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Jüdisches Museum zeigt Ausstellung zum Republik-Jubiläum |
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"Jetzt ist er bös, der Tennenbaum. Versuch über die Zweite
Republik und ihre Juden" Wien (rk) - Mit der Ausstellung "Jetzt ist er bös, der Tennenbaum. Versuch über die Zweite Republik und ihre Juden" zeigt das Jüdische Museum Wien, 1., Dorotheergasse 11, vom 20. April bis 4. Juli seinen Beitrag zum Republik-Jubiläum. Die kritische Bestandsaufnahme versteht sich nicht als eine reine Anhäufung wissenschaftlicher Fakten, sie soll vielmehr neuralgische Punkte aufzeigen und Diskussionen einfordern, die bisher gar nicht oder nur höchst mangelhaft geführt wurden. An der Pressepräsentation nahmen am Dienstag der Direktor des Jüdischen Museums, Dr. Karl Albrecht-Weinberger, die für die Konzeption der Ausstellung zuständige Felicitas Heimann-Jelinek und Ausstellungsgestalter Martin Kohlbauer teil. "Jetzt ist er bös, der Tennenbaum" ist ein Zitat aus Helmut Qualtingers und Carl Merz' "Der Herr Karl", einem satirischen Ein- Personen-Stück, das den österreichischen Kleinbürger als dauerhaften Opportunisten entlarvt. Der nach 1945 zurückgekehrte Tennenbaum trägt dem Herrn Karl die "Hetz" nach, die sich der mit ihm im März 1938 gemacht hat, und erwidert seinen Gruß nicht. Herrn Karls Reaktion zeigt deutlich das spezifisch österreichische Selbstbild nach 1945, das in der Ausstellung thematisiert wird. Dabei wird nicht nur auf individuelle Borniertheit und eine antisemitische Grundhaltung in der österreichischen Gesellschaft verwiesen, sondern auch auf jahrzehntelange parteipolitische ideologische Unaufrichtigkeit, historisches Unbewusstsein beziehungsweise bewusste Verdrängung der Geschichte sowie auch auf sprachliche Inkonsequenzen und Mehrdeutigkeiten. Die Ausstellung "Jetzt ist er bös, der Tennenbaum. Versuch über die Zweite Republik und ihre Juden" kann und will keine wissenschaftlich detaillierte zeitgeschichtliche Darstellung der Jahre 1945-2005 leisten. Es geht auch nicht um historische Chronologien und längst bekannt Anhäufung von Fakten, sondern um die Einforderung von Diskussionen, die gar nicht oder höchst mangelhaft geführt wurden, um neuralgische Punkte. Unter diesem neuralgischen Punkte fällt die so genannte "Stunde Null" mit der Befreiung der KZ-Lager und der Einrichtung von DP-Lagern, Österreichs Eigenpositionierung als erstes Opfer Nazideutschlands, Entnazifizierung und Nachkriegsjustiz, Restitutionen sowie parteipolitische, individuelle und institutionelle Gesinnungskontinuitäten. Die Einforderung einer Auseinandersetzung der Zweiten Republik mit der eigenen Geschichte wird in Form einer "interaktiven", dialogischen Art präsentiert. Der Raum Museum wird als Raum des aktiven Streitgesprächs und der Mobilisierung genutzt, in dem die Besucher weniger Konsumenten als Akteure sind. Vom 24. April bis 4. Juli "Jetzt ist er bös, der Tennenbaum. Versuch über die Zweite Republik und ihre Juden" ist von 20. April bis 4. Juli im Jüdischen Museum Wien (1. Dorotheergasse 11) zu sehen. Das Jüdische Museum Wien ist Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Ur, an Donnerstagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt: 5 Euro/2,90 Euro ermäßigt. Schulklassen in Begleitung eines Lehrers haben freien Eintritt und eine kostenlose Führung. Detailinformationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm sind auch in Internet unter http://www.jmw.at/ zu finden. Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog mit ca. 132 Seiten zum Preis von 19,80 Euro (in deutscher Sprache). |
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