Innsbruck (universität) - Innsbrucker Ionenphysiker entwickeln eine
neue Methode um die Frische von Lebensmitteln festzustellen. In Versuchen behandeln sie Fleisch mit Ozon und verlängern
so die Haltbarkeit. Die hohe Produktqualität ändert sich dadurch nicht.
Der Geruch von Fleisch verändert sich mit der Lagerungszeit. Diese Tatsache war früher für den Menschen
das einzige Kriterium, um zu entscheiden, ob ein Stück Fleisch noch essbar ist. Der Geruch war ausschlaggebend
für seine Gesundheit und sein Überleben. Lebensmittelinfektionen sind in Entwicklungsländern noch
heute eine häufige Todesursache. Aber auch in den Industrieländern erschüttern Lebensmittelskandale
immer wieder die Öffentlichkeit. Durch den Verzehr verdorbenen Fleisches können bakterielle Infektionen
(z.B. Salmonellen-Enteritis) oder Vergiftungen (z.B. Staphylococcus Toxine) verursacht werden. Die Forschergruppe
rund um Prof. Tilmann Märk am Innsbrucker Institut für Ionenphysik hat sich der Problematik angenommen.
Die Riechmethode als Vorbild, entwickelten die Forschenden in Zusammenarbeit mit den Mikrobiologen Prof. Rosa Margesin
und Prof. Franz Schinner sowie der Lebensmitteluntersuchungsanstalt und der Lebensmittelkette MPREIS eine neue
Untersuchungs-methode. „Mit Hilfe dieser Methode können wir Bakterienbefall von Fleisch objektiv feststellen.
Anstatt mit der Nase an der Probe zu riechen, verwenden wir ein hochempfindliches Messgerät, das so genannte
Proton-Transfer-Reaktions Massenspektrometer (PTR-MS)“, erklärt Prof. Märk.
Das PTR-MS analysiert die von Bakterien abgegebenen Stoffe. Es „riecht“ also ähnlich wie der Mensch an der
Probe. Da keine spezielle Aufbereitung der Probe notwendig ist und die gemessenen Werte in Echtzeit zur Verfügung
stehen, ist die neue Methode sehr schnell. „Früher waren die Untersuchungen sehr arbeitsaufwändig und
wir mussten mehrere Tage auf Untersuchungsergebnisse warten“, freut sich Mikrobiologe Schinner über die neue
Methode.
Haltbar machen mit Ozon
Die gleiche Technik wird auch eingesetzt, um die keimtötende Wirkung von Ozon zu untersuchen und um
festzustellen, ob eine Ozonbehandlung die Haltbarkeit von Fleisch verlängert. Erste Untersuchungen der Wissenschafter
aus Innsbruck in Zusammenarbeit mit englischen Kollegen der Open University in Milton Keynes zeigen viel versprechende
Ergebnisse.
Da die neue Technik sehr genau ist, kann Bakterienbefall schon früh festgestellt werden. So könnten bei
geringem Befall sofort Gegenmaßnahmen ergriffen, und die Ware gerettet werden. „Diese Gegenmaßnahmen
müssen alle Bakterien abtöten, dürfen aber zugleich das Aroma, die Farbe oder den Vitamingehalt
nicht verändern. Die Behandlung sollte auch keine Rückstände enthalten“, erklärt Schinner.
Mit Ozon haben die Innsbrucker Forscher vor kurzem eine mögliche Behandlungsmethode getestet und soeben erste
Ergebnisse veröffentlicht. „Die von uns mit Ozon behandelten Proben blieben länger haltbar“, erzählt
Prof. Märk von den Erfolgen. Die hohe Produktqualität ändert sich dadurch nicht. Um den möglichen
Einsatz von Ozon zur Haltbarkeitsverlängerung zu optimieren, sind weitere Untersuchungen geplant. |