Erster Weltkrieg: Internationale Tagung in Bozen  

erstellt am
21. 04. 05

Bozen (lpa) - Über die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Alpenländer werden in der kommenden Woche in Bozen Historiker aus verschiedenen Ländern debattieren, darunter auch der Erste-Weltkrieg-Fachmann Holger Afflerbach. Den Rahmen bildet die vom Südtiroler Landesarchiv an der Freien Universität Bozen veranstaltete Tagung "Der Erste Weltkrieg im Alpenraum". Eröffnet wird die Tagung am Donnerstag, 28. April, um 14 Uhr durch Landesrätin Sabina Kasslatter Mur.

Die Erforschung des Ersten Weltkrieges war lange eine Domäne der Militär- und Politikgeschichte. Die meisten Historiker, die nach 1918 nicht selten gleichzeitig auch Offiziere waren, interessierten sich vor allem für die großen militärischen Schlachten an der West- und Ostfront oder für die Diplomatiegeschichte des Krieges.

Auch in Tirol stand bisher die traditionelle Militärgeschichte im Mittelpunkt des Interesses. Über den "Krieg in den Bergen", den so genannten "Dolomitenkrieg" sind eine Vielzahl von Publikationen erschienen, in denen vor allem die Widrigkeiten des Gebirgskrieges detailliert beschrieben werden.

Dieser Blick auf den Krieg hat andere Aspekte der Kriegsgeschichte deutlich vernachlässigt, beispielsweise den Krieg der Frauen und Kinder an der so genannten Heimatfront, die Situation von Kriegsflüchtlingen und Kriegsgefangenen, die Auswirkungen des Krieges auf die psychische und körperliche Verfassung des Menschen und die Entstehung und Entwicklung der Kriegserinnerung nach 1918.

In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage nach dem wirklichen Kriegsalltag der Soldaten. Gab es den in vielen Büchern gepriesenen "heldenhaften Gebirgskrieger" wirklich? War er eine dem Wunschdenken im Krieg entsprungene Propagandakonstruktion? Oder ist er eine Erfindung der Kriegserinnerung nach 1918?

Diesen spannenden Themenbereichen widmet sich die internationale Tagung, die vom 28. bis zum 30. April an der Freien Universität Bozen stattfindet und vom Südtiroler Landesarchiv gemeinsam mit der im Landesarchiv angesiedelten Arbeitsgruppe Regionalgeschichte organisiert wird. 28 Historiker aus sechs Staaten werden zu diesen neuen alltags- und mentalitätsgeschichtlichen Themenbereichen referieren.
Eröffnet wird die Tagung

am Donnerstag, 28. April 2005
um 14 Uhr
in der Freien Universität Bozen
Sernesistraße


durch Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, den Leiter des Landesarchivs Josef Nössing und Andrea Bonoldi von der Arbeitsgruppe Regionalgeschichte. Im Eröffnungsvortrag spricht Holger Afflerbach, der derzeit an den Universitäten Düsseldorf und Atlanta lehrt, zum Thema "Vom Bündnispartner zum Kriegsgegner - Ursachen und Folgen des italienischen Kriegseintrittes im Mai 1915".

     
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