Österreich zum Tod von Papst Johannes Paul II  

erstellt am
04. 04. 05

Papst-Tod: Fischer spricht von allseits anerkannter Instanz
Bundespräsident: Papst-Tod "hat das österreichische Volk und mich persönlich mit großer Trauer und tiefer Betroffenheit erfüllt"
Wien (apa/hofburg) - Für Bundespräsident Heinz Fischer bedeutet der Tod von Papst Johannes Paul II. "den Verlust einer allseits anerkannten moralischen Instanz für Frieden, Menschenrechte, Gerechtigkeit und Kampf gegen Armut". In einem der APA übermittelten Kondolenzschreiben an den Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, heißt es, der Tod des Papstes "hat das österreichische Volk und mich persönlich mit großer Trauer und tiefer Betroffenheit erfüllt". Die Fahne auf der Hofburg wurde auf Halbmast gesetzt.

Das "unermüdliche Wirken" des Papstes für Frieden und für mehr Gerechtigkeit in den Lebensbedingungen der Menschen und Völker werde stets in Erinnerung bleiben, schreibt der Bundespräsident. Ebenso unvergessen sei das besondere Engagement "dieses großen Brückenbauers, für den Dialog zwischen den Religionen sowie seine steten Mahnungen gegen Rassenhass und religiöse Intoleranz".

Das Pontifikat von Johannes Paul II. habe entscheidend zur Überwindung der europäischen Teilung und zur Überwindung totalitärer Regime beigetragen. Von Anfang an habe sich der Papst "für die Ausdehnung der Friedensperspektive der europäischen Integration auf den ganzen Kontinent, in dessen Mitte Österreich liegt, eingesetzt".

Fischer: "Seine drei Pastoralbesuche in Österreich haben seine enge Verbundenheit mit unserem Land und seinen Menschen besonders deutlich zum Ausdruck gebracht."

 

Schüssel: ÖVP trauert um Papst Johannes Paul II.
Wien (övp-pd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zeigte sich am Samstag (02. 04.) abend "tief betroffen" über den Tod von Johannes Paul II. Der Bundeskanzler würdigte den Papst als "großen Kirchenführer und Staatsmann", als unermüdlichen Mahner zu Frieden und sozialer Gerechtigkeit und Verfechter der Menschenrechte. Schüssel erinnerte auch an die drei Österreich-Besuche des Heiligen Vaters, die nicht nur den Katholiken in Österreich Kraft gegeben haben.

Ethik der Verantwortung
"Sein Tod berührt uns alle", so Schüssel, der den Papst als "eine über alle Grenzen hin geachtete Verkörperung der Hoffnung" bezeichnete. Johannes Paul II. habe an der "Unantastbarkeit des menschlichen Lebens festgehalten und der Vernichtung menschlichen Lebens immer eine klare Absage erteilt". Der Bundeskanzler hob außerdem Johannes Paul II. Verdienste um die Wiedervereinigung Europas hervor.

Einheit der Christen

Wie kein anderer Papst vor ihm war Johannes Paul, II. um die Einheit der Christen, den Frieden zwischen den Religionen und der Aussöhnung der Katholischen Kirche mit dem Judentum bemüht. Unermüdlich, unbeachtet seiner eigenen Gesundheit und unter hohen Strapazen habe Johannes Paul II. seine Botschaft in 120 Staaten gepredigt, weil er von ihrer Universalität überzeugt war. "Er gab allen Leidenden Hoffnung, da er selbst sein Leid angenommen hat."

 

Khol: Das Parlament trauert um Papst Johannes Paul II.
"Mann des Friedens, der Freiheit und der Gerechtigkeit"
Wien (pk) - Das österreichische Parlament trauert um Papst Johannes Paul II. Nationalrats- präsident Andreas Khol zeigte sich bei Bekanntwerden der traurigen Nachricht "tief betroffen" und ordnete für das Parlament Trauerbeflaggung an. "Heute ist ein großer Staatsmann von uns gegangen. Das Staatsoberhaupt des Vatikans war ein Mann des Friedens, der Freiheit und der Gerechtigkeit, dem der Schutz des Lebens ein besonderes Anliegen war. Wir alle sind tief erschüttert. Die ganze Welt trauert um den charismatischen Papst, der Grenzen der Intoleranz überwunden und vielen Menschen neue Hoffnung gegeben hat. Der Papst stand für das Leben, nicht für den Tod. Bis zuletzt hat er mit aller Kraft für die Menschen, nicht nur für die Katholiken, gearbeitet und gebetet. Sein gesamtes Wirken stellte er in den Dienst der Welt, des Friedens und der Kirche", so der Nationalratspräsident.

