Schönborn: Barmherzigkeit war "Kernbotschaft" Johannes Pauls II.  

erstellt am
04. 04. 05

Wiens Erzbischof zelebrierte im Stephansdom Gedenkgottesdienst für den verstorbenen Papst
Wien (www.kath.net / PEW) - Das Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit bezeichnete Kardinal Christoph Schönborn am Sonntagabend (03. 04.) beim Gedenkgottesdienst für Johannes Paul II. im Wiener Stephansdom als „Kernbotschaft dieses Pontifikats“. Der Wiener Erzbischof verwies auf die Worte auf dem Gnadenbild im Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit in Krakau-Lagiewniki, das für Johannes Paul II. so große Bedeutung hatte: „Jesus, ich vertraue Dir“.

Das Leben des Papstes habe weltweit berührt, nicht weniger berühre sein Sterben. Bei dem Gottesdienst im überfüllten Stephansdom erinnerte Kardinal Schönborn daran, dass Johannes Paul II. mit dem „unerschütterlichen Vertrauen des Glaubens“ einen Weg gewagt habe, der „groß im Leben“ und „groß im Sterben“ war. Es könne zu Recht von menschlicher Größe gesprochen werden, aber es sei auch die „Regie Gottes“ offensichtlich.

Diese Regie sei an zwei Momenten des Weges Johannes Pauls II. besonders deutlich geworden: Beim Attentat am 13. Mai 1981 und bei seinem Heimgang am Vorabend des „Sonntags der Barmherzigkeit“. Im Hinblick auf das Attentat rief Kardinal Schönborn in Erinnerung, dass die Wahl des Krakauer Erzbischofs im Jahr 1978 den damaligen Ostblock in seinen Fundamenten erschüttert hatte.

Schon der erste Heimatbesuch des polnischen Papstes 1979 habe eine „unbeschreibliche Welle der Hoffnung“ ausgelöst. Jüngst entdeckte Stasi-Akten hätten bestätigt, was man im Hinblick auf die Urheberschaft des Attentats immer vermutet hatte, so Schönborn. Aber der 13. Mai sei auch der Jahrestag der Marienerscheinungen in Fatima; wie der Papst es selbst ausdrückte, habe eine Hand die Kugel abgeschossen, eine andere Hand habe sie abgeleitet, sodass Johannes Paul II. überleben und Großes bewirken konnte: „Die Wunden wurden zum Segen, der Kommunismus ist zusammengebrochen“.

Dass Johannes Paul II. am Vorabend des „Sonntags der Barmherzigkeit“ starb, sei ein „Zeichen Gottes“, betonte der Wiener Erzbischof: „Deutlicher kann Gott zu uns nicht sprechen“. Kardinal Schönborn erinnerte daran, dass die „Botschaft der Barmherzigkeit“ der einfachen polnischen Ordensfrau Faustyna Kowalska (1905-1938) zu verdanken ist, die im Heiligen Jahr 2000 von Johannes Paul II. heilig gesprochen wurde.

Der Kardinal zitierte die Worte des Papstes bei der Heiligsprechung: „In der Zeit zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg übergab Christus an Schwester Faustyna seine Botschaft der Barmherzigkeit. Alle, die Zeugen der Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren, die unermessliche Leiden über Millionen von Menschen gebracht haben, wissen am besten, wie sehr diese Botschaft der Barmherzigkeit notwendig ist“.

Johannes Paul II. sei aber überzeugt gewesen, dass „das Licht der göttlichen Barmherzigkeit“ auch den Weg der Menschen des dritten Jahrtausends erhellen kann: „Im Erbarmen Gottes wird die Welt Frieden und der Mensch Glückseligkeit finden.“

Abschließend zitierte der Wiener Erzbischof das Gebet Papst Johannes Pauls II. bei der Weihe des Heiligtums in Krakau-Lagiewniki. Nach einigen Augenblicken der Stille erklang noch einmal die Pummerin zum Gedächtnis an den verstorbenen Papst.
     
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