die Kfz-Industrie ist eine der wichtigsten Branchen dieser Region und bietet auch jede Menge Chancen für österreichische
Zulieferer. Spalek: „Generell bietet sich Ostfrankreich und hier insbesondere das Elsass als idealer Einstiegsmarkt
für Frankreich an. Die zentrale Lage und Zweisprachigkeit der Bevölkerung – 70 Prozent der Elsässer
sprechen Deutsch und Französisch - sowie gut ausgebildete Arbeitskräfte, erleichtern den Zugang nach
Frankreich.“ Die Region ist aber nicht nur das Tor zu Frankreich, sondern bietet auch direkten Zugang zum süddeutschen
und Schweizer Markt. Das lokale Lohnniveau liegt unter dem der Schweiz oder Deutschlands, was die Attraktivität
des Elsass als potentiellen Wirtschaftsstandort weiter erhöht. Die größten Chancen für österreichische
Unternehmen im Elsass liegen vor allem in den Bereichen Automobilzulieferung, Bauholzlieferungen und Umweltindustrie.
Das Elsass ist zwar die kleinste Region Frankreichs, liegt aber bei seinem Beitrag zum französischen BIP an
dritter Stelle. 12% der österreichischen Exporte nach Frankreich gingen 2004 ins Elsass, weitere 12% der Exporte
gehen in die Region Rhône- Alpes. |