Europäische Schlaganfall-Experten beraten an der Donau-Universität
Krems über Weiterbildungsstandards
Krems (kpr) - Die Donau-Universität Krems wird im Auftrag der Europäischen Schlaganfall-
Initiative ab 2006 ein Master-Studium in Schlaganfallmedizin anbieten. Darauf einigten sich 25 renommierte
Schlaganfall-Experten aus ganz Europa, die am 15. und 16. April 2005 an der Donau-Universität Krems über
Weiterbildungsrichtlinien und Weiterbildungsqualität in der Schlaganfallmedizin diskutiert haben. Das an der
Donau-Universität Krems angesiedelte Zentrum für Postgraduale Studien der Neurowissenschaften wird das
Projekt umsetzen.
"Für die Qualität der Ausbildung in ganz Europa verantwortlich gemacht zu werden, ist die höchste
Auszeichnung, die man als Mediziner im Ausbildungssektor erlangen kann", freute sich Zentrumsleiter, Univ.-Prof.
Dr. Michael Brainin. Der Vorsitzende der wissenschaftlichen Fakultät, Prof. Wolf-Dieter Heiss, Leiter des
Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Köln, meinte, die Donau-Universität Krems sei für
das Projekt besonders geeignet, da sie den Spannungsbereich zwischen Ost und West gut inkorporieren könne
und in der Lage sei, die Defizite der Ausbildung in ganz Europa durch hohe Qualität auszugleichen.
Experten aus ganz Europa erarbeiten Lehrzielkatalog
Experten aus Frankreich, England, Italien, Portugal, Deutschland, Finnland, Ungarn und Kroatien ergänzen
die Fakultät und arbeiteten an einem Lehrzielkatalog, der alle Aspekte der Schlaganfallausbildung beinhaltet.
Zu diesen zählen die Krankheitsepidemiologie und Prävention, die Diagnostik und das Frühmanagement
inklusive der Akut-Interventionen, die Langzeitrehabilitation und deren soziale Aspekte sowie die experimentellen
Grundlagen der normalen und pathologischen Hirnzirkulation.
Das geplante Weiterbildungsstudium ist ein europäisches Pionierprojekt. "Bisher bestehen lediglich nationale
Weiterbildungsprogramme in einzelnen Ländern, so in Italien, Großbritannien und Frankreich. Ein europaweit
verbindendes Programm ist bisher nicht aufgebaut worden. Das Interesse an einem derartigen Master-Programm ist
erheblich", so Brainin. Das Projekt wird von der Europäischen Schlaganfall-Initiative sowie von EBEWE
Pharma unterstützt.
Schlaganfall-Erkrankungen nehmen europaweit zu
Die Schlaganfallinzidenz nimmt in ganz Europa zu, die Sterblichkeit an Schlaganfall wird sich in den kommenden
Jahrzehnten verdoppeln - obwohl die Behandlung, insbesondere die Früherkennung und Akutbehandlung, immer besser
wird. Nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der Schlaganfall in den meisten europäischen Ländern die zweithäufigste
Todesursache. Daher müssten wissenschaftliche
Erkenntnisse auf diesem Gebiet möglichst gewinnbringend und europaweit umgesetzt werden, sagte Prof. Kennedy
Lees, der die Ausbildung in Schlaganfallmedizin in Großbritannien leitet. Prof. Maria Luisa Sacchetti von
der Universität Rom bestätigte, dass eine Nachschulung oder Spezialisierung vieler Mediziner im Schlaganfallbereich
erforderlich sei. Prof. José Ferro von der Universität Lissabon betonte, dass nicht nur Lähmungen
Folgeerscheinungen des Schlaganfalls seien, sondern häufig auch psychische Folgen und Reduktion der geistigen
Spannkraft auftreten, welche ebenso erkannt und behandelt werden müssten.
Ausbildungsstandards in Ost- und Westeuropa angleichen
"Mit dem geplanten umfassenden Weiterbildungsstudium erfüllen wir das Programm der Donau-Universität
Krems in perfekter Weise, da wir uns damit nicht nur zu einem europäischen Kompetenzzentrum für Weiterbildung
für die gesamte Schlaganfallmedizin entwickeln, sondern auch die Ausbildungsstandards in Ost- und Westeuropa
angleichen können", so Brainin.
Das Master-Programm, das fünf Semester dauern soll, wird über 100 Vorlesungen und Seminare, Praktika
in europaweit akkreditierten Centers of Exzellence sowie wissenschaftliche Arbeiten und eine Master-These beinhalten.
Der Start ist für Sommersemester 2006 geplant. |