Brüssel (europarl) - Mit spezialisierten Zentren zur frühzeitigen Erkennung von Krisenherden ("tension
detection centres") will das Europäische Parlament den Anti-Terror-Kampf präventiver gestalten.
Einen entsprechenden Initiativbericht zur Europäischen Sicherheitsstrategie (ESS) haben die Abgeordneten am
14. April angenommen. Darin betonen sie, dass die Zielsetzung der ESS "weit über die militärischen
Aspekte der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungsstrategie hinaus geht" .
Mittels der Spezial-Zentren sollen Krisen bereits im Vorfeld erkannt werden können, damit vorausschauendes
Handeln möglich ist. Eingerichtet werden sollen die Zentren sowohl im Rahmen des künftigen Europäischen
Auswärtigen Dienstes, als auch durch Dienste außerhalb der EU wie etwa die Afrikanische Union. In diesem
Zusammenhang empfehlen die Abgeordneten ein Bedrohungs-Frühwarnsystem einzurichten, das innovative Technologien
aus dem IT-Bereich für die Nachrichtenanalyse und -bewertung nutzt.
Anders als frühere Sicherheitsdoktrinen, die fast ausschließlich auf der militärischen Dimension
basierten, wählt die ESS einen ganzheitlichen Ansatz: "Sicherheit ist eine Voraussetzung für Entwicklung".
Darauf aufbauend soll ein Sicherheitskonzept entwickelt werden, dass die von Armut, Unterernährung sowie Krankheiten
ausgehenden zerstörerischen Kräfte und deren schädliche Auswirkungen auf die Stabilität von
Staaten anerkennt.
Bedrohungen feststellen, Sicherheit in den Nachbarstaaten der EU aufbauen und die internationale Ordnung auf multilateralem
Weg stärken, lauten die strategischen Ziele des Strategiepapiers. Der Einsatz von Gewalt als letztem Mittel
wird nur anerkannt, wenn die Vereinten Nationen (UN) diesen Schritt gebilligt haben. Obwohl die UN eine Schlüsselrolle
spielen, gilt das transatlantische Verhältnis als Kernelement der ESS.
Das Parlament fordert zudem, eine Europäische Sicherheits- und Verteidigungsakademie zu schaffen, die den
EU-Einrichtungen und -Organen kompetentes Personal zur Verfügung stellt. Im Bereich der Europäischen
Weltraumpolitik sollen parallel entwickelte Projekte im Rahmen der Europäischen Sicherheitsforschung zusammen
geführt werden. Die Abgeordneten kritisieren Schwachstellen der EU-Einsatzfähigkeit in der zivilen Krisenbewältigung
und bei humanitären Operationen mit militärischen Mitteln: zu wenige Einsatzkräfte, mangelnde Fähigkeiten
zum Aufrechterhalten einer ständigen Luftbrücke, mangelnde Kommando-, Kontroll- und Kommunikationsfähigkeiten
sowie Ressourcen für die Informationsgewinnung. Ferner verlangt das Parlament, die Nachbarschaft der EU auch
auf die weiter im Osten und Süden gelegenen Regionen wie Kaukasus, Naher und Mittlerer Osten sowie Nordafrika
auszudehnen. |