Salzburg: Traklhaus präsentiert von 8. April bis 21. Mai die Ausstellung
"Kaugummi, Nylons, Schokolade, Jazz"
Salzburg (lk) - Mit der Ausstellung „Kaugummi, Nylons, Schokolade, Jazz – der amerikanische Einfluss
in Salzburg zwischen 1945 und 1955“ beteiligt sich die Galerie im Traklhaus an den Jubiläumsfeierlichkeiten
„50 Jahre Staatsvertrag“. In der Zeit von 8. April bis 21. Mai werden Arbeiten von Emilio Ganot, Ferdinand Götz,
Alfred Haberpointner, Irene Kar, Uli Loskot, Herman Seidl, Gerold Tusch und Siegfried Zaworka gezeigt. Die Vernissage
findet am Donnerstag, 7. April, um 19.00 Uhr statt.
Ausgangspunkt für die Ausstellung war ein Informationsnachmittag für jene Künstlerinnen und Künstler,
die in den vergangenen zehn Jahren beim Atelier-Austausch-Programm der Kulturabteilung des Landes einen Arbeitsaufenthalt
in Amerika (New York, Chicago, Atlanta, Phoenix/Arizona oder Baltimore) verbracht haben. Dabei berichteten Zeitzeugen
– Persönlichkeiten, die nach Kriegsende in Salzburg gelebt haben – über ihre Erfahrungen, persönlichen
Schicksale und historische Fakten. Diese Zeitzeugen waren: Renate Buchmann, Marko Feingold, Prof. Rudolf Hradil,
Minister a.D. Dr. Herbert Moritz, Wilhelm Roser, Irene Sazenhofen, Marga Schicho, Walter Telsnig und der Historiker
Prof. Dr. Reinhold Wagnleitner, der viel über diesen Zeitraum publiziert hat. Das Videostudio des Landespressebüros
hat diese Veranstaltung gefilmt. Eine gekürzte Fassung wird während der Ausstellung gezeigt.
Mit diesem Wissen und basierend auf weiteren Publikationen und Fakten waren die Künstler/innen eingeladen,
eine neue Arbeit oder eine Werkgruppe zu diesem speziellem Thema zu schaffen und haben dafür ein Stipendium
erhalten. Die Techniken und Ausdrucksmittel waren vollkommen offen. Sechs Künstler und zwei Künstlerinnen
haben sich auf dieses spezielle Thema eingelassen und sehr interessante und eigenständige Werke geschaffen,
die im Folgenden kurz beschrieben werden.
Die Künstler/innen im Portrait
Emilio Ganot, 1951 in Davao/Philippinen geboren, lebt seit 1993 als Fotokünstler in Salzburg.
1998 erhielt er ein Stipendium für einen Arbeitsaufenthalt in Phoenix/Arizona. Ganot dokumentiert die Bauwerke
und Anlagen, die in der Nachkriegszeit von den Amerikanern in Salzburg errichtet wurden, oder Orte, wo die Besatzer
waren. In diese Schwarz/weiß-Fotos setzt er jeweils, mehr oder weniger auffällig, ein amerikanisches
Symbol (Coca Cola, Levis Jeans, …).
Ferdinand Götz, 1955 in Strobl am Wolfgangsee geboren, lebt und arbeitet in Bad Ischl. 2002
machte er einen Arbeitsaufenthalt in Phoenix/Arizona. Götz zeigt eine Installation aus schweren Männerschuhen,
aus denen feine Nylonstrümpfe wachsen. Diese Nylons waren begehrte „Eroberungsgeschenke“ an die „Ami-Bräute“.
Dem gegenüber gestellt ist eine Gruppe von schwarzen Hosen (die von der Decke hängen), die einbeinig
sind und als Sinnbild für die Verwundungen stehen sollen.
Alfred Haberpointner, 1966 in Salzburg geboren, absolvierte sein Studium an der Hochschule für
Gestaltung in Linz, lebt und arbeitet in Ebenau bei Salzburg und Linz. 2000 erhielt er ein Arbeitsstipendium für
einen New York-Aufenthalt. Haberpointner hat eine Serie von 100
Zuckerln aus Blei angefertigt. Die einzelnen Teile sind zwischen 10 und 30 Zenitmeter groß und werden von
der Decke gehängt und auf den Boden gelegt. Der Künstler assoziiert mit den Bonbons die Geschenke der
Amerikaner, vor allem an die Kinder, und weckt durch die Verwendung von schwerem, giftigem Blei die Assoziation
zu etwas Gefährlichem, Ungesundem. Der Titel ist „Maikäfer flieg“, das „Kinderkriegslied“.
