Innovative dermatologische Therapieverfahren im interdisziplinären Fokus
Wien (halik) - Von Forschungsergebnissen aus dem Bereich der Wirkstoffentwicklung über Maßnahmen
zur Qualitätssicherung bis hin zu neuen Strategien zur Behandlung chronischer Hautleiden wie Neurodermitis,
Schuppenflechte oder "offene" Beine reicht die Themenpalette bei der 9. Jahrestagung der GD Gesellschaft
für Dermopharmazie am 14. und 15. März in Wien. Neben zahlreichen Experten aus den Bereichen Dermatologie,
Pharmazie und Kosmetik hat auch Österreichs Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat ihre Teilnahme an der
ersten GD-Tagung in Österreich zugesagt. Sie wird zur Eröffnung des wissenschaftlichen Hauptprogramms
am zweiten Veranstaltungstag ein Grußwort sprechen.
Mitte März dreht sich in der Veterinärmedizinischen Universität Wien alles um das größte
menschliche Organ, die Haut. "Von besonderem Interesse sind vor allem die innovativen Therapieverfahren zur
Linderung chronischer Hauterkrankungen", erklärt Professor Dr. Werner Aberer von der Universitätshautklinik
Graz, der gemeinsam mit Professor Dr. Claudia Valenta vom Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie
der Universität Wien die wissenschaftliche Tagungsleitung inne hat. "Weiterhin spielen aktuelle ökonomische,
gesundheitspolitische und kosmetische Aspekte eine bedeutende Rolle innerhalb des abwechslungsreichen Tagungsprogramms",
ergänzt der GD-Vorsitzende Dr. Joachim Kresken aus Viersen.
Chronisches Leiden "offene" Beine
Nicht heilende Unterschenkelgeschwüre, die so genannten "offenen" Beine, bilden einen thematischen
Schwerpunkt der Tagung. "Rund ein Prozent der Bevölkerung ist von dem chronischen Leiden betroffen; vor
allem bei älteren Frauen tritt es gehäuft auf", sagt Professor Aberer. Oft sind es Krampfadern,
die zu einem "offenen" Bein führen: Wenn sich das Blut in den Beinen staut und das Gewebe nicht
mehr ausreichend mit Sauerstoff und anderen Nährstoffen versorgt wird, können Wunden nur schlecht heilen.
Neben einer genetischen Veranlagung gelten Übergewicht und Bewegungsmangel als bedeutende Risikofaktoren.
Mit einer intensivierten Therapie, zu der vor allem Kompressionsverbände und -strümpfe gehören,
gelingt es in den meisten Fällen, solche Wunden dauerhaft zu schließen. Gute Nachricht gerade für
jüngere Patientinnen: Moderne Kompressionsstrümpfe sind farbig, können sogar witzig und schrill
sein und mit der herkömmlichen Kleidung ideal kombiniert werden.
Innovative Medikamente
Im Mittelpunkt des Interesses stehen neue medikamentöse Therapieansätze bei Neurodermitis und
Schuppenflechte. "Mit den so genannten topischen Immunmodulatoren und den Biologicals stehen seit kurzem innovative,
hochwirksame und gleichzeitig sichere Medikamente zur Verfügung", erklärt Professor Aberer. Daneben
werden aktuelle Forschungsergebnisse zu noch nicht vermarkteten neuen Wirkstoffen, neue Einsatzgebiete für
seit langem bekannte Wirkstoffe, innovative Trägersysteme für Hautarzneimittel sowie Methoden zur objektiven
Wirksamkeitsbeurteilung von Kosmetika vorgestellt und diskutiert.
Im Blickpunkt: Die dermatologische Rezeptur
Umfangreich beleuchtet - sowohl aus dermatologischer als auch aus pharmazeutischer Sicht - wird auch die
dermatologische Rezeptur. "Darunter versteht man die Verordnung, Herstellung und Abgabe von Hautarzneimitteln,
die in der Apotheke hergestellt werden", erläutert der GD-Vorsitzende Dr. Kresken, der selbst eine öffentliche
Apotheke betreibt. In verschiedenen Veranstaltungen werden Gegenwart und Zukunft der dermatologischen Rezeptur
in Deutschland, Österreich und der Schweiz erörtert; wesentlicher Diskussionspunkt ist dabei die Qualitätssicherung.
Dr. Kresken: "Hierfür tragen die einzelnen Ärzte und Apotheker ebenso Verantwortung wie Kammern,
Fachgesellschaften und Berufsverbände sowie die Hersteller und Lieferanten von Rezepturbestandteilen und Packmitteln."
Hautpatienten müssen zu viel aus eigener Tasche zahlen
Das viel diskutierte Thema Gesundheitsökonomie nimmt bereits zum dritten Mal hintereinander breiten
Raum bei einer GD-Jahrestagung ein. Die Gesellschaft beklagt, dass Patienten mit chronischen Hauterkrankungen über
Gebühr von der deutschen Gesundheitsreform belastet werden und jetzt einen großen Teil der notwendigen
Medikamente aus eigener Tasche zahlen müssen. Während die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2004 einen
Ausgabenrückgang für Hautarzneimittel von fast 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichneten, stieg
die Eigenbelastung eines Patienten mit einer chronischen Hautkrankheit wie Neurodermitis oder Psoriasis im gleichen
Zeitraum um bis zu mehrere Hundert Euro an. Nach Auffassung der GD stellt eine derart hohe Zusatzbelastung eine
Diskriminierung chronisch hautkranker Patienten dar, die es durch Schaffung neuer gesetzlicher Regelungen abzubauen
gelte. |