Sozialistische
Jugend lehnt Gusenbauer-Vorschlag zu Religionsunterricht ab
Es gibt wesentlichere Elemente als den Religionsunterricht im Bildungssystem zu sichern
Wien (sj) - Ludwig Dvorak, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Österreich (SJÖ), lehnt
den Vorschlag des SPÖ-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer, den Religionsunterricht in der Verfassung "abzusichern"
entschieden ab. Wenn der gesamte Bereich des Schulunterrichts und der Schulorganisation zur Disposition gestellt
wird, könne ja wohl nicht allen Ernstes der Religionsunterricht die einzige Sonderrolle einnehmen.
Die zu Recht geforderte Verankerung des kostenlosen Schulbildungszugangs dürfe nicht auf eine Ebene mit einem
staatlich finanzierten Religionsunterricht an öffentlichen Schulen gestellt werden. "Das eine ist eine
wesentliche bildungspolitische Errungenschaft, das andere als Relikt des Ständestaates wohl hoffentlich kein
Schwerpunkt sozialdemokratischer Bildungspolitik", so Dvorak.
Unter den gegenwärtigen Mehrheitsverhältnissen gäbe es neben der Einführung von Schulgeld eine
Reihe weiterer zu erwartender Attentate der schwarz-blauen Regierung gegen das Schulsystem - der Religionsunterricht
gehöre im Gegensatz zu Selektionsprüfungen, Angriffen auf das Berufsschulwesen etc. eher zu den Fragen,
über die sich die SPÖ keine Sorgen machen müsse. Um zu vermeiden, dass sich die SPÖ über
Ostern ein weiteres bildungspolitisches Ei ins Nest legt, sollte die Debatte wohl besser nach den Feiertagen und
mit einer gewissen Distanz zu "religiösen Werten" fortgesetzt werden.
"Wenn über das Verhältnis der Kirche zum Schulsystem debattiert wird, dann über eine Durchsetzung
des Grundsatzes der Trennung von Kirche und Staat und nicht sein Gegenteil bedeute sowohl eine Abschaffung des
staatlich finanzierten Religionsunterrichtes, als auch die Entfernung religiöser Symbole wie der Kruzifixe
aus den Klassenzimmern", meint Dvorak.
Insgesamt müsse aber die Diskussion wieder verstärkt auf die Frage der Gesamt- und Ganztagsschule gelegt
werden, so Dvorak abschließend. |
Amon: Kritik an Gusenbauer reicht weit über die Parteijugend hinaus
Gusenbauers bildungspolitischem Zick-Zack-Kurs ist nur durch seriöse parlamentarische
Behandlung zu begegnen
Wien (övp-pk) - Es sei mittlerweile ziemlich beeindruckend, mit welch rasanter Geschwindigkeit
der SPÖ- Parteivorsitzende Gusenbauer ständig seine Position in der Frage der Zweidrittel-Mehrheit bei
Schulgesetzen ändere. "Was Gusenbauer hier macht, hat - fernab jeglicher Polemik - mit Seriosität
überhaupt nichts mehr zu tun", sagte ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon am Montag (27. 03.). Offenbar
dürfte die SPÖ- interne Kritik an seiner Vorgehensweise weit über die Parteijugend hinausreichen,
denn "anders kann man sich seine ständigen Meinungsumschwünge nicht mehr erklären", so
Amon weiter.
"Vorschläge und angebliche Angebote hat es von der SPÖ zu diesem Thema ja schon oft gegeben. Nur
wurden diese bis dato noch jedes mal revidiert, sodass man sich nun schon ernsthaft die Frage stellen muss, was
die SPÖ nun eigentlich wirklich will", betonte der ÖVP-Bildungssprecher. Eines sei jedenfalls klar:
Gusenbauer bleibe seiner Maxime eines politischen Zick-Zack-Kurses treu. "Heute will er dies, morgen will
er das. Und dann davon zu sprechen, dass Schule Kontinuität braucht, aber das absolute Gegenteil davon zu
praktizieren, ist wirklich nicht mehr nachvollziehbar", erklärte der ÖVP-Bildungssprecher.
Es sei auch interessant, dass sich Gusenbauer mit seinen jüngsten Forderungen "sehr stark der ÖVP-Konventsvorlage
in Bildungsfragen im Österreich-Konvent annähert, was grundsätzlich zu begrüßen ist.
Einzig und allein kann man sich nicht darauf verlassen, dass seine heutige Position morgen überhaupt noch
gilt", hielt Amon fest. Gusenbauers Vorgehensweise mache einmal mehr deutlich wie wichtig es sei, dass man
die Frage der Aufhebung der Zweidrittel-Mehrheit bei Schulgesetzen einer seriösen Behandlung im Parlament
zuführe. Der Zeitplan dafür sei auch der SPÖ längst bekannt.
In einem Punkt habe Gusenbauer aber völlig ins Schwarze getroffen. "Wenn der SPÖ-Vorsitzende davon
spricht, endlich die Reformblockaden im Bildungsbereich lösen zu wollen, dann hat er meine vollste Zustimmung.
Schließlich sind zahlreiche Reformvorhaben an der Reformverweigerung der SPÖ gescheitert, um weiter
dem Kurs der Fundamentalopposition treu zu bleiben", so Amon abschließend. |