Ausstellung im Landesmuseum gewährt Einblick in die "Russenzeit"
Eisenstadt (blms) - Die Sonderausstellung "Russenzeit. Befreiung 1945 - Freiheit 1955",
die von 14. April bis 17. Juli 2005 im Burgenländischen Landesmuseum zu sehen sein wird, ist der offizielle
Beitrag des Burgenlandes zum Jubiläumsjahr 2005. "Als besondere Aktion wird am Eröffnungstag, dem
14. April 2005, ein Sonderpostamt eingerichtet, wo eine eigens aufgelegte Briefmarke erworben werden kann",
gab Kulturlandesrat Helmut Bieler am Dienstag (05. 04.) bekannt. Das Burgenland gehörte in den Jahren
1945 bis 1955 zur sowjetischen Besatzungszone, ein Zeit-abschnitt, der daher umgangssprachlich auch als "Russenzeit"
bezeichnet wird. Diese Tatsache nahm Einfluss auf Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft des Landes. Mit
der Ausstellung wird dieser Dekade Rechnung getragen und spezifisch burgenländische Aspekte beleuchtet.
Obwohl die sowjetischen "Befreier" aus dem täglichen Leben der BurgenländerInnen mit dem Abzug
aus den Dörfern ab 1947 kaum mehr in Erscheinung traten, war die Tatsache der Anwesenheit einer fremden militärischen
Macht im Land dennoch spürbar. Beschrieben wird in der Ausstellung daher nicht nur das ambivalente Verhältnis
zur Besatzungsmacht, sondern auch die Bemühungen praktikable Strukturen für das Land aufzubauen.
Diese Themenkreise werden zusätzlich in einem Begleitband zur Ausstellung wissenschaftlich aufgearbeitet.
"Damit stehen die Forschungsergebnisse in einer umfassenden Dokumentation zur Verfügung und ermöglichen
ein tieferes Eindringen in die Thematik", erklärte Landesrat Bieler. "Die Aufarbeitung dieser für
das Burgenland wichtigen Zeit wird dadurch nachhaltig nutzbar gemacht."
Im ersten Teil der Ausstellung spannt sich der Bogen, beginnend mit der "Stunde Null" über die
Gewährleistung der Lebensmittelversorgung, den Problemen des Aufbaus einer funktionierenden Verwaltung, Landwirtschaft
und Wirtschaft bis hin zu den gesellschaftspolitischen Fragestellungen, wie der Rolle der Frau und der Integration
der Kriegsheimkehrenden. Das alles, eingebettet im Spannungsfeld zwischen dem sowjetischen "Kulturbolschewismus"
und der einsetzenden "Amerikanisierung". Der zweite Teil der Ausstellung macht Geschichte anhörbar.
Im "Oral History"-Bereich werden die Ergebnisse eines von burgenländischen Schülern durchgeführten
Zeitzeugenprojekts präsentiert. Per Mausklick können die Besucher in die Erlebenswelt von Zeitzeugen
eindringen. Der dritte Teil der Schau, der "Keller der Erinnerungen", thematisiert Amüsantes, Tragisches
und Skurriles aus dieser Zeit. Triviale Gegenstände erhalten durch eine sehr persönliche Beschreibung
Authentizität und ermöglichen ein Eintauchen in die Welt der Nachkriegszeit.
Die Exponate für den "Keller der Erinnerungen" wurden von BurgenländerInnen im Zuge einer landes-weiten
Objekt-Suchaktion zur Verfügung gestellt. Diese wurde vom ORF Burgenland großzügig unterstützt,
der auch als Medienpartner gewonnen werden konnte: "Das Jahr 2005 stellt für die Informationskompetenz
von Radio Burgenland eine besondere Herausforderung dar. Das Jubiläumsjahr wird mit Berichten, Interviews
und Reportagen ausführlich medial begleitet. Sowohl in den Informationssendungen als auch in der Tagesfläche
und in den Magazin-sendungen am Abend wird sich Radio Burgenland mit diesen Themenbereichen auseinandersetzen",
erläuterte Chefredakteur Mag. Walter Schneeberger die Unterstützung des ORF Burgenland.
Für die Ausstellung wird ein zusätzliches Vermittlungsprogramm für SchülerInnen und ein breites
Rahmenprogramm angeboten. "Themenbezogene Begleitveranstaltungen sind ein wesentlicher Aspekt bei der Konzipierung
unserer Ausstellungen, um ein vielschichtiges Publikum anzusprechen", sagte der Leiter der Kulturabteilung,
Hofrat Dr. Josef Tiefenbach.
Dazu Landesrat Helmut Bieler abschließend: "Die Ausstellung versucht einen bislang in der wissenschaftlichen
Forschung vernachlässigten Bereich unserer Zeitgeschichte aufzuarbeiten, die Geschichte lebendig zu machen
und AusstellungsbesucherInnen für die Probleme dieser Zeit bzw. darüber hinaus für die Probleme
der Aufbaugeneration zu sensibilisieren". |