100 Jahre Grüngürtel rund um Wien  

erstellt am
30. 03. 05

Stadtentwicklung sichert Grünräume Wiens auch für künftige Generationen
Wien (rk) - Vor 100 Jahren - genau am 24. Mai 1905 - wurde der Grundstein für den Grüngürtel rund um Wien gelegt. Der Gemeinderat hat damals den für die Zukunft bedeutsamen Beschluss gefasst, rund 6.000 ha - vor allem im Wienerwald und im Süden Wiens - unter Schutz zu stellen. "Heute ist der Grüngürtel doppelt so groß und umschließt mit 12.000 ha die gesamte Stadt, die Flächen dienen als wertvoller Naherholungsraum für die Wienerinnen und Wiener und sollen auch künftig weiter wachsen und geschützt werden", so die Umweltstadträtin Ulli Sima. Wien ist praktisch seit 100 Jahren "Naturhauptstadt" und feiert dieses Jubiläum heuer mit zahlreichen Aktivitäten. "Wien hat mit dem Beschluss der Sicherung des Wald- und Wiesengürtels internationale Planungsgeschichte geschrieben - und sichert seit damals mit einer Fülle an Maßnahmen und Instrumenten die Grünräume der Stadt", unterstrich Wiens Planungsstadtrat Rudi Schicker im Rahmen des Pressegesprächs des Bürgermeisters am Dienstag (29. 03.).

Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel: Wo ist der Grüngürtel?
Der Wiener Grüngürtel ist ein übergeordnetes Grün- und Freiraumsystem und sichert den grünen Ring um die Stadt. Der wertvolle Grüngürtel rund um Wien erstreckt sich vom Bisamberg im Norden über das Marchfeld und die Lobau als Teil des Nationalparks Donauauen. Prater und Simmeringer Haide bilden Anknüpfungspunkte am stadtseitigen Donauufer, von dort setzt sich der Grüngürtel über den Goldberg fort zu den Landwirtschaftsflächen Unterlaa, Oberlaa und Rothneusiedl. Löwygrube, Heubergstätten und Wienerberg waren schon Bestandteile des Grüngürtels 1905. Der Liesingbach ist das verbindende Element zum Lainzer Tiergarten, dieser und der Wienerwald nördlich des Wienflusses schließen den grünen Gürtel um Wien. Ergänzt wird er durch das Band der Donau mit ihren Erholungsräumen wie Donauinsel und Alte Donau.

Diese damals wie heute visionäre Entscheidung, große Wald- und Wiesenflächen im Wienerwald, sowie für unbebaubar gehaltene Flächen am damaligen Südrand der Stadt zu erwerben, sie unter Schutz zu stellen, nach Landschaftsplänen auszugestalten und schließlich mit großen Teilen der Auenlandschaft der Donau zu einer "Grünen Begrenzung" der damaligen Stadt zusammenzufügen, war die Grundlage für die seither immer wieder formulierte Zielsetzung, den "Grünen Ring" um die Stadt eines Tages zu schließen.

Grünräume auch künftig schaffen und sichern
"Ging es zunächst neben wirtschaftlichen Aspekten auch um die Erfüllung stadtplanerischer Modellanforderungen, sind damals wie heute aber vor allem die Bereitstellung stadtnaher Erholungsflächen für die Bevölkerung und die Sicherstellung klima- tologisch wertvoller und ökologisch nachhaltiger Ausgleichsflächen die wesentlichen Ziele", erläutert Planungsstadtrat Rudi Schicker. Pro Jahr wächst Wiens Wald um mehr als 5 Hektar. "Allein durch die schon traditionelle Aktion Wald der jungen Wiener/innen wächst der Wald in Wien in der Größe eines Fußballfeldes, dabei pflanzen Kinder gemeinsam mit FörsterInnen der Magistratsabteilung 49 tausende Bäume und Sträucher", erläutert Umweltstadträtin Sima. Daneben gibt es jährlich die Aktion Schulwald für Schulklassen in waldarmen Gebieten und aus dem innerstädtischen Bereich. Laufende Windschutzpflanzungen durch die Magistratsabteilung 49 ergänzen die Maßnahmen. Auch die Etablierung des Biosphärenpark Wienerwald dient der Sicherung des Grüngürtels. Die großen Projekte zur Schaffung von mehr Grünraum für alle WienerInnen sind etwa der Wienerberg, der Kellerberg, die Kirschenallee oder der Holocaust- Gedächtniswald in Aspern.