Irene Kar, 1968 in Gmunden geboren, studierte an der Hochschule Mozarteum in Salzburg, wo sie lebt
und arbeitet. 1999 absolvierte sie beim Salzburger Atelier-Austausch-Programm einen New York-Aufenthalt. Irene
Kar hat im Archiv der Stadt Salzburg eine Serie von Farbfotografien entdeckt, die ein amerikanischer Besatzungssoldat
in Salzburg aufgenommen hat. Die Motive sind Alltagsszenen. Sie stellt diesen Aufnahmen eigene Farbfotos, die sie
kürzlich in Salzburg aufgenommen hat, gegenüber. Die Fotos werden auf Farbfolien kopiert und in einem
Block an die Wand gehängt. Die Farbkopie und die Transparenz der Folie verändern die Farbigkeit und Struktur
der Fotografien, so dass eine Annäherung von historischen und gegenwärtigen Bildwelten entsteht.
Ulli Loskot, 1971 in Salzburg geboren, besuchte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, Abteilung
Fotografie in Wien und lebt und arbeitet seit Ende 2000 mit Unterbrechungen in Baltimore/USA. 2004 machte sie einen
Arbeitsaufenthalt in Atlanta. Die Fotokünstlerin hat sich in ihrer Arbeit mit dem Thema der Fahne und der
nationalen Identität zwischen 1945 und 1955 in Österreich auseinandergesetzt. Sie hat einige Zeitzeugen
mit einem Fragebogen kontaktiert und aus diesen Ergebnissen und Fotos ein Buch/Album gestaltet, das sie für
die Ausstellung nach Salzburg schicken wird.
Hermann Seidl, 1960 in Neumarkt/Steiermark geboren, absolvierte das Studium der Kommunikationswissenschaft
und Romanistik an der Universität Salzburg, lebt und arbeitet in Salzburg. 1996 erfolgte ein Arbeitsaufenthalt
beziehungsweise ein Atelieraustausch mit der Arizona State University. Seidl setzt sich, seiner Ausbildung entsprechend,
mit dem Phänomen Sprache auseinander. Der Fotokünstler möchte Ereignisse visualisieren, die in dieser
Nachkriegszeit stattgefunden haben. Er zeigt kleine Schwarz/weiß-Fotos, kombiniert mit Text, eben Zitate
aus dem Zeitzeugengespräch oder aus der Literatur über dieses Thema.
Gerold Tusch, 1969 in Villach geboren, lebt seit seinem Studium an der Hochschule Mozarteum in Salzburg.
2003 erhielt er ein Stipendium für einen Arbeitsaufenthalt in Chicago. Tusch collagiert eine große Schwarz/weiß-Darstellung
des Salzburger Hauses, wo er wohnt und sein Atelier hat, an eine Wand des Ausstellungsraumes. Das Foto zeigt einen
massiven Bombenschaden; diese „Verletzung“ wird mit ornamental, dekorativer Musterung überlagert. Die Arbeit
bezieht sich kryptisch auf verschiedene Details der Schilderungen der Zeitzeugin, der Kosmetikerin Marga Schicho.
Außerdem bereitet der Künstler eine Serie von einfachen Keramikformen vor, die mit Nylonstrümpfen
so überzogen werden, dass sie eine leichte Formveränderung erfahren. In dieser Arbeit greift der Künstler
einen Satz aus dem Zeitzeugenberichten auf: „…der Nylonstrumpf hat die Erotik verändert“.
Siegfried Zaworka, 1972 in Wolfsberg/Kärnten geboren, lebt seit 1993, als er sein Studium am Mozarteum begann,
in Salzburg. 2003 erhielt er ein Auslandsstipendium für Baltimore. Der Maler hat eine Serie von großformatigen
Arbeiten (Pastell, Lack und Ölfarbe) geschaffen mit dem Titel „Nobody knows the trouble I hav’ seen“. Es geht
um „Disziplinierung durch Kaugummi“, die Thematik Schokolade, das Ringen um Wurst in der Nachkriegszeit, die USA-Soldaten, … |