Durchstich in die Leopoldstadt ab Montag
Wien (rk) - Die Arbeiten an der U2 treten im Abschnitt des Donaukanals in eine wichtige Phase.
Mit der Fertigstellung der Außenschale der Stationsröhre der U2/1 am Montag, den 11. April wird ein
wichtiger Schritt in Richtung Fertigstellung der U-Bahn bis zur Fußballeuropameisterschaft 2008 gemacht.
Dann ist ein erster Blick vom 1. in den 2. Bezirk möglich. Die Tunnelvortriebsarbeiten der 1. Röhre können
im Schutze einer Baugrundvereisung vorerst abgeschlossen werden.
Der Bauabschnitt U2/1 Schottenring gehört zu den technisch anspruchsvollsten U-Bahn-Bau-Projekten, die unter
der Beratungstätigkeit der MA 29 -Brückenbau und Grundbau durchgeführt werden. Bei diesem Projekt
handelt es sich um die derzeit größte Vereisung in Europa, was das rege Interesse von Besuchern aus
aller Welt zeigt. Das Herzstück des Bauabschnittes stellt die unter dem Donaukanal neu zu errichtende Station
Schottenring dar. Dabei werden die Tunnelröhren im Schutze eines Vereisungsrings hergestellt. Im Rahmen der
Tunnelvortriebe wird nicht nur der Donaukanal unterfahren, sondern auch die denkmalgeschützte Kaiserbadschleuse.
Ziel der Vereisung war es, Wasserzutritte vom darüber liegenden Donaukanal zu verhindern, damit es während
der Arbeiten im Tunnel zu keinem Wassereinbruch kommt. Im Schutze des hart gefrorenen, aber damit trockenen und
standfesten Bodens, werden die Tunnelvortriebsarbeiten der ersten Röhre bereits nächste Woche abgeschlossen
sein. Im Anschluss daran starten die Vortriebsarbeiten der zweiten Röhre.
Europas größte Vereisungsbaustelle unter dem Donaukanal
Vereisungslanzen am Eingang zum Sonja-Tunnel U2, Foto: MA 29/Herzfeld - Klicken Sie auf das Bild und Sie
erhalten das Foto in Druckqualität (566 kB) Die Vereisung erfolgte dabei in zwei Phasen. Zuerst wurde der
Boden unter dem Donaukanal im oberen Bereich des Tunnels "Schockgefroren". Die Kälte wurde dabei
mit flüssigem Stickstoff in tiefkaltem Zustand über ein geschlossenes Rohrsystem in den Boden eingeleitet.
Der flüssige Stickstoff, der eine Temperatur von Minus 196 Grad Celsius hat, entzog dem Boden Wärme und
kühlte ihn ab. Die Temperatur im Erdreich sank dabei auf Minus 10 Grad Celsius und das Erdreich begann zu
gefrieren. In der zweiten Phase erfolgte dann die dauerhafte Vereisung rund um den Ausbruchsquerschnitt mit einer
speziellen Salzlösung (Sole). So entstand ein Eisring um den geplanten Ausbruch der Stationsröhre. Als
der Ring eine Stärke von zwei Metern erreicht hatte, konnte mit dem Tunnel-Vortrieb begonnen werden. In ca.
1 Monat hatte man eine Strecke von 70 m unter dem Donaukanal gegraben.
Die Stationsröhren selbst werden nach der in Österreich entwickelten "Neuen Österreichischen
Tunnelbaumethode (NÖT)" errichtet. Bei dieser Baumethode wird der Boden mit einem Tunnelbagger Schritt
für Schritt abgebaut und jede Schicht sofort mit Spritzbeton, stählernen Gitterträgern und Baustahlgitter
gesichert. Diese äußere Tunnelschale ist rund 35 Zentimeter dick. Sie wird zusätzlich mit einer
40 Zentimeter starken Innenschale aus wasserdichtem Beton ausgestattet.
Bis die Außenschale tragfähig ist, bildet der zwei Meter dicke Eisring den statisch tragenden Bauteil.
Danach dient er als Dichtkörper, bis die wasserdichte Innenschale erstellt ist. |