Miklas: Spezielle Anforderungen der älteren Menschen berücksichtigen
Wien (epd Ö) - "Wir erweitern mit unserem Lehrgang Geragogik die Kompetenzen der TeilnehmerInnen
für die speziellen Anforderungen der älteren Menschen", sagte die Direktorin der Evangelischen Religionspädagogischen
Akademie (ERPA), Dr. Helene Miklas, auf einer Pressekonferenz am Donnerstag (31. 03.) in Wien. Einrichtungen
der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche präsentierten dort den neuen Akademielehrgang Geragogik.
Das ökumenische Kooperationsprojekt steigere auch die interkulturelle Kompetenz der TeilnehmerInnen, "denn
die Sensibilität für Kulturen wird immer wichtiger", so Miklas. Es gehe besonders darum, das Wissen
der älteren und der jungen Menschen miteinander zu verknüpfen, betonte Mag. Maria Auchmann vom Pädagogischen
Institut der Erzdiözese Wien. "Das lernen die GeragogikerInnen in unserem Lehrgang: Die Zusammenarbeit
mit Pfarrgemeinden oder Wohngemeinschaften ist dabei nicht zu unterschätzen."
Vor einem "Paradigmenwechsel" sieht der evangelische Oberkirchenrat Dr. Michael Bünker die Kirchen
und die Gesellschaft: "Bis jetzt bedeutet Altsein immer ein Defizitmodell. Das Alter ist die Restzeit nach
der Erwerbszeit. Mit der Geragogik wird sich das grundsätzlich ändern: Alte Menschen werden zu Subjekten
ihrer eigenen Lebensgeschichte." Es sei zu hoffen, dass dieser Paradigmenwechsel sich nicht nur in den Kirchen
vollziehe, "sondern auch in die Gesellschaft hineinwirkt". Es gehe darum, "die Menschen dort abzuholen,
wo sie sich befinden", sagte die Leiterin des Schulamts der Erzdiözese Wien, Dr. Christine Mann. "Die
GeragogikerInnen sind dafür da, dass die alten Menschen gut und lange möglichst selbständig bleiben
können. Das ist das Ziel des Lehrgangs."
Lebenslanges Lernen hört auch im Alter nicht auf
"Bildung gehört zum Leben dazu. Das Modell des lebenslangen Lernens hört auch im Alter nicht
auf", unterstrich der Direktor der Diakonie, Mag. Michael Chalupka. "Bildung verhindert Vereinsamung,
und unser Lehrgang ist für die Bildung älterer Menschen konzipiert. Daher sind sie auch einbezogen in
die Entwicklung des Lehrgangs." Altenhilfe mit Qualität sei in Österreich ohne Kirchen, Diakonie
und Caritas "nicht denkbar". Die Geragogik sei dafür ein weiteres Indiz. "Das Bildungsangebot
für ältere Menschen in Österreich ist unzureichend", konstatierte der Wiener Soziologe Univ.-Prof.
Dr. Franz Kolland. Die traditionelle Erwachsenenbildung reiche nicht mehr aus, auch stünden bei der Altenarbeit
nicht mehr nur Versorgung und Betreuung im Mittelpunkt: "Die GeragogikerInnen sind dafür geschult, mit
älteren Menschen zu arbeiten, die andere Bedürfnisse haben. Wir müssen die Leute ausbilden, die
beispielsweise mit gut ausgebildeten älteren Menschen arbeiten." Es gehe auch darum, die Prozesse des
Alterns zu erkennen oder Angehörige zu beraten, auch für juristische Fragen stünden die GeragogikerInnen
bereit, so Dr. Wolfgang Mandl vom Caritas Ausbildungszentrum der Erzdiözese Wien. "GeragogikerInnen können
sich einfühlen in die Lebenssituation der älteren Menschen und Brücken bauen zu jungen Menschen."
Der Akademielehrgang Geragogik ist ein vom Sozialministerium und vom Wiener Stadtschulrat gefördertes ökumenisches
Kooperationsprojekt, das unter anderem von der Evangelischen und der Römisch-katholischen Kirche in Österreich,
der Diakonie, der Evangelischen Religionspädagogischen Akademie (ERPA), dem Evangelischen Religionspädagogischen
Institut (ERPI), dem Pädagogischen Institut der Erzdiözese Wien, der Caritas und dem Forum Katholischer
Erwachsenenbildung getragen wird. Der erste Lehrgang startet mit kommendem September, dauert 4 Semester, und der
Semesterbeitrag beträgt 350 Euro. Den Lehrgang leiten Helene Miklas und Maria Auchmann. |