Schloßhof: Ein Garten wächst  

erstellt am
24. 03. 05

Der Barockgarten des kaiserlichen Festschlosses Hof ersteht in neuem und doch barockem Glanz
Schloßhof - 40 Gärtner weben derzeit an einem floralen Kunstwerk aus abertausenden Buchsbäumchen und seltenen Blütenpflanzen. Ab 15. April 2005 ist der Barockgarten für Besucher zugänglich.

Mehr als 40.000 Buchsbäume und damit 80 Prozent einer europäischen Jahresproduktion werden in den nächsten acht Tagen auf der Prachtterrasse vor dem kaiserlichen Festschloss Hof ausgepflanzt. 40 Gärtner widmen sich der Gestaltung eines der größten Barockbeete Österreichs: 5.500 Quadratmeter ornamentaler Pracht aus immergrünen Buchsbäumen und 14.000 Sommerblumen, eingefasst und elegant gegliedert von Bändern aus weißem Carrara-Marmor, rotem Ziegelkies und tiefschwarzem Kohlebruch – originalgetreu bis ins Detail.

Erstmals seit den Zeiten Prinz Eugens wird sich der prächtigste Teil des hoheitlichen Gartens wieder in der ursprünglichen Pracht entfalten. Über fast zweihundert Jahre war das hervorragende gartenarchitektonische Kunstwerk vernachlässigt worden und schließlich in Vergessenheit geraten. Nun wird mit der Bepflanzung der Terrasse 3 vor dem Gartenportal des Schlosses der erste Teil eines überaus umfangreichen Revitalisierungsprojektes abgeschlossen.

Akribische Studien sind den aktuellen gärtnerischen Arbeiten voraus gegangen. Gartenleiterin Yvonne Warnecke-Kumlehn, eine der führenden Barockgarten-Spezialistinnen Europas, hat für ihre Pläne auf verschiedene Unterlagen zurück greifen können: auf historische Aufzeichnungen ebenso wie auf die Ergebnisse gartenarchäologischer Grabungen des Bundesdenkmalamtes, nicht zuletzt aber auf die Expertise einer großen wissenschaftlichen Kapazität, Prof. Mark Laird. Der kanadischen Gartenhistoriker hat eine Vielzahl an Gemälden und Archivarien studiert, um jene Blütenpflanzen zu bestimmen, die zu Zeiten von Prinz Eugen im Garten von Schloss Hof kultiviert wurden. Balsaminen, heute überaus seltene Nelkenarten und sogenannte „Wunderblumen“ sind darunter – florale Botschafter einer damals neuen Welt. Für die Beschaffung dieser ebenso dekorativen wie prestigeträchtigen Raritäten beschäftigte der Prinz mehrere Agenten und befahl Sondertransporte, um die Pflanzen wohlbehalten von den Mittelmeerhäfen nach Schloss Hof zu schaffen. Die botanische Sammlung auf Schloss Hof galt deshalb auch als eine der wertvollsten seiner Zeit.
Die originalgetreue Rekonstruktion derart großer und fein gegliederter Barockbeete wie jener von Schloss Hof ist ein überaus seltenes Unternehmen. Vergleichbare Meisterwerke kunstvoll gestalteter Natur können nur noch in den Gärten des niederländischen Königsschlosses Het Loo, des Buckingham Palace oder bei Hampton Court besichtigt werden.

Es ist jedoch nicht nur ihre Größe, die die Barockbeete des kaiserlichen Festschlosses Hof so bemerkenswert macht, sondern auch das hohe Maß an Authentizität: „Die Anlage wird nicht rekonstruiert, sondern wiederbelebt. Da der Garten niemals umgestaltet wurde, können wir ihn unzweifelhaft in seinem originalen Erscheinungsbild neu erstehen lassen“, so Kurt Farasin, Direktor des kaiserlichen Festschlosses Hof.

Authentisch sind dabei nicht nur die Linienführung in den Beeten und die Komposition aus Blütenpflanzen, Buchsbäumen und verschiedenem Kies. Auch die genetische Verwandtschaft der Pflanzen im Garten des Prinz Eugen und dem des heutigen Schlosses ist eine denkbar enge. Die Samen der Sommerblumen wurden zum Großteil aus dem Garten von Monticello (Virginia) bezogen. Aus jenem Garten also, den Thomas Jefferson, der dritte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1743–1826), anlegen ließ und in dem sich die Pflanzen reinsortig und unveredelt über die Jahrhunderte erhalten haben. Als florale Zeugnisse barocker Prachtentfaltung.

Das kaiserliche Festschloss Hof – die Erlebniswelt mit authentisch eingerichteten Appartements von Kaiserin Maria Theresia und Prinz Eugen, dem prachtvollen Garten und dem Meierhof mit altem Handwerk und zahlreichen Haustieren seltener Rassen – öffnet erstmals am 15. April 2005.

Informationen: http://www.schlosshof.at
     
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