Bozen (lpa) - Über die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Alpenländer werden in der
kommenden Woche in Bozen Historiker aus verschiedenen Ländern debattieren, darunter auch der Erste-Weltkrieg-Fachmann
Holger Afflerbach. Den Rahmen bildet die vom Südtiroler Landesarchiv an der Freien Universität Bozen
veranstaltete Tagung "Der Erste Weltkrieg im Alpenraum". Eröffnet wird die Tagung am Donnerstag,
28. April, um 14 Uhr durch Landesrätin Sabina Kasslatter Mur.
Die Erforschung des Ersten Weltkrieges war lange eine Domäne der Militär- und Politikgeschichte. Die
meisten Historiker, die nach 1918 nicht selten gleichzeitig auch Offiziere waren, interessierten sich vor allem
für die großen militärischen Schlachten an der West- und Ostfront oder für die Diplomatiegeschichte
des Krieges.
Auch in Tirol stand bisher die traditionelle Militärgeschichte im Mittelpunkt des Interesses. Über den
"Krieg in den Bergen", den so genannten "Dolomitenkrieg" sind eine Vielzahl von Publikationen
erschienen, in denen vor allem die Widrigkeiten des Gebirgskrieges detailliert beschrieben werden.
Dieser Blick auf den Krieg hat andere Aspekte der Kriegsgeschichte deutlich vernachlässigt, beispielsweise
den Krieg der Frauen und Kinder an der so genannten Heimatfront, die Situation von Kriegsflüchtlingen und
Kriegsgefangenen, die Auswirkungen des Krieges auf die psychische und körperliche Verfassung des Menschen
und die Entstehung und Entwicklung der Kriegserinnerung nach 1918.
In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage nach dem wirklichen Kriegsalltag der Soldaten. Gab
es den in vielen Büchern gepriesenen "heldenhaften Gebirgskrieger" wirklich? War er eine dem Wunschdenken
im Krieg entsprungene Propagandakonstruktion? Oder ist er eine Erfindung der Kriegserinnerung nach 1918?
Diesen spannenden Themenbereichen widmet sich die internationale Tagung, die vom 28. bis zum 30. April an der
Freien Universität Bozen stattfindet und vom Südtiroler Landesarchiv gemeinsam mit der im Landesarchiv
angesiedelten Arbeitsgruppe Regionalgeschichte organisiert wird. 28 Historiker aus sechs Staaten werden zu diesen
neuen alltags- und mentalitätsgeschichtlichen Themenbereichen referieren.
Eröffnet wird die Tagung
am Donnerstag, 28. April 2005
um 14 Uhr
in der Freien Universität Bozen
Sernesistraße
durch Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, den Leiter des Landesarchivs Josef Nössing und Andrea
Bonoldi von der Arbeitsgruppe Regionalgeschichte. Im Eröffnungsvortrag spricht Holger Afflerbach, der derzeit
an den Universitäten Düsseldorf und Atlanta lehrt, zum Thema "Vom Bündnispartner zum Kriegsgegner
- Ursachen und Folgen des italienischen Kriegseintrittes im Mai 1915".
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