Mehr Wertpapierveranlagungen in privaten Haushalten  

erstellt am
06. 04. 05

Finanzvermögen und Verpflichtungen der privaten Haushalte und Unternehmen in der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
Wien (oenb) - Österreichische Haushalte veranlagten im vierten Quartal 2004 4,4 Mrd Euro in neue Finanzmittel, wodurch die Geldvermögensbildung im gesamten Jahr 2004 auf 16,8 Mrd Euro anstieg. Gegenüber den Finanzinvestitionen 2003 bedeutet dies einen Zuwachs von 15%. Das Geldvermögen stieg durch Veranlagungen und Kursgewinne zum Jahresende auf fast 330 Mrd Euro (+6,7%). Gleichzeitig war die Verschuldungsbereitschaft der privaten Haushalte auch im vierten Quartal 2004 mit einer Neuverschuldung von 1,6 Mrd Euro anhaltend hoch. Der Verpflichtungsaufbau im gesamten Jahr 2004 lag mit 7,3 Mrd Euro um mehr als 40% höher als 2003 und führte zu einem Schuldenstand von 118 Mrd Euro (+7,8%). Die inländischen Unternehmen nahmen an neuem Kapital im vierten Quartal 2004 4,4 Mrd Euro und damit im Gesamtjahr 11 Mrd Euro auf. Die Verpflichtungsposition zum Jahresende stieg auf 315 Mrd Euro; ein Zuwachs gegenüber Ende 2003 von 5,4%.

Die privaten Haushalte (einschließlich der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck) veranlagten im vierten Quartal 2004 4,4 Mrd Euro in neue Finanzmittel (4. Quartal 2003: 4,3 Mrd Euro). Wie auch schon in den vergangenen drei Jahren zu beobachten war, trug das Veranlagungsverhalten der Privatpersonen im vierten Quartal (nicht zuletzt durch Einzahlungen zum Weltspartag) wesentlich zum Jahresergebnis bei. Nach vorläufiger Rechnung betrug die Geldvermögensbildung des Haushaltssektors im Jahr 2004 16,8 Mrd Euro, fast 15% mehr als im Jahr 2003 (14,6 Mrd Euro).

Die Neuveranlagungen im vierten Quartal 2004 wurden vor allem durch kurzfristige Dispositionen in Form von Bargeld und Einlagen in Höhe von 3,1 Mrd Euro getragen. Einen wesentlichen Beitrag zur Geldkapitalbildung der privaten Haushalte leisteten auch die gestiegenen Ansprüche gegenüber Versicherungen und privaten Pensionsvorsorgeeinrichtungen. Im vierten Quartal 2004 stiegen diese langfristigen Veranlagungen um 1,1 Mrd Euro und machten damit ein Viertel der gesamten Geldvermögensbildung in diesem Quartal aus. Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung war, wie in den vergangenen Quartalen, der Zuwachs der Ansprüche aus Lebensversicherungen, die sich um 900 Mio Euro erhöhten.

Die Nachfrage nach Investmentzertifikaten war auch in der aktuellen Beobachtungsperiode sehr groß. So erwarben Österreicher in der aktuellen Beobachtungsperiode um 520 Mio Euro Investmentzertifikate. Der Gesamterwerb im Jahr 2004 stieg auf 2,9 Mrd Euro an (2003: 900 Mio Euro). Das Interesse galt dabei mit Käufen in Höhe von 2,8 Mrd Euro vor allem inländischen Fonds. Diese waren damit nicht unwesentlich für den verstärkten Absatz von in Publikumsfonds enthaltenen Zertifikaten verantwortlich. Die Österreicher dürften damit nach den negativen Kursbewegungen auf den Kapitalmärkten in den vergangenen Jahren im Jahr 2004 wieder ihr Interesse an Wertpapieren entdeckt haben. Die im gesamten Eurooraum feststellbare Normalisierung des Veranlagungsverhaltens spiegelt sich auch in den Finanzinvestitionen der Österreicher wider. Der Nettoerwerb handelbarer Aktien, Anleihen und Investmentzertifikate erreichte im gesamten Jahr 2004 32% der Geldvermögensbildung. In den beiden Jahren davor hatte der Anteil jeweils weniger als 20% betragen. Gleichzeitig machten die Erhöhungen bei Bargeld und Einlagen im Jahr 2004 nur 35% aus, während ihr Anteil in den Jahren 2002 und 2003 jeweils 55% erreicht hatte.

Das Finanzvermögen des privaten Haushaltssektors betrug zum Jahresende 2004 329,4 Mrd Euro und damit 140% des BIP. Der Zuwachs gegenüber dem Jahresultimo 2003 betrug 6,7%. Die Neubewertung des Portfoliobesitzes aus handelbaren Wertpapieren (22% des Geldvermögens) führte 2004 zu einer kräftigen Erhöhung des Marktwertes dieser Wertpapiere auf 73,2 Mrd Euro. Insbesondere der Kursanstieg der im inländischen Privatbesitz befindlichen inländischen Aktien und Investmentzertifikate erhöhte das Geldvermögen um 3,5 Mrd Euro.

Die Verschuldungsbereitschaft der privaten Haushalte war, wie im zweiten und dritten Quartal 2004, auch im letzten Quartal mit einer Schuldenaufnahme in Höhe von 1,7 Mrd Euro deutlich höher als im Vergleichsquartal des Jahres 2003. Der Verpflichtungsaufbau erreichte im Gesamtjahr 2004 7,3 Mrd Euro und war um mehr als 40% höher als im Jahr 2003. Die Neuverschuldung im vierten Quartal 2004 resultierte, wie in den ersten drei Quartalen des Jahres, mit 1,2 Mrd Euro zum überwiegenden Teil aus der Finanzierung von Wohnraumbeschaffung. Dabei finanzierten sich die Österreicher weiterhin zu einem hohen Anteil in Schweizer Franken. Die gesamte Neuverschuldung in Fremdwährung betrug im vierten Quartal 2004 820 Mio Euro; im Gesamtjahr 2004 3,6 Mrd Euro. Neben den Wohnbaukrediten in Höhe von 4,9 Mrd Euro verschuldeten sich die Österreicher 2004 auch wieder für Konsumzwecke in Höhe von 1,1 Mrd Euro. Ein Jahr davor gingen die Konsumkredite in gleicher Höhe zurück. Währen die Konsumausgaben im Jahr 2003 nominell nur um 2,1% angestiegen waren, wuchsen sie 2004 um 3,5%. Die Neuverschuldung erhöhte den Verpflichtungsstand zum Jahresultimo 2004 auf 118,1 Mrd Euro. Die Schulden wuchsen gegenüber dem Jahresultimo 2003 um 7,8%.

Der Finanzierungsbedarf der inländischen Unternehmen wuchs konjunkturbedingt im vierten Quartal 2004 weiter an und konnte nur teilweise durch die eigene Ersparnisbildung abgedeckt werden. Die Kapitalaufnahme betrug im vierten Quartal 2004 4,4 Mrd Euro. Die Unternehmen finanzierten sich durch langfristige Kredite in Höhe von 2,5 Mrd Euro (davon mehr als 90% bei inländischen Banken). Einzelne nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, insbesondere aus dem Infrastrukturbereich, emittierten Anleihen in Höhe von netto 2,2 Mrd Euro, von denen 1,9 Mrd Euro ins Ausland abgesetzt wurden. Auf dem Aktienmarkt wurden vor allem Anteile der ÖIAG an der Telekom verkauft (1,1 Mrd Euro) sowie weiteres Kapital der OMV platziert (660 Mio Euro). Die Käufer waren in beiden Fällen vorwiegend ausländische Investoren. Das Finanzierungsvolumen der nichtfinanziellen Unternehmen stieg seit Jahresanfang kontinuierlich an und erreichte im Gesamtjahr 2004 einen Wert von 11 Mrd Euro, wovon weniger als 40% auf Kredite und knapp 60% auf Wertpapieremissionen sowie Platzierungen von Anteilsrechten entfielen. Der Verpflichtungsstand der Unternehmen erreichte zum Jahresende 2004 einen Wert von 315,3 Mrd Euro; das bedeutet einen Anstieg gegenüber dem Jahresultimo 2003 von 5,4%.
     
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