Sozialpartnerschaft als Beispiel für Solidarität und Ausgleich
– Österreich hat Wegweiserfunktion bei Implementierung von Werten im Wirtschaftsleben
Wien (pwk) - "Die Frage nach Werten, Ethik und Verantwortung ist in der Wirtschaft keine leere
Floskel, vielmehr ist es eine, mit der wir uns, aus der gesellschaftlichen Gesamtverantwortung der Wirtschaftstreibenden
heraus, sehr intensiv auseinandersetzen“, sagte WKÖ-Präsident Christoph Leitl anlässlich einer Podiumsdiskussion
zum Thema „Welche Werte braucht die Wirtschaft?“. Neben Leitl nahmen Gregor Henckel-Donnersmark (Abt des Stiftes
Heiligenkreuz in Vertretung von Kardinal Christoph Schönborn), Wilfried Stadler (Vorstand Investkredit und
Herausgeber der Furche), Ursula Schneider (Uni Graz), Christian Friesl (IV), Norbert Zimmermann (Vorstand Berndorf
AG) und Heinz Nussbaumer (Herausgeber der Furche) teil.
Leitl betonte, dass die Fragestellung mehr als nur ein theoretischer Dialog zwischen Wirtschaft und moralisch-ethischen
Institutionen, etwa der Kirche in Österreich, sei: „Wir versuchen als Vertreter der österreichischen
Unternehmen die Verantwortlichkeit der Wirtschaft für gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge in den eigenen
Reihen bewusst zu machen.“
Ein Schwerpunkt müsse die Verankerung von Solidarität und Ausgleich in den Globalisierungsprozess sein.
Als gelebtes Beispiel nannte Leitl das Modell der österreichischen Sozialpartnerschaft, das mittlerweile auch
von der EU angenommen wurde: „Das Prinzip der Sozialpartnerschaft wurde sogar im europäischen Verfassungsentwurf
verankert.“ Es genüge aber nicht, Werte und Solidarität zu leben, sie müssen auch offensiv vermittelt
werden. Die gesamtgesellschaftliche Verantwortung und ein wertorientiertes Verhalten in Wirtschaft und Gesellschaft
müssen dabei im Vordergrund stehen. Leitl: „Österreich kann dabei mit dem seit Jahrzehnten erfolgreichen
Modell der Sozialpartnerschaft eine Wegweiserfunktion einnehmen.“
Im Zeitalter der Globalisierung, die von vielen Menschen aus Prinzip abgelehnt und in erster Linie mit Technologie
und der Finanzwelt verbunden werde, liege es an der Wirtschaft und der Politik, dieses Bild zurecht zu rücken
und die nötigen Werte für ein globales Zusammenleben in diesen Prozess zu implementieren, so Leitl weiter.
Die Globalisierung biete die Chance, ein weltweites System der Partnerschaft und Solidarität zu entwickeln.
Ein Problem des fehlenden positiven Images der Globalisierung sei, dass die Politik noch zu sehr auf die nationale
Ebene fokussiert sei, die Wirtschaft aber schon längst global arbeite. Leitl: „Das ist ein Widerspruch, der
nicht funktionieren kann. Daher müssen die Wirtschaft, aber auch moralisch-ethische Institutionen wie auch
Kulturschaffende verstärkt darauf achten, dass Werte in den Globalisierungsprozess eingebunden und kommuniziert
werden, denn die Politik hat das bisher nicht geschafft.“ |