Ökumenische Partner präsentieren neuen Studienlehrgang Geragogik  

erstellt am
01. 04. 05

Miklas: Spezielle Anforderungen der älteren Menschen berücksichtigen
Wien (epd Ö) - "Wir erweitern mit unserem Lehrgang Geragogik die Kompetenzen der TeilnehmerInnen für die speziellen Anforderungen der älteren Menschen", sagte die Direktorin der Evangelischen Religionspädagogischen Akademie (ERPA), Dr. Helene Miklas, auf einer Pressekonferenz am Donnerstag (31. 03.) in Wien. Einrichtungen der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche präsentierten dort den neuen Akademielehrgang Geragogik. Das ökumenische Kooperationsprojekt steigere auch die interkulturelle Kompetenz der TeilnehmerInnen, "denn die Sensibilität für Kulturen wird immer wichtiger", so Miklas. Es gehe besonders darum, das Wissen der älteren und der jungen Menschen miteinander zu verknüpfen, betonte Mag. Maria Auchmann vom Pädagogischen Institut der Erzdiözese Wien. "Das lernen die GeragogikerInnen in unserem Lehrgang: Die Zusammenarbeit mit Pfarrgemeinden oder Wohngemeinschaften ist dabei nicht zu unterschätzen."

Vor einem "Paradigmenwechsel" sieht der evangelische Oberkirchenrat Dr. Michael Bünker die Kirchen und die Gesellschaft: "Bis jetzt bedeutet Altsein immer ein Defizitmodell. Das Alter ist die Restzeit nach der Erwerbszeit. Mit der Geragogik wird sich das grundsätzlich ändern: Alte Menschen werden zu Subjekten ihrer eigenen Lebensgeschichte." Es sei zu hoffen, dass dieser Paradigmenwechsel sich nicht nur in den Kirchen vollziehe, "sondern auch in die Gesellschaft hineinwirkt". Es gehe darum, "die Menschen dort abzuholen, wo sie sich befinden", sagte die Leiterin des Schulamts der Erzdiözese Wien, Dr. Christine Mann. "Die GeragogikerInnen sind dafür da, dass die alten Menschen gut und lange möglichst selbständig bleiben können. Das ist das Ziel des Lehrgangs."

Lebenslanges Lernen hört auch im Alter nicht auf
"Bildung gehört zum Leben dazu. Das Modell des lebenslangen Lernens hört auch im Alter nicht auf", unterstrich der Direktor der Diakonie, Mag. Michael Chalupka. "Bildung verhindert Vereinsamung, und unser Lehrgang ist für die Bildung älterer Menschen konzipiert. Daher sind sie auch einbezogen in die Entwicklung des Lehrgangs." Altenhilfe mit Qualität sei in Österreich ohne Kirchen, Diakonie und Caritas "nicht denkbar". Die Geragogik sei dafür ein weiteres Indiz. "Das Bildungsangebot für ältere Menschen in Österreich ist unzureichend", konstatierte der Wiener Soziologe Univ.-Prof. Dr. Franz Kolland. Die traditionelle Erwachsenenbildung reiche nicht mehr aus, auch stünden bei der Altenarbeit nicht mehr nur Versorgung und Betreuung im Mittelpunkt: "Die GeragogikerInnen sind dafür geschult, mit älteren Menschen zu arbeiten, die andere Bedürfnisse haben. Wir müssen die Leute ausbilden, die beispielsweise mit gut ausgebildeten älteren Menschen arbeiten." Es gehe auch darum, die Prozesse des Alterns zu erkennen oder Angehörige zu beraten, auch für juristische Fragen stünden die GeragogikerInnen bereit, so Dr. Wolfgang Mandl vom Caritas Ausbildungszentrum der Erzdiözese Wien. "GeragogikerInnen können sich einfühlen in die Lebenssituation der älteren Menschen und Brücken bauen zu jungen Menschen."

Der Akademielehrgang Geragogik ist ein vom Sozialministerium und vom Wiener Stadtschulrat gefördertes ökumenisches Kooperationsprojekt, das unter anderem von der Evangelischen und der Römisch-katholischen Kirche in Österreich, der Diakonie, der Evangelischen Religionspädagogischen Akademie (ERPA), dem Evangelischen Religionspädagogischen Institut (ERPI), dem Pädagogischen Institut der Erzdiözese Wien, der Caritas und dem Forum Katholischer Erwachsenenbildung getragen wird. Der erste Lehrgang startet mit kommendem September, dauert 4 Semester, und der Semesterbeitrag beträgt 350 Euro. Den Lehrgang leiten Helene Miklas und Maria Auchmann.
     
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