2004 war "stabiles Jahr" für Milchwirtschaft  

erstellt am
11. 04. 05

Europäisches Niveau bei Milchauszahlungspreisen – Appell für Schulterschluss Bauern-Verarbeiter-Handel-Konsumenten
Wien (pwk) - Auf ein stabiles Jahr 2004 blickt die heimische Milchwirtschaft zurück. Die Umsätze der Milchverarbeiter lagen 2004 bei ca. 1,74 Milliarden Euro (2003: 1,75 Milliarden Euro). Der Rückgang in der Höhe von ca. –0,5 Prozent sei durch die reduzierte Milchanlieferung aber auch durch die Preisentwicklung in einzelnen Produktsegmenten verursacht, betonte heute, Freitag, der Bundesinnungsmeister der gewerblichen Molkereien und Käsereien und Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter, Hans Steiner im Rahmen einer Pressekonferenz. Durch den deutlichen Strukturwandel bei den Milchbauern (2004: 51.000 Milchbauern = ca. – 6 Prozent) zum Ende des laufenden Milchjahrs ist das durchschnittliche Milchgeld eines Milchlieferanten von 15.600 Euro auf ca. 16.600 Euro zuzüglich ca. 600 Euro Milchprämie von der EU gestiegen.

Gut geschlagen haben sich die österreichischen Molkereien im letzten Jahr bei den Bauernmilchpreisen. Mit 33,06 Cent / kg Milch bei natürlichem Fettgehalt konnte der durchschnittliche Auszahlungspreis in Österreich im Vergleich zum Vorjahr fast gehalten werden (Vergleich zu 2003: - 0,18 Cent / kg). Da laut den GAP-Beschlüssen ab Juli 2004 die institutionellen Preissenkungen im Ausmaß von – 5 Prozent bei Magermilchpulver und – 7 Prozent bei Butter schlagend wurden, stellt das Halten des Milchpreisniveaus in Österreich eine ausgezeichnete Leistung der Betriebe dar.

Der EU-weite Trend zeigte deutlicher nach unten, vor allem in Bayern und Deutschland sowie in den milchstarken Ländern Niederlande, Dänemark und Schweden gab es 2004 deutlich stärkere Rückgänge in den Milchauszahlungspreisen. Zusammen mit der ebenfalls im Rahmen der GAP-Reform beschlossenen Milchprämie, welche die Bauern im Herbst 2004 erstmalig im Ausmaß von 1,18 Cent / kg Milch erhalten haben, ergibt sich somit für das abgelaufene Jahr ein Plus von 1 Cent pro Kilogramm Milch. „In Summe also eine erfreuliche Entwicklung für unsere Bauern, die mittlerweile auch durch die Analysen des Wirtschaftsforschungsinstituts bestätigt werden konnte. Seit cirka einem halben Jahr liegen die österreichischen Auszahlungspreise trotz der deutlich höheren Erfassungskosten (+ 1,53 Cent) über den bayrischen Vergleichspreisen“ stellt Hans Steiner fest.

Einen Appell für einen Schulterschluss zwischen Bauern, Verarbeitern, Handel und Konsumenten richtete Steiner an die Öffentlichkeit: „Milchprodukte müssen selbstverständlich weiterhin stark beworben aber nicht verschleudert werden. Wenn das gelingt, ist den österreichischen Milchbauern durch stabile Milchauszahlungspreise am meisten geholfen.“ Die Molkereien und Käsereien seien im höchsten Maß an einer stabilen Einkommensentwicklung der Milchlieferanten interessiert. Gewarnt wird jedoch vor dem zunehmenden Aktionismus einzelner Organisationen (preisaggressive Aktionen, Geburtstagsrabatte, usw.), der nicht nur den Handel als Partner der Vermarkter verunsichert, sondern zunehmend auch die Konsumenten. Mit Unterstützung der AgrarMarktAustria (AMA) müssen daher zusätzliche Maßnahmen am POS gesetzt werden, damit die Konsumenten künftig weniger nach dem Preis als nach der hohen heimischen Produktqualität ihre Kaufentscheidung treffen.

Zur Sicherung guter Milchpreise und einer flächendeckenden Milchwirtschaft in Österreich wird es daher notwendig sein, dass der Handel und die Konsumenten in Zukunft noch stärker ihren Beitrag leisten. Aus heutiger Sicht wird es jedenfalls angesichts der Kostenentwicklungen bei Energie, Treibstoffen und Verpackungen sowie der Preisentwicklungen auf den internationalen Märkten notwendig sein, wieder mehr positive Impulse vom Markt zu erhalten, um das österreichische Auszahlungsniveau auch in diesem Jahr halten zu können. Dies wäre auf Grund der Vorgaben der EU–Agrarreform sowie der zweiten Absenkung der EU–Interventionspreise im Juli 2005 ein großer Erfolg. In Aussicht gestellte Milchpreiserhöhungen in Österreich – abgekoppelt von den europäischen und weltweiten angestrebten Liberalisierungstendenzen im Rahmen der WTO–Verhandlungen – bringen eine enorme Erwartungshaltung der Milchbauern mit sich, die mit Sicherheit nicht erfüllt werden kann.
     
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