Tschechisch-Österreichisches Treffen bei der Eröffnung des "Dr. Karl Renner-Hauses"
Dolni Dunajovice (nlk) - Dieses Haus sei nicht nur der Geburtsort eines großen Staatsmannes,
sondern auch ein Ort und ein wichtiges Signal dafür, dass „wir nach vielen Jahren der Trennung wieder zusammenwachsen“,
betonte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll am Freitag (29. 04.) anlässlich der Eröffnung der Karl
Renner-Gedenkstätte in dessen Geburtshaus im tschechischen Dolni Dunajovice (Unter-Tannowitz), die auch mit
Hilfe der Republik Österreich und der Bundesländer Niederösterreich und Wien errichtet wurde. Renner
wurde hier am 14. Dezember 1870 als eines von 18 Kindern einer Weinbauernfamilie im heutigen Südmähren
nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt geboren.
Das Gedenken an Karl Renner reihe sich nahtlos in das Gedenkjahr 2005 ein. Dieser Ort, so Pröll, solle zudem
auch dazu beitragen, noch „bestehende Grenzen in den Köpfen und Herzen niederzureißen“. Die Geschichte
habe zwar Wunden hinterlassen, Wunden seien aber schlechte Wegbegleiter in die Zukunft. Nun gelte es, den europäischen
Geist und den Geist des Miteