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Hoher Aufklärungsbedarf über Sekten hält an |
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Zahl der Beratungsfälle in der Sektenstelle weiter gestiegen Wien (pk) - Die Bundesstelle für Sektenfragen war auch im Jahr 2003 eine gefragte Anlaufstelle für Interessierte und Betroffene. Insbesondere die Zahl der Beratungsfälle, also die Unterstützung für jene Personen, die in irgendeiner Weise selbst von Sekten oder sektenähnlichen Gruppierungen betroffen sind, ist gegenüber den vorangegangenen Jahren weiter gestiegen. Das geht aus dem jüngsten Tätigkeitsbericht der Bundesstelle hervor, der kürzlich von Sozialministerin Ursula Haubner dem Parlament vorgelegt wurde. ( III-131 d.B.) Dem Bericht zufolge haben sich im Jahr 2003 1.602 Personen mit ihren Anliegen an die Bundesstelle für Sektenfragen gewandt, viele davon mehrfach. Dabei stellten erstmals Privatpersonen ohne institutionellen Hintergrund die größte Gruppe der Anfragenden dar, gefolgt von einschlägigen Sekten-Fachstellen. Aber auch staatliche Stellen, LehrerInnen, SchülerInnen und StudentInnen, Medien sowie vereinzelt auch Firmen und gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaften nahmen das Beratungs- und Informationsangebot der Bundesstelle wahr. In 644 Fällen erfolgte über die Vermittlung von Sachinformation hinaus eine intensive psychosoziale Beratung, wobei die meisten Personen diese deshalb in Anspruch nahmen, weil sie in Sorge um einen Familienangehörigen bzw. eine Familienangehörige waren. Bei immerhin 137 Fällen lag ein beruflicher Kontext vor. 99 Personen suchten in eigener Sache Rat und Hilfe. Nicht zuletzt aus geographischen Gründen kamen die weitaus meisten Beratungsfälle aus Wien und aus Niederösterreich. Aus der Datenlage bestätigt werden konnte der seit Jahren feststellbare Trend zur Zersplitterung der weltanschaulichen Szene. So bezogen sich die Anfragen an die Sektenstelle auf 296 verschiedene Gruppierungen. Auch zu gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften wie den Mormonen oder zu staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften wie den Zeugen Jehovas gibt es immer wieder Anfragen. Das größte Interesse der Anfragesteller galt 2003 Scientology, gefolgt vom Satanismus und den Zeugen Jehovas. Dahinter rangieren Pfingstler, Evangelikale und Charismatiker, der Bruno-Gröning-Freundeskreis, Sahaja Yoga und die Freie Christengemeinde / Pfingstgemeinde. Dem gegenüber gingen Anfragen über die Holosophische Gesellschaft (Thakar Singh) stark zurück. Hingewiesen wird im Bericht u.a. auf verstärkte und zum Teil zweifelhafte Aktivitäten von Scientology, um das vielfach negative Image dieser Organisation in der Öffentlichkeit zu korrigieren. Zum Thema Satanismus und Jugendsatanismus halten die AutorInnen des Berichts fest, dass eine Reihe von Verdachtsfällen mit scheinbar eindeutig satanistischem Hintergrund einer genaueren Prüfung nicht standhalten konnte. Allerdings habe man zunehmend beobachten können, dass Jugendliche mit dieser Form des Protests in eine Szene rutschten, die häufig in unreflektierter Weise Nährboden für rechtsextremes, rassistisches und zum Teil menschenverachtendes Gedankengut biete und aus der der Ausstieg oft schwierig scheine, heißt es im Bericht. Bekräftigt wird von der Bundesstelle der bereits in den Vorjahren geäußerte Befund, dass der Bereich Esoterik, vor allem die so genannte Gebrauchsesoterik, in weiten Teilen der Bevölkerung bereits gut verankert zu sein scheint. Diese verbreitete Akzeptanz mache, so die AutorInnen, eine explizit kritische Auseinandersetzung mit diesem Bereich schwierig. Betroffene sind dabei fast immer volljährige und mündige Erwachsene. Insgesamt stellt der Bereich Esoterik den AutorInnen zufolge ein unüberschaubares Sammelbecken von Organisationen, kleinen Gruppierungen und EinzelanbieterInnen dar. Für Betroffene erleichtert wird die Kontaktaufnahme mit der Bundesstelle für Sektenfragen dadurch, dass Verschwiegenheit, Sachlichkeit und Datenschutz zu den wichtigsten Kriterien der Informations- und Beratungstätigkeit zählen. Dem Wunsch anfragender Personen nach Anonymität wird stets entsprochen. Zu den Grundprinzipien der Arbeit der Sektenstelle gehören aber auch Toleranz gegenüber allen Glaubensgemeinschaften und Weltanschauungen, die Achtung von Grundfreiheiten und Menschenrechten einschließlich der Glaubens-, Religions- und Gewissensfreiheit sowie das Bemühen, Vorurteile abzubauen. In ihrer Beratung orientiert sich die Sektenstelle, wie sie im Bericht schreibt, an einem Konflikt reduzierenden, lösungsorientierten, pragmatischen Ansatz. Es gehe ihr, so die AutorInnen, nicht um die Beurteilung von Glaubensfragen, sondern um den Umgang mit Menschen und den Methoden und Praktiken, die von den unterschiedlichsten Gruppierungen angewendet werden. Die Bundesstelle versucht, durch gezielte Informationen, Aufklärung und Beratung kritische Situationen zu entschärfen und bestehende Konflikte zu reduzieren. Über die Schwerpunkte Informations- und Beratungstätigkeit auf der einen Seite und Sammeln und Dokumentieren von Informationen auf der anderen Seite hinaus setzte die 1998 eingerichtete Bundesstelle für Sektenfragen auch im Jahr 2003 eine Reihe weiterer Aktivitäten und hielt etwa periodische Fachgespräche mit unterschiedlichen Zielgruppen ab, organisierte Veranstaltungen im Rahmen von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen und baute die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen aus. Erweitert wurde auch die Fachbibliothek der Bundesstelle, der Bestand umfasst mittlerweile mehr als 3.200 Bände. Gleichzeitig wurde das von der Sektenstelle entwickelte Konzept zur Beratung betroffener Menschen weiterentwickelt. Wie aus dem Bericht hervorgeht, wenden sich zunehmend ehemalige AnhängerInnen unterschiedlicher Gruppierungen an die Bundesstelle, um Erlebtes zu berichten und ihre Erfahrungen aufzuarbeiten. Als österreichweite zentrale Servicestelle steht die Bundesstelle für Sektenfragen allen BürgerInnen, privaten Institutionen und staatlichen Einrichtungen zur Verfügung. Das Büro der Stelle ist werktags von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr durchgehend besetzt, telefonisch sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter der Nummer 01/513 04 60 von 10 Uhr bis 17 Uhr erreichbar. Die e-mail-Adresse lautet: bundesstelle@sektenfragen.at. |
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