St. Pölten (nöwpd) - Wie die PISA-Studie deutlich gemacht hat,
zeigen insbesondere Hauptschüler zum Teil erhebliche Lernschwächen, z.B. in Mathematik. "Hier muss
man unbedingt ansetzen. Denn nach einer Umfrage, die wir bei 300 niederösterreichischen Betrieben durchgeführt
haben, bezeichnet jedes zweite Unternehmen die ungenügende Vorbildung der Lehrlinge als größtes
Hemmnis in der Lehrlingsausbildung", erklärt NÖ Wirtschaftskammerpräsidentin Sonja Zwazl.
In Zusammenarbeit mit der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft mache man deshalb Aufnahmetests, deren positive Bewältigung
Firmen von den Jugendlichen vor Beginn der Ausbildung verlangen, bereits in den Hauptschulen probeweise. Gut entwickelt
habe sich auch die gemeinsam mit dem AMS durchgeführte Aktion "Lernhilfe für Lehrlinge". Für
diese kostenlose Nachhilfe, die in ganz Niederösterreich flächendeckend angeboten wird, gebe es bereits
61 konkrete Anmeldungen, berichtet Zwazl. Am stärksten nachgefragt werden Mathematik, Rechnungswesen sowie
Steuer- und Regeltechnik.
Ein klares Bekenntnis legt die NÖ Wirtschaftskammerpräsidentin zum bestehenden dualen Ausbildungssystem
der Lehrausbildung im Betrieb und in der Berufsschule ab. Aber: "Es ist nicht einzusehen, dass
die Betriebe die Lehrlingsentschädigung auch in der Zeit zahlen müssen, in der der Lehrling nicht im
Betrieb ist, weil er die Berufsschule besucht. Während der Berufsschulzeit sollte die Lehrlingsentschädigung
ruhen. Weshalb muss die Wirtschaft für die Unterbringung der Jugendlichen, wie z.B. Internatskosten, aufkommen?",
fragt Zwazl. Auch die nur sehr schwer auflösbaren Lehrverträge sind ihr ein Dorn im Auge.
18.000 Lehrlinge werden derzeit in Niederösterreich in den verschiedensten Berufen ausgebildet ein
Plus von zwei Prozent gegenüber der letzten Lehrlingsstatistik. Interessantes Detail: In Niederösterreich
bilden vier von fünf Kleinbetrieben mit bis zu fünf Mitarbeitern mindestens einen Lehrling aus. Wie die
Umfrage ergeben hat, nutzen neun von zehn Unternehmen die Lehre als innerbetriebliche Kaderschmiede und ziehen
sich so ihren qualifizierten Nachwuchs selbst heran.
Erfreulich: "Für 2006 planen die NÖ Betriebe noch mehr Lehrlinge auszubilden als heuer", teilt
Zwazl mit. Um eine größere Zahl von Lehrstellen zu akquirieren, hat die NÖ Wirtschaftskammer den
Lehrbetrieben drei sogenannte "Lehrstellenberater" zur Seite gestellt. Bei den rund 1.000 Kontakten mit
Unternehmern seien so 232 neue Lehrplätze entstanden, gibt die NÖ Wirtschaftskammerpräsidentin bekannt. |