Umfassendes Maßnahmenpaket der Stadt Wien im Kampf gegen den Feinstaub
Wien (rk) - "Die Stadt Wien ist seit langem gegen Feinstaub aktiv und hat schon vor Jahren die
Weichen in die richtige Richtung gestellt, um die Luftqualität in der Stadt ständig zu verbessern",
so Umweltstadträtin Ulli Sima zu den aktuellen Forderungen nach Sofortmaßnahmen. "Die ersten umfassenden
Anti- Feinstaub-Maßnahmen werden in Wien umgesetzt und greifen bereits. Klar ist, dass die Maßnahmen
entsprechend dem Empfehlungen des Umweltbundesamtes und TU-Experten in den verschiedensten Bereichen gesetzt werden,
sie reichen vom Bereich der Raumwärme, über Winterdienst und Straßenreinigung bis hin zum Verkehr",
erläutert Sima.
Hausbrand in Wien kein Thema mehr
"So wird in Wien durch den massiven Ausbau und Förderung der Fernwärme nur noch 0,5 % des
gesamten Wiener Raumwärmebedarfs mittels Kohleheizungen gedeckt. Der Hausbrand ist in anderen Städten
noch eine Hauptquelle für Feinstaub, in Wien ist das kein Thema mehr", so Sima. Insgesamt heizen in Wien
fast 96 % der Haushalte mit Fernwärme, Gas und anderen staubarmen Energieträgern. Zudem wird intensiv
in Wärmedämmmaßnahmen bei Althaussanierungen investiert, bis zum Ende des letzten Jahres waren
seit 1990 insgesamt knapp 46.000 Wohnungen in THEWOSAN - ein Projekt, mit dem vor allem energiefressende Gebäude
thermisch saniert werden - eingebunden. Darüber hinaus verfügt Wien über die höchste Solarförderung
Österreichs, im Rahmen des heurigen Schwerpunkts "Sonne für Wien 2005" werden 1,32 Mio. Euro
investiert um den Anteil an diesem erneuerbaren Energieträger weiter zu erhöhen.
Moderne Straßenreinigung ohne Staub-Aufwirbelung, 4 Mio. Euro für Umrüstung der Winterdienstfahrzeuge
Im Bereich der Straßenreinigung forciert die MA 48 das Befeuchten vor dem Kehren der Strassen, auch
bei Regen wird zusätzlich gewaschen, um die Effizienz bei der Straßenreinigung weiter zu erhöhen.
Beim Winterdienst gab es zahlreiche Neuerungen, die auf der einen Seite zu einer Halbierung der Splittmenge von
33 000t auf 17 000 t führten, zudem kommt seit letztem Jahr ein speziell harter Basaltsplitt zum Einsatz,
bei dem es zu weniger Abrieb und somit zu einer geringeren Staubbelastung kommt. In den Winterdienstfuhrpark hat
die Stadt rund 4 Millionen Euro investiert, um ihn auf die Feuchtstalztechnologie umzurüsten und so die Splittmenge
drastisch zu reduzieren. Zudem wurde heuer erstmals eine Solekehrmaschine verwendet, deren Einsatz beim Einkehren
auch bei Minustemperaturen möglich ist. "Die herkömmlichen Kehrmaschinen, die mit Wasser reinigen,
können logischerweise bei Minusgraden nicht verwendet werden, sie würden Wien in einen Eislaufplatz verwandeln",
erläutert Sima. Außerdem erfolgte die Einkehrung des Wintersplitts im Rekordtempo - in nur 3,5 Wochen
wurde das Wiener Straßennetz, das immerhin der Strecke Wien-Lissabon entspricht, vom Splitt befreit. "Für
die Radfahrfans betreuen wir auch im Winter das Hauptradwegnetz, damit ist die Nutzung der Wege beinahe das ganze
Jahr über möglich", so Sima.
Ausbau des öffentlichen Verkehrs und Radwegnetz
Der Ausbau der Radwege sind eine weitere Maßnahme, die zur Steigerung der Luftqualität in der
Stadt beiträgt: "Bis 2008 sind für den Ausbau des Radwegenetzes 30 Millionen Euro budgetiert, der
Anteil des Radverkehrs soll auf 8 % verdoppelt werden", erläutert Sima. Schon jetzt umfasst das Wiener
Radwegenetz rund 1000 km. Auf der anderen Seite werden auch die Wege für die Fußgänger in der Stadt
weiter attraktiviert. Der öffentliche Verkehr hat in Wien bereits heute einen beachtlichen Anteil von 34 %,
er soll konsequent weiter ausgebaut werden. Beispielhaft sei an dieser Stelle der U-Bahnausbau der Linien U1 nach
Leopoldau bis 2006 und der U2 nach Aspern 2009 genannt. Auch die Straßenbahnlinien werden konsequent verlängert.
Die Busflotte der Wiener Linien fährt mit Flüssiggas. Die Wiener Linien arbeiten permanent an einer weiteren
Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs. So werden eigene Busspuren und Trassen für die Straßenbahnen
weiter ausgebaut. Darüber hinaus wird auch der Ausbau des öffentlichen Verkehrs zwischen Wien und dessen
Umland wie Niederösterreich und Burgenland forciert, wenngleich der Bund sich in diesem Bereich in die gegenläufige
Richtung bewegt.
Im Rahmen eines Pilotprojektes werden von der MA 22 in Zusammenarbeit mit der MA 46 Abgasfernmessungen durchgeführt,
um den Anteil der technisch nicht einwandfreien Fahrzeuge umgehend aus dem Straßenverkehr zu entfernen.
Aquella-Studie: intensive Forschung an den Feinstaubquellen
Die Quellen von Feinstaub sind vielfältig, Experten der TU Wien arbeiten derzeit im Auftrag der Stadt
Wien an einer umfassenden Studie zur Erforschung der Quellen. Im Rahmen der sogenannten "Aquella-Studie"
wird mittels chemischer Tracer die Verursacher des Feinstaubs wissenschaftlich analysiert. Schon heute bestätigen
Experten, dass ein Großteil des Feinstaubs nicht hausgemacht ist, sondern durch Ferntransport über hunderte
Kilometer nach Wien kommt. "Die ersten Anlaysen der Experten der TU Wien sind äußerst aufschlussreich,
sie betätigen einen hohen Prozentanteil von Quellen, die außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen liegen,
bis zu 60% sind nicht hausgemacht", erläutert Sima. "Daher sind gemeinsame Maßnahmen von Bund
und Ländern unerlässlich, denn der Feinstaub macht vor den Stadtgrenzen nicht halt, sondern ist ein überregionales
Problem, das als solches auch gelöst werden muss", betont die Umweltstadträtin abschließend. |