Der Papst sei auch Wegweiser und Krisenmanager gewesen. "In schwierigen, weltpolitischen Situationen fand er stets die richtigen mahnenden Worte, die Gewicht hatten. Sein Wirken war mit entscheidend für das Ende des Kommunismus in Ost- und Mitteleuropa. Innerkirchliche Krisen hat der Heilige Vater mit Ruhe und Umsicht bewältigt. Er selbst war bei den Menschen anerkannt und unbestritten. Der Weltpolitiker Johannes Paul II. wurde immer wichtiger und beliebter. Die Welt ist ihm zu großem Dank verpflichtet", so Khol. Das gelte auch für die Republik Österreich. Mit seinen Besuchen in Österreich habe Johannes Paul II. nicht nur den Katholiken, sondern der gesamten Republik seine Wertschätzung erwiesen. "Im Namen des Parlaments möchte ich ihm dafür Hochachtung und Dank aussprechen."

Diese Wertschätzung sei im Vorjahr auch einer österreichischen Parlamentsdelegation zu Teil geworden. Der Heilige Vater empfing Nationalratspräsident Khol und die Klubobleute aller vier Parlamentsparteien im Vatikan. Für Khol "ein historisches Ereignis". "Der Papst hat jedes Delegationsmitglied individuell begrüßt. Die ganze Delegation, Gläubige und Nichtgläubige, war von der Persönlichkeit des Papstes beeindruckt", so Khol. "Johannes Paul II. hat uns mit großer Aufmerksamkeit zugehört und das Gespräch unterbrochen, wenn er etwas zu sagen hatte. Am Schluss hat er uns seinen apostolischen Segen erteilt und gesagt: "Dieser Segen ist für Österreich." Für Khol "ein tief beeindruckendes Erlebnis".

"Unvergessen wird auch der Heilige Vater selbst sein. Noch sehr lange wird die Welt von seinem Charisma profitieren. Noch lange wird er für viele ein Vorbild sein. Ein Vorbild für jene, die für den Schutz des Lebens, für Friede, Freiheit und Gerechtigkeit eintreten. Ein Vorbild für die Welt, eine prägende Persönlichkeit des Jahrhunderts", schloss Khol.

 

Bundesratspräsident Pehm: "Papst war ein herausragender Friedensstifter"
Bundesrat wird Papst Johannes Paul II. respektvoll und dankbar gedenken
Eisenstadt (pk) - Als "herausragende und charismatische Persönlichkeit, die den Weg Europas und den der gesamten Welt entscheidend mitgelenkt hat", würdigte der Präsident des Österreichischen Bundesrates, Georg Pehm, das Leben und Wirken von Papst Johannes Paul II. Der Papst sei eine höchst moralische, aber auch eine sehr wirkungsvolle politische Instanz gewesen. So habe Papst Johannes Paul II. einen wesentlichen Beitrag zur friedlichen Überwindung der kommunistischen Diktaturen in Europa geleistet. "Viele Menschen in Österreich, vor allem jene, die jahrzehntelang am Eisernen Vorhang leben mussten, sind ihm gerade dafür sehr dankbar", sagte der Bundesratspräsident.

Das Pontifikat sei insgesamt durch den unermüdlichen Einsatz für den Frieden gekennzeichnet gewesen, den der Papst als weltweit anerkannte moralische Autorität geführt hat, unterstrich Pehm: "Papst Johannes Paul II. wird uns und nachfolgenden Generationen daher vor allem als herausragender Friedensstifter in Erinnerung bleiben." Der Österreichische Bundesrat und seine Mitglieder werden einer großen und großartigen Persönlichkeit respektvoll und dankbar gedenken, sagte Pehm.