Wien ist Naturhauptstadt 2005 - zahlreiche Aktivitäten rund um den Grüngürtel
"Wir wollen im heurigen Jahr den Wienerinnen und Wienern den gesamten Grüngürtel verstärkt ins Bewusstsein rufen", so Umweltstadträtin Sima. Geplant sind zahlreiche Aktivitäten im und rund um den Grüngürtel. Es gibt beispielsweise einen Fotowettbewerb, im Mai wird es eine "Rundumadum-Wanderung" auf einer Strecke von etwa 130 km durch den Grüngürtel geben, Auftakt ist der 5. Mai, die Staffelwanderung wird bis Ende Mai dauern. Sie mündet in ein großes Fest am Rathausplatz Ende Mai, bei dem der Grüngürtel quasi in die Stadt kommt. Alle Infos finden sich auf www.natuerlich.wien.at/ .

Stadtentwicklungsplan 2005: "Leitbild - Grünräume der Stadtregion"
Diese Landschaftsräume prägen in ihrer unterschiedlichen Charakteristik die "Wiener Landschaft". Ihrer Bedeutung für eine lebenswerte, lebensfähige und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Entwicklung der Stadtregion entsprechend, bestimmen sie das "Leitbild - Grünräume der Stadtregion" des knapp vor Fertigstellung stehenden neuen Stadtentwicklungsplanes STEP05. In Entsprechung der vor 100 Jahren getroffenen Entscheidung wird in diesem Leitbild "... jene Linie definiert, welche die Grenze der übergeordneten Landschaftsräume gegenüber der bebaubaren Stadt darstellt. Außerhalb dieser "Siedlungsgrenze" darf keine Bebauung und Besiedlung stattfinden...". "Durch diese Siedlungsgrenzen wird man dem Ziel der Schließung des Wald- und Wiesengürtels einen großen Schritt näher kommen", betonte Stadtrat Schicker. Der neue Stadtentwicklungsplan soll im Mai dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

www. 05 - Ausstellung und Publikation zu "100 Jahre Wald- und Wiesengürtel"
Anlässlich des 100jährigen Jubiläums konzipiert die Wiener Stadtplanung unter dem Titel "www. 05" eine umfassende Ausstellung zum Wiener Wald- und Wiesengürtel, die am 25. Mai 2005 eröffnet wird und die auch im Rahmen des großen Festes am Rathausplatz am 28./29. Mai zu sehen sein wird. Ebenso wird in einer Publikation im Rahmen der Reihe "Stand der Dinge" nicht nur ein Überblick über die Geschichte des Wald- und Wiesengürtels gegeben, sondern die Vielfalt der Grünräume Wiens dargestellt. Aktuelle Planungen und Entwicklungen, fachliche Hintergründe sowie ein Ausblick auf die Zukunft ergänzen den Band, der im Rahmen der Ausstellungseröffnung präsentiert wird.

* Ausstellung in der Wiener Planungswerkstatt
1, Friedrich-Schmidt-Platz 9, A-1082 Wien
Telefon (01) 408 80 70 oder 4000-88818
Telefax (01) 4000-7271
* Ausstellungsdauer:
25. Mai bis 30. Juni 2005
* Öffnungszeiten:
Montag bis Mittwoch und Freitag 9 bis 16 Uhr
Donnerstag 9 bis 19 Uhr

Historische Entwicklung des Grüngürtels rund um Wien
Wien hat schon vor 100 Jahren den Grundstein für einen Grüngürtel rund um die Stadt gelegt. Bereits im Jahr 1898 wurde diskutiert, "an der Peripherie eine 600 Meter breite Zone von der Bebauung auszuschließen und mit Vegetation zu versehen", um ausreichende Erholungs- und Vergnügungsstätten bereitstellen zu können. Unter Bürgermeister Lueger beschloss der Gemeinderat schließlich am 24. Mai 1905 fast 6.000 Hektar unter Schutz zu stellen. In den Jahren des Ersten und Zweiten Weltkrieges sowie in der Zwischenkriegszeit wurde aufgrund der herrschenden Not die Grünraumpolitik eher vernachlässigt. Erst in den 1950er Jahren erfolgte ein wirklich großer und bedeutender Schritt zur Schließung des Grüngürtels. Im Jahr 1956 wurde mit den ersten tatsächlichen Aufforstungen am Laaerberg begonnen. Nach dem Staatsvertrag 1955 wurde das Forstamt der Stadt Wien erstmals in die Stadtplanungsprozesse eingebunden, dadurch war ein entscheidender Schritt zu einer aktiven Grünraumpolitik gelungen. Am 29. November 1995 wurde vom Wiener Gemeinderat im Zuge des grundlegend überarbeiteten Stadtentwicklungsplans (STEP94) beschlossen, den Grüngürtel um Wien nun auch im Nordosten der Stadt zu schließen. Dazu wurden Maßnahmenprogramme zur Entwicklung öffentlicher Grünflächen in Wien ausgearbeitet, welche durch verschiedene Maßnahmen (Widmung, Ausgestaltung und Ankauf) den Grüngürtel auch für zukünftige Generationen sichern sollen.

Informationen: http://www.stadtentwicklung.wien.at/
     
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