Pröll: Österreichische Exportoffensive nimmt Kroatien und Russland ins Visier  

erstellt am
14. 04. 05

Wien (bmlfuw) - Bei ihrer achten und vorletzten Station nimmt die von Landwirtschaftsminister Josef Pröll initiierte sowie vom Landwirtschaftsministerium, der Wirtschaftskammer Österreich und der Agrarmarkt Austria getragene Exportoffensive 1-24 nun den Zukunftsmarkt Kroatien für die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft ins Visier. Neu diesmal: auch die österreichische Forstwirtschaft ist mit an Bord. „Die Zahlen belegen es: die Exportoffensive 1-24 hat sich als verlässlicher Türöffner zu den neuen Märkten erwiesen, eine Chance, die viele Unternehmen gut genutzt haben“, so Landwirtschaftsminister Josef Pröll anlässlich der Eröffnung der Präsentation der Exportoffensive 1-24 in Zagreb. Inzwischen habe eine breite Palette österreichischer Qualitätsprodukte den Weg in die Regale Mitteleuropas gefunden. Man wolle nun im Jahr 2005 mit Auftritten in Kroatien und Russland in zwei weiteren Ländern eine Initialzündung für den Export österreichischer Produkte geben und die Exportoffensive in der bisherigen Form damit abrunden, so der Minister weiters. Dennoch sei es wichtig, die Unternehmen bei der notwendigen weiteren Marktbearbeitung zu unterstützen. Pröll: „In der Initiative ‚go international’ – einer Partnerschaft von WKÖ/AWO, Wirtschaftsministerium und Agrarmarkt Austria – sehen wir hierzu das ideale Instrument.“

Zahlen bestätigen, mit Exportoffensive die richtige Antwort zur richtigen Zeit
In diesem Sinne zog Landwirtschaftsminister Pröll gestützt auf aktuelle Zahlen der Statistik Austria und des Fachverbands der Nahrungs- und Genußmittelindustrie eine Bilanz der bisherigen Anstrengungen der Exportoffensive: Demnach sind die österreichischen Agrarexporte in die bisherigen Zielländer der Exportoffensive – Ungarn, Tschechien, Slowenien, Bulgarien, Rumänien, Polen sowie die Slowakei – im Jahresvergleich 2003/04 um 21,7 Prozent von rund 444 Mio. auf 540 Mio. Euro gestiegen, während gleichzeitig die dem gegenüberstehenden Importe um lediglich 14,6 Prozent von 442 Mio. auf 506 Mio. Euro gestiegen sind. Die Handelsbilanz mit den Zielländern der Exportoffensive weise somit ein Plus von rund 34 Mio. Euro auf, so Pröll. Zu den Exportschlagern gehören unter anderem Käse (plus 65,9 Prozent), Wein (plus 27 Prozent) sowie höhere verarbeitete Produkte (plus 14 Prozent).

Ein besonders starker Anstieg der österreichischen Agrarexporte sei mit einem Plus von 28,2 Prozent nach Ungarn auf 111,3 Mio. im Jahresvergleich 2003/04 zu verzeichnen. Dem stünde lediglich eine Steigerung ungarischer Importe nach Österreich von 0,6 Prozent gegenüber. Weiters beachtlich sind die Exporte nach Slowenien mit einer Steigerung um 17,8 auf 116 Mio. Euro sowie nach Tschechien um 15,6 Prozent auf rund 112 Mio. Euro. Zusätzlich entwickelten sich die Agrarexporte nach Bulgarien mit plus 17,3 Prozent und Rumänien mit plus 13,3 Prozent ebenfalls positiv.

„Unterm Strich“, so Pröll, „ist die Exportoffensive die richtige Antwort zur richtigen Zeit gewesen.“ In der Gesamtbilanz aller Mittel- und Osteuropäischen Staaten – also den neuen EU Mitgliedsstaaten plus Rumänien, Bulgarien – sind die Lebensmittelexporte aus Österreich um 20,9 Prozent auf 565,3 Mio. Euro gestiegen, während die Importe nach Österreich lediglich um 15,1 Prozent auf 514 Mio. Euro im Wert gestiegen seien.

Wettbewerb hat voll eingesetzt – kein Grund sich zurückzulehnen
Allerdings, so der Minister, dürfe dennoch kein Zweifel darüber bestehen, dass mit der Erweiterung der Union der Wettbewerb voll eingesetzt hat: „Während die Importe aus Bulgarien und Rumänien nach Österreich um 28 Prozent, bzw. 32 Prozent abgenommen haben und die Handelsbilanz hier deutlich positiv ist, müssen wir gleichzeitig feststellen, dass einige der neuen EU Mitgliedsstaaten im Jahr 2004 ihre Chancen am österreichischen Markt durchaus zu nutzen wissen.“ So habe die Tschechische Republik ihre Exporte nach Österreich um 45,5 Prozent auf 91 Mio. Euro steigern können, die Slowakei sogar um 118 Prozent auf 46 Mio. Euro. Zwar sei die Handelsbilanz mit diesen beiden Ländern nach wie vor positiv, jedoch, so Pröll: „Es gibt keinen Grund sich zurückzulehnen, wir müssen uns auf unsere Stärken – gerade bei höherwertigen und veredelten Produkten – konzentrieren.“

