Österreich nahm Abschied von Johannes Paul II.  

erstellt am
11. 04. 05

Nuntius Zur: Papst-Botschaften zum Weltfriedensfriedenstag bilden einen "Katechismus des Internationalen Rechts"
Wien (stephanscom.at) - Mit einem Requiem im überfüllten Wiener Stephansdom - rund 5.000 Gläubige waren gekommen - wurde am Donnerstagabend des verstorbenen Papstes Johannes Pauls II. gedacht. Hauptzelebrant war der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Georg Zur. Als Konzelebranten fungierten u.a. die Diözesanbischöfe Maximilian Aichern, Paul Iby, Christian Werner, Manfred Scheuer, die Weihbischöfe Helmut Krätzl und Ludwig Schwarz sowie der Abt von Mehrerau, Kassian Lauterer. Jene Diözesen, deren Diözesanbischöfe nicht anwesend sein konnten, waren durch die jeweiligen Generalvikare vertreten. Der orthodoxe Metropolit Michael Staikos, der Wiener evangelische Superintendent Hansjörg Lein, der altkatholische Bischof Bernhard Heitz und der serbisch-orthodoxe Bischofsvikar Drago Govedarica waren an der Spitze einer großen ökumenischen Delegation gekommen. An dem Requiem nahmen Altbundespräsident Kurt Waldheim, der frühere Außenminister Alois Mock, mehrere Mitglieder der Bundesregierung, führende Abgeordnete zum National- und Bundesrat sowie Repräsentanten der Höchstgerichte teil. Nach dem Requiem - zu dessen Abschluss die Pummerin erklang - fand eine Gebetsvigil der Jugend bis 24 Uhr im Stephansdom statt.

Wie Erzbischof Zur in seiner Predigt sagte, rage unter den Aufträgen, die Christus dem heiligen Petrus erteilt habe, besonders der Auftrag hervor, seine Brüder zu stärken. Johannes Paul II. habe diesen Auftrag sehr ernst genommen und die modernen technischen Reisemöglichkeiten benutzt, um überall die Ortskirchen persönlich zu besuchen. Diese zahllosen und oft mühevollen Seelsorgereisen hätten das Pontifikat des verstorbenen Papstes sicher ganz besonders geprägt. Die Papst-Besuche in dessen Heimatland Polen hätten sogar "geopolitische Konsequenzen" nach sich gezogen und "zur ideologischen Befreiung Polens und ganz Osteuropas beigetragen".

Den Auftrag, sichtbares Fundament der Gesamtkirche zu sein, habe Johannes Paul II. besonders durch seine vielen Predigten und Lehrschreiben wahrgenommen. In ihnen, und auch in dem von ihm veranlassten "Katechismus der Katholischen Kirche" habe er sich u.a. mit moralischen Problemen auseinander gesetzt, die der moderne Lebensstil aufwerfe. Als ein Beispiel nannte der Nuntius die "richtungweisenden Botschaften des Papstes zur christlichen Soziallehre". Er sei auch nicht müde geworden, jedes Jahr zum 1. Jänner, dem Weltfriedenstag, eine Botschaft an die Staatsoberhäupter zu richten. Diese Texte bildeten bereits eine Art "Katechismus des Internationalen Rechts".

Neu seien im Pontifikat Johannes Pauls II. die vielen Selig- und Heiligsprechungen gewesen, durch die er weltweit die christlichen Tugenden in Erinnerung gebracht habe. Ebenso erinnerte der Nuntius an die Begegnungen Johannes Pauls II. mit den anderen Konfessionen und Gemeinschaften der Christenheit, mit der Synagoge und mit den nichtchristlichen Religionen.

Bei allem Ernst, mit dem sich der Papst in mehr als 26 Jahren mahnend an die Menschheit gewandt hat, habe man aber immer seine "große und herzliche Liebe zu den Menschen" erkennen können, so der Nuntius in seiner Predigt. Sein Sterben sei seine letzte "Osterpredigt" für alle gewesen: "Der Mensch ist zum Sterben verdammt, aber zum Ewigen Leben bestimmt!"
     
zurück