Kaum Anzeichen von sektoraler oder geografischer Schwäche
Brüssel (europarl) - Trotz gewisser wechselkursbedingter Schwankungen ist die Export- entwicklung
des Eurogebiets im vergangenen Jahrzehnt relativ stabil geblieben. Allerdings ist die Exportlage infolge differierender
Entwicklungen im Bereich der Preis- und Kostenwettbewerbs- fähigkeit und einer unterschiedlichen Abhängigkeit
von spezifischen Regionen und Sektoren in einigen Mitgliedstaaten besser als in anderen. Die Exportentwicklung
steht im Mittelpunkt des heute veröffentlichten jüngsten Quartalsberichts der Europäischen Kommission
über das Eurogebiet. Generell hat sich die Konjunktur im ersten Quartal 2005 offenbar erholt, denn die Binnennachfrage
im Eurogebiet nimmt weiter zu. Doch da Konjunkturumfragen nach wie vor uneinheitliche Signale aussenden, sollte
die zugrunde liegende Stärke der Wirtschaft auch nicht überschätzt werden.
Die Entwicklungen des Welthandelsanteils des Eurogebiets geben keine Hinweise auf eine systematisch geringe Exportleistung
des Eurogebiets im letzten Jahrzehnt. Nach einer wesentlichen Verschlechterung zu Beginn der 90er Jahre blieb die
Exportleistung recht stabil, auch wenn sich die 2000-2001 verzeichnete Steigerung nach dem heute veröffentlichten
Quartalsbericht über das Eurogebiet infolge des starken Euro seither wieder deutlich abgeschwächt hat.
Das Eurogebiet hat in den letzten Jahren von seiner relativ starken Spezialisierung auf Sektoren wie die Pharma-
und die Automobilindustrie profitiert, die im Welthandel vergleichsweise gut abgeschnitten haben. Ein weiterer
Pluspunkt war der hohe Anteil der Exporte in die rasch wachsenden osteuropäischen Länder. So sind insbesondere
die Exporte in die neuen Mitgliedstaaten von 1995 bis 2003 dem Volumen nach um 140 % angestiegen.
Der Bericht zeigt des Weiteren deutliche Unterschiede zwischen den Leistungen der verschiedenen Länder des
Eurogebiets auf, die zu über 40 % auf Entwicklungen im Bereich der Preis- und Kostenwettbewerbsfähigkeit
zurückgeführt werden können. Doch spielen auch das Ziel und die sektorale Spezialisierung der Exporte
eines Landes eine wichtige Rolle. In den vergangenen Jahren hat die Exportentwicklung in Irland von der Spezialisierung
auf Hightech-Exporte profitiert, während Finnland, die Niederlande, Portugal und Italien negative Spezialisierungseffekte
verzeichneten. Hingegen bleibt die Exportleistung Irlands bei Berücksichtigung sektoraler Effekte hinter dem
Durchschnitt des Eurogebiets zurück.
Außerdem stellt der Bericht fest, dass die Investitionstätigkeit seit dem zweiten Quartal des vergangenen
Jahres wieder zunimmt, doch ist die Erholung bisher geringer ausgefallen, als man in Anbetracht der Rentabilitätsverbesserungen
sowie der Verbesserung der Unternehmensbilanzen hätte erwarten können. Dies mag auf mit der Schwäche
der Verbrauchernachfrage zusammenhängende kurzfristige Unsicherheiten zurückzuführen zu sein.
Die Analyse zeigt jedoch, dass auch Strukturschwächen, insbesondere die Verlangsamung des technologischen
Fortschritts, die Investitionsbestrebungen des Unternehmenssektors bremsen.
Was die jüngste Wirtschaftsentwicklung anbelangt, ist die im Januar gegenüber Dezember verzeichnete Zunahme
der Produktion im verarbeitenden Gewerbe um 0,5 % ein positives Zeichen, auch wenn die Konjunkturerhebungen für
Februar und März sowohl für die Industrie als auch für den Dienstleistungsbereich weniger positiv
sind. Dennoch ist die Wirtschaft des Eurogebiets den Schätzungen zufolge im ersten Quartal 2005 um 0,5 % gegenüber
dem Vorquartal gewachsen; diese Entwicklung dürfte sich in den Folgeperioden in etwa fortsetzen.
Der Quartalsbericht erscheint zwei Wochen nach der Frühjahrsprognose, in der für 2005 ein Wachstum von
1,6 % und für 2006 ein Wachstum von 2,1 % angenommen wird, da es im Laufe des Jahres an Fahrt gewinnt. |