Österreichische Qualität am kroatischen Markt rechtzeitig positionieren
Dementsprechend sieht Pröll auch eine Chance mit österreichischer Qualität auf dem kroatischen Markt zu punkten. Das Wirtschaftswachstum von 3,8 Prozent im Jahr 2004 sowie eine Prognose von über 4 Prozent Wachstum für 2005 und die damit verbunden Steigerung der Kaufkraft mache den kroatischen Markt für den österreichischen Export interessant. Dies unterstreicht auch das bis 2006 prognostizierte jährliche Wachstum des kroatischen Einzelhandels in der Höhe von 5,7 Prozent (Quelle: Wirtschaftskammer Österreich). Schließlich sei Kroatien auch als Sprungbrett zur Eroberung weiterer Märkte zu sehen: Ein bedeutender Teil der Distribution der Lebensmittel in Bosnien-Herzegowina und Montenegro wird über Kroatien abgewickelt. Österreichische Unternehmen können hier den Vertrieb in die Märkte im Südosten aufbauen.

Österreichs Agrar- und Lebensmittelexporte nach Kroatien erreichten im Jahr 2004 einen Gesamtwert von 106 Mio. Euro, was im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 13,5 Prozent bzw. 12,6 Mio. Euro bedeutet. Aus Kroatien importiert wurden Agrarprodukte im Wert von 22,8 Mio. Euro, was eine positive Handelsbilanz von 83,2 Mio. Euro ergibt. Ein Hemmnis im Handel mit dem Nicht-EU-Mitglied Kroatien seien derzeit jedoch noch Zölle von bis zu 47 Prozent sowie diverse Mengenbeschränkungen und Quoten. Dennoch werden bereits jetzt Erfolgsprodukte wie Saccharose, Schweinefleisch, Futtermittel, Fruchtsäfte, frische Äpfel sowie Milch und Joghurt nach Kroatien exportiert. An Verarbeitungsprodukten finden sich vorwiegend Energy-Drinks, Limonaden, Eistees, Schokoladewaren und Backwaren am kroatischen Markt. Weitere Marktchancen bestehen für frisches Obst und Gemüse, Snack Food, Fleischprodukte und Geflügel sowie Wein.

Neu an Bord ist Österreichs Forst- und Holzwirtschaft
Neu mit an Bord bei der Exportoffensive ist Österreichs Forst- und Holzwirtschaft . Sie zählt zu den stabilen österreichischen Außenhandelsfaktoren. Im Jahr 2003 führte Österreich Holz und Holzprodukte insgesamt im Wert von 7,37 Mrd. Euro aus, und es wurden Produkte im Wert von 4,25 Mrd. Euro eingeführt. In der Bilanz 2003 liegt die Holz- und Forstwirtschaft also mit einem Exportüberschuss von 3,12 Mrd. Euro als zweitgrößter aktiver Posten nur knapp hinter dem Fremdenverkehr (3,15 Mrd. Euro). Exportüberschüsse wurden vor allem durch Papier, Pappe, Papierware und Viskose (2,2 Mrd. Euro) erzielt, gefolgt von Holz und Holzwaren inkl. Schnittholz (0,98 Mrd. Euro), sowie Span- und Faserplatten (0,53 Mrd. Euro).

Der kroatische Pro-Kopf-Verbrauch an Holz betrug im Jahr 2003 knapp 0,1 m3/Jahr, was rund 50 Prozent des EU-Durchschnittes entspricht. Österreich hat einen Pro-Kopf-Holzverbrauch von über 0,6 m3/Jahr. Auch der durchschnittliche Papierverbrauch der Beitrittsländer mit 60 kg/Kopf/Jahr erreicht nur ein Drittel des EU-Niveaus. „Hier liegt einer der Schlüssel und das Potential für die österreichischen Unternehmen“, so Pröll.

Österreich hat im vergangenen Jahr rund 85.000 m3 Schnittholz nach Kroatien im Wert von 352.000 Euro exportiert, was 1,2 Prozent des Gesamtexportvolumens (6,75 Mio. m3) ausmacht. In den nächsten Jahren wird eine Verdoppelung erwartet. Derzeit ist Kroatien noch Roh- und Schnittholzexporteur. Gelingt es die Binnennachfrage anzuheben, kann sich diese Situation rasch ändern. Darum setzt Österreich alles daran, den Rohstoff gegenüber anderen Werkstoffen besser zu positionieren und die verstärkte Verwendung von Holz zu unterstützen. Kurzfristig sei Experten zufolge ein Wertvolumen von knapp 1 Mio. Euro erzielbar, mittel- bis langfristig bis zu 4 Mio. Euro. Die Exportinitiative soll hier eine Plattform für die Aufnahme von ersten Kontaktaufnahmen bieten.

Bei der Exportinitiative können die Unternehmen können durch die Teilnahme an den jeweiligen Präsentationen und Fachseminaren in professionellem Rahmen Export Know-how erwerben und neue Kontakte mit Geschäftspartnern knüpfen und vertiefen. Nach der Station in Zagreb geht es im Juni 2005 weiter nach Moskau, wo auch modernste österreichische Umwelttechnologie präsentiert wird. Damit wird klein- und mittelständischen Betrieben nicht nur die Vermarktung innovativer Angebote erleichtert, sondern auch ein Beitrag zur Steigerung der österreichischen Wettbewerbsfähigkeit und zum Umweltschutz geleistet.
     
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