   
Kardinal Schönborn: "Johannes Paul II. ist 'zu Hause' angelangt"
Wien (stephanscom.at) - Wiener Erzbischof warnt davor, den verstorbenen Papst in die üblichen Kategorien von "fortschrittlich" und "konservativ" einordnen zu wollen - "Ein mutiger Querdenker" - "Bewegender" Tod am Vorabend des "Sonntags der Barmherzigkeit".

Der Tod des Papstes ist ein "schmerzlicher Moment des Abschieds", auch wenn man seit Tagen mit dieser Stunde rechnen musste, sagte Kardinal Christoph Schönborn vor Journalisten auf dem Wiener Stephansplatz, nachdem er die Todesnachricht erhalten hatte. Zugleich müsse man mit "christlicher Freude" feststellen, dass Johannes Paul II. am Ziel seines Lebens, "zu Hause", angelangt sei. Für jemanden, der so stark geglaubt habe wie Karol Wojtyla, sei Sterben das Ziel, "worauf sein ganzes Leben ausgerichtet war". Wörtlich sagte Kardinal Schönborn: "Ich hoffe und glaube, dass der Papst bei Gott ist".

Kardinal Schönborn warnte davor, den verstorbenen Papst in die üblichen Kategorien von "fortschrittlich" und "konservativ" einordnen zu wollen: "Dazu war er zu groß". Johannes Paul II. sei ein "mutiger Querdenker" in wichtigen Fragen gewesen, "vor allem dort, wo es um den Menschen geht". In diesem Zusammenhang verwies der Wiener Erzbischof vor allem auf den Einsatz für das Leben, die Menschenrechte, die weltweite Gerechtigkeit und den Dialog der Religionen. Johannes Paul II. habe den Mut gehabt, "anders zu denken als der 'Mainstream'".

Es sei "bewegend", dass Gott den Papst am Vorabend des "Sonntags der Barmherzigkeit" heimgeholt habe, sagte Kardinal Schönborn. Der Wiener Erzbischof erinnerte daran, dass Johannes Paul II. vor fünf Jahren - im Heiligen Jahr 2000 - den "Weißen Sonntag" (den Sonntag nach Ostern) zum "Sonntag der Barmherzigkeit" erklärt hatte. Die Überzeugung, dass Gott der Inbegriff der Barmherzigkeit ist, habe das Denken Karol Wojtylas seit Jahrzehnten geprägt. Diese Überzeugung war auch von den Visionen der im Jahr 2000 heilig gesprochenen Krakauer Ordensfrau Faustyna Kowalska geprägt. Im August 2002 weihte Johannes Paul II. in Krakau-Lagiewniki - am einstigen Wirkungsort von Schwester Faustyna - das eindrucksvolle neue Heiligtum der göttlichen Barmherzigkeit, das inzwischen zu einem der meistbesuchten Pilgerorte Europas geworden ist.

Als "faszinierend" bezeichnete Kardinal Schönborn die Fähigkeit des verstorbenen Papstes, aufmerksam zuzuhören, sein phänomenales Gedächtnis und die Lebendigkeit seines Geistes. Als Philosoph, der er seiner Ausbildung nach war, sei Johannes Paul II. bis zum Schluss "ein anregender und spannender Denker" geblieben.

Das entscheidende Erbe der drei Besuche Johannes Pauls II. in Österreich - 1983, 1988 und 1998 - sei die "Ermutigung zum Glauben" gewesen, unterstrich der Wiener Erzbischof.

 

Plassnik: "Papst Johannes Paul II hat seine Zeit und die Geschichte mitgeprägt“
Vorbild an Einsatz und Pflichterfüllung
Wien (bmaa) - "Dieser Papst hat in unverkennbarer Weise dazu beigetragen, unsere Zeit zu prägen und Geschichte zu gestalten", sagte nach bekannt werden seines Todes Außenministerin Ursula Plassnik. Sein unbeugsamer Glaube an die Würde jedes Menschen trug sein Eintreten für Menschenrechte, Frieden und soziale Gerechtigkeit. "Papst Johannes Paul II hat wesentlich dabei mitgewirkt, die Spaltung des europäischen Kontinents zu überwinden. Darauf hat er schon hingearbeitet, als nur wenige an diese Möglichkeit geglaubt haben," sagte die Außenministerin.

Der Papst habe stets betont, dass das gemeinsame Europa nicht bloß wirtschaftlich und politisch definiert werden könne. "Seine Botschaft, dass Europa die großen Herausforderungen des dritten Jahrtausends - Friede, Dialog der Kulturen, Bewahrung der Schöpfung - nur bewältigen kann, wenn es sich auch seiner kulturellen und religiösen Werte besinnt, ist sein Vermächtnis."

Sein unermüdlicher Einsatz für den Frieden in der Welt und sein Eintreten für soziale Gerechtigkeit gerade im Zeitalter der Globalisierung boten für viele Orientierung und wirkten weit über die katholische Kirche hinaus.

Johannes Paul II war mit Österreich besonders verbunden. Seine drei Pastoralbesuche 1983, 1988 und 1998 haben dieses Naheverhältnis besonders zum Ausdruck gebracht und wurden von den Österreicherinnen und Österreichern geschätzt und gewürdigt.

"Johannes Paul II hat bis zuletzt seine Berufung gelebt, trotz der schweren Verletzung nach dem Schussattentat, Krankheit und körperlicher Schwäche. Er bleibt ein Vorbild an persönlichem Einsatz und Pflichterfüllung", sagte die Außenministerin.

 

Gusenbauer: Johannes Paul II. war ein Brückenbauer zwischen den Welten
Vernehmbarer Mahner gegen Inhumanität und Turbokapitalismus
Wien (sk) - "Die Welt trauert um Papst Johannes Paul II. als einen wahren Brückenbauer zwischen den Welten, hier hatte sein Wirken historische Dimensionen", erklärte SPÖ- Vorsitzender Alfred Gusenbauer in Reaktion auf die Nachricht vom Ableben des Papstes gegenüber dem SPÖ-Pressedienst, "Vor allem aber war der Papst eine verlässliche Kraft gegen soziales Unrecht und eine vernehmbare Stimme gegen Inhumanität und ungezügelten Turbokapitalismus".

Johannes Paul II. war schon aufgrund seiner osteuropäischen Herkunft ein Mittler zwischen verschiedenen Kulturen und Lebenskreisen. "Er war ein Brückenbauer im besten Sinne des Wortes und hat in seinem enormen physischen Engagement bis zuletzt keine Rücksichtnahme auf gesundheitliche Befindlichkeiten gekannt", würdigte der SPÖ-Vorsitzende, "Sein persönliches Engagement gab über Jahre hinweg all jenen Bürgerrechtsbewegungen Hoffnung, die die kommunistischen Diktaturen Osteuropas überwinden konnten". Obwohl die wertkonservative Dogmatik des Vatikan unter Johannes Paul II. vielen Menschen fremd geblieben ist, ist sein erfrischender Amtsstil dennoch weltweit auf große Bewunderung und Sympathie gestoßen. "Johannes Paul II. war - vor allem aufgrund seiner zahllosen Reisen über den Erdball - ein Papst des Dialoges und der menschlichen Wärme. Selbst schwere Schicksalsschläge wie das Mordattentat oder schwere Krankheiten konnten ihn davon nicht abhalten. Als solcher wird er der Welt für alle Zeiten in guter Erinnerung bleiben", schloss Gusenbauer.

 

Van der Bellen: Johannes Paul II war grosse Persönlichkeit der katholischen Kirche
Betroffenheit über Tod des Papstes
Wien (grüne) - Betroffen zeigt sich der Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen vom Tod des Papstes. „Johannes Paul II war eine große Persönlichkeit der katholischen Kirche, und auch in politischen Belangen stets interessiert und engagiert.“ Van der Bellen verweist diesbezüglich besonders auf die Rolle des Papstes rund um den Fall des Eisernen Vorhangs. „Einigung und das friedliche Zusammenleben der Menschen waren ihm ein großes Anliegen. Diese Ziele hat er auch in den vergangenen Jahren, als es ihm gesundheitlich schon sehr schlecht ging, immer weiter verfolgt. Dafür schulden wir Johannes Paul II Respekt und Anerkennung. Seine
innerkirchliche Wirkung mögen Berufenere als ich bewerten“, schließt Van der Bellen.
     
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