Haslauer überreichte René-Marcic-Preis an Werner Mück / "Genialer Journalist
mit Ecken und Kanten"
Salzburg (lk) - „Journalisten haben Macht, enorme Macht, und von ihnen ist das Bewusstsein um diese
Macht, aber auch um die Gefährlichkeit ihres Missbrauches abzuverlangen. Journalismus und Massenmedien haben
eine öffentliche Aufgabe, die sie für die Gesellschaft zu erfüllen haben, weil sie in wesentlichem
Ausmaß an der politischen Meinungs- und Willensbildung mitwirken. Durch ihren Einfluss auf und ihre Kontrollfunktion
am öffentlichen Leben und an der politischen Willensbildung gewinnen die Massenmedien Macht und diese bedingt
die Frage nach der Verantwortung“. Dies erklärte Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer am Sonntag
(13. 03.) in der Max-Gandolph-Bibliothek im Residenz-Neugebäude bei der Verleihung des René-Marcic-Preises
2005 für publizistische Leistungen an ORF-Chefredakteur Prof. Werner Mück.
Macht und Verantwortung zu verbinden und Orientierung zu geben – das habe der große Salzburger Publizist
René Marcic in einer Zeit vorgelebt, in der die Strukturen der heutigen Gesellschaft Gestalt annahmen. „Gehasst
und geliebt“ und das heiße „Nicht gleichgültig, nicht durchschnittlich und nicht „everybody‘s darling“,
so werde der heurige Preisträger Werner Mück charakterisiert. „Das heißt auch Ecken und Kanten,
an denen mancher – und manche – anstößt und gelegentlich auch Verletzung nimmt. Die Etikette ‚Gehasst
und geliebt’ schließt aber auch eine hohe Anerkennung mit ein, die über bloße Akzeptanz weit hinaus
reicht. Die ganz individuelle Aussage der Jury über Werner Mück aber lautete: ‚Genial als Journalist’.
Diese ebenso knappe wie eindeutige Zensur findet sich in der Liste der Besten unter den Guten nur ein einziges
Mal und rechtfertigt auf glänzende Weise die heutige Preisverleihung“, so Haslauer. Mück habe in seinem
publizistischen Wirken das Wechselspiel und die Verwobenheit von Macht und Verantwortung nie vergessen. Er habe
in der guten journalistischen Tradition eines René Marcic Maß und Augenmaß nie verloren und
Orientierung gegeben, Mück habe provoziert, ohne zu beleidigen, kommentiert ohne zu belehren, informiert ohne
zu manipulieren und seine Macht mit Verantwortung unterlegt. Mück wähle aus der Vielfalt, ohne zu verschweigen,
und ordne die Information, um deren Flüchtigkeit Konturen zu geben.
Reale und mediale Wirklichkeiten nebeneinander
„Wir leben in einer Informationsgesellschaft. Der Fortschritt der Informationstechnik ist so rasant, dass erstmals
in der Geschichte die menschliche Phantasie den real ablaufenden Entwicklungen nachhinkt. Neuerungen, die heute
unser Vorstellungsvermögen übersteigen, sind morgen bereits zu Aktionspreisen in den Großmärkten
erhältlich und übermorgen Selbstverständlichkeit unseres Alltags.“ Drei Phänomene sieht Haslauer
als Zeichen für eine geänderte Welt:
- Die Gesellschaft nimmt die Welt, ihre eigene Welt, im Wesentlichen nur noch durch die Vermittlung der Medien
wahr. Der Kampf um den Platz im Bewusstsein der Menschen wird mit Nachrichten geführt, egal ob diese falsch
oder unsinnig übertrieben sind.
- Wir leben in einer Informationsgesellschaft, aber keineswegs in einer informierten Gesellschaft. Noch nie waren
so viele Menschen einer so großen Meldungsfülle so hilflos ausgeliefert. Das Drama unserer Zeit besteht
im zuviel an Gleichzeitigkeit, nicht Information, Zeit ist die Mangelressource. Das Informationsdilemma macht eine
der vornehmsten Aufgabe der seriösen Medien und deren Mitarbeiter sichtbar, nämlich im Informationsgewitter
Orientierung zu geben.
- Realität und das mediale Bild von ihr haben oftmals nichts mehr miteinander zu tun, die Wirklichkeit wird
virtuell und überlagert die wahre Wirklichkeit. Die Wirklichkeit wird ohne Aufscheinen in den Medien nicht
bewusst, sie findet nicht statt.
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