Kino und Nationalsozialismus  

erstellt am
30. 03. 05

Filmarchiv Austria: Themenschwerpunkt anlässlich 60 Jahre Weltkriegsende:
Wien (filmarchiv) - Eine Raute mit einem darin eingeschlossenen Violinschlüssel als musisches Signum, das seinen Namensträger programmatisch darstellt. So präsentierte man 1938 die aus der Tobis-Sascha-Filmindustrie hervorgegangene »Wien-Film«.

HITLERS HOLLYWOOD
Die Produktionen der Wien Film 1939 bis 1945
31. März bis 1. Mai 2005, Metro Kino

Das ihr von offizieller Seite vorangestellte Motto »Wetteifernd mit den übrigen Künsten soll der Film gestalten, was Menschenherzen erfüllt und erbeben läßt, und sie durch Offenbarung des Ewigen in bessere Welten entrückt« war von Joseph Goebbels unterschrieben, der ihren Propagandaauftrag damit dokumentierte.

Während der ersten Kriegsjahre etablierte sich die »Wien-Film« als äußerst erfolgreiche Firma für Spiel- und Kulturfilme. Insgesamt fünfzig Streifen entstanden in den Jahren 1939-1945, wobei acht davon erst nach Kriegsende als so genannte »Überläufer« aufgeführt wurden. In den Programmjahrbüchern prangten Stars wie Marte Harell, Willi Forst, Heinrich George, Attila und Paul Hörbiger, Paula Wessely, Hans Moser und Hans Holt in Filmen wie WIENER G'SCHICHTEN, DER POSTMEISTER, OPERETTE, ANTON DER LETZTE oder WIENER BLUT, aber auch in Propagandastreifen wie WIEN 1910, LEINEN AUS IRLAND und HEIMKEHR.

Im Nachkriegsösterreich vergaß man gerne, dass die »Wien-Film« ursprünglich eine von den Nazis ins Leben gerufene Institution war, der Enteignungen und die obligate Vertreibung jüdischer Teilnehmer und Mitarbeiter vorausgegangen war. Die Werkschau zeigt erstmals die komplette Produktion der »Wien-Film«, die einige qualitativ hochstehende Schulbeispiele eskapistischer Unterhaltungskultur, aber auch reichstreue Propagandafilme hervorgebracht hat.

NS-PROPAGANDAFILME
1. bis 30. April 2005, Metro Kino
Das nationalsozialistische Regime erkannte sehr schnell den Wert der unterschiedlichsten Medien für seine Zwecke und nutzte diese zur Schaffung eines gewichtigen Fundaments der Selbstdarstellung und Publikumstäuschung. Dem Film wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die NS-Propagandisten konnten dabei auf präfaschistische Tendenzen im Weimarer Kino aufbauen. Antisemitische Stereotype und der deutsche Heldenmythos wurden schon vor Hitlers Machtergreifung in Filmen thematisiert. Ausgestattet mit den Mitteln modernster Technik und dem Willen zur Schaffung politisch und ideologisch überformter Illusionen, wurde eine Filmwelt errichtet, die in ihrer Gesamtheit die Verflechtung von Körperkult und Kunstvorstellungen und die Einbindung historischer und mythologischer Stoffe erkennen lässt. Diese in enger Kooperation mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin, der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und der Universität Wien veranstaltete und bisher umfangreichste Präsentation expliziter Nazi-Propagandafilme wird von Frank Stern, Professor am Institut für Zeitgeschichte, kuratiert und mit Einführungen im Kino begleitet.

HOLLYWOOD GEGEN HITLER
Filmemigranten im Anti-Nazi-Kino
14. April bis 1. Mai 2005, Metro Kino

Innerhalb des deutschsprachigen Filmexils stellt der Anti-Nazi-Film ein eigenes Genre dar. Viele in den Jahren 1933 bis 1945 verfolgte und in die Emigration gezwungene Filmschaffende beteiligten sich an der Produktion von Anti-Nazi-Filmen, die vor allem in Hollywood während des Zweiten Weltkrieges entstanden. Nicht selten verkörperten sie dabei - Ironie der Geschichte - deutsche Offiziere und andere Nazi-Figuren.
Wiewohl diese Arbeit auch wirtschaftlich bedingt war, benutzten doch viele Emigranten die Gelegenheit, um den Anti-Nazi-Filmen eine realistische und politische Prägung zu geben, indem sie häufig historische Ereignisse, Anekdoten und politische Thesen in ihre Handlungen einflochten. So entstanden Genrefilme, die einerseits dem Medium entsprechend als Kolportagen gelesen werden können, andererseits einen Beitrag zur antifaschistischen Publizistik leisteten. Diese vom renommierten Filmhistoriker Jan-Christopher Horak kuratierte Schau zeigt Anti-Nazifilme, die es auch ermöglichten, bewusst politisches Engagement einzubringen.
     
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