Countdown für die Wiederaufnahme der US-Raumtransporterflüge
Paris (esa) - Von der Startrampe 39B im Kennedy Space Center in Florida werden
bald wieder Raumtransporter zu neuen faszinierenden Missionen im All abheben. Als Zeitfenster gibt die NASA vorerst
den 15. Mai bis 3. Juni an, der genaue Starttermin wird jedoch erst nach der Flugtauglichkeitsprüfung Ende
April festgesetzt.
Der Erfolg dieses Flugs ist ausschlaggebend für die Zukunft der Internationalen Raumstation (ISS), denn nur
Raumtransporter sind in der Lage, neue amerikanische, europäische und japanische Module zum Ausbau der ISS
in die Umlaufbahn zu befördern. Auch die ESA ist für den Transport ihres Columbus-Labors, das es internationalen
Astronautenteams ermöglichen soll, eine breite Palette von werkstoffwissenschaftlichen, medizinischen, biologischen
und technologischen Experimenten durchzuführen, auf den Raumtransporter angewiesen.
Durch die national finanzierten europäischen Sojus-Missionen, mit denen ESA-Astronauten regelmäßig
zur ISS fliegen, ist Europa zum größten wissenschaftlichen Nutzer der Raumstation geworden. Gleichzeitig
hat die ESA hochtechnische Mehrzweckeinrichtungen für die Experimente im Columbus-Labor entwickelt, um das
ISS-Einsatzprogramm voranzutreiben.
Seit dem Columbia-Unglück am 1. Februar 2003 hat die NASA nach und nach alle Sicherheitsfragen klären
können und die Raumtransporterflotte nachgerüstet. Die wichtigsten Verbesserungen sind:
- ein neu konzipierter Außentank, der beim Start das Risiko einer Beschädigung des Raumtransporters
durch Isolierschaum verringert;
- neue Sensoren an den Vorderkanten der Flügel, die Trümmerteile anhand von Beschleunigungsmessern
und Echtzeitdatenübertragung erkennen;
- mehr und verbesserte Kameras am Raumtransporter und am Boden zur Erkennung von Trümmerteilen;
- ein Ausleger für den kanadischen Roboterarm, der es Astronauten ermöglichen soll, den Raumtransporter
auf eventuelle Schäden hin zu untersuchen.
Auf ihrem Flug zur ISS wird das siebenköpfige Astronautenteam der „Discovery“ die neuen Technologien und Verfahren
für die Überwachung und Reparatur des Raumtransporters in der Umlaufbahn testen und bewerten. Zum Team
gehören die Kommandantin Eileen Collins – dies ist erst die zweite Raumtransportermission, die von einer Frau
geleitet wird –, der Pilot James Kelly und die Missionsspezialisten Soichi Noguchi aus Japan, Steve Robinson, Andy
Thomas, Wendy Lawrence und Charles Camarda.
Steve Robinson und Soichi Noguchi werden drei Außenbordeinsätze absolvieren. Für das in Europa
hergestellte Mehrzweck-Logistikmodul MPLM, diesmal „Raffaello“ genannt, ist dies der dritte Flug zur ISS. Seine
Hauptaufgabe ist es, die ISS mit Nachschub zu versorgen, das heißt mit Betriebsstoffen und Verbrauchsgütern,
also in erster Linie mit Nahrungsmitteln, Wasser, Sauerstoff und – von besonderem Interesse für die Medien
– Batterien, neuen Kameralinsen und Videokassetten für die Foto- und Fernsehausrüstung.
Zwölf Tage nach dem Start wird die „Discovery“ wieder in die Erdatmosphäre eintreten und im Kennedy Space
Center landen.
Verläuft dieser Flug erfolgreich, ebnet er ESA-Astronauten den Weg für neue Missionen zur ISS. Mit der
Wiederaufnahme der Raumtransporterflüge kann die ständige Besatzung der ISS auf drei Astronauten zurückgebracht
und das Forschungsprogramm wieder in vollem Umfang durchgeführt werden. 2006 soll dann das unbemannte Automatische
Transferfahrzeug (ATV) der ESA zu seinem Jungfernflug starten. Von einer Ariane-5 auf die Umlaufbahn gebracht,
wird es die auf der ISS lebenden und arbeitenden Astronauten mit Geräten, Treibstoff, Lebensmitteln, Wasser
und Sauerstoff beliefern. Alle 12 bis 18 Monate sind weitere Versorgungsflüge geplant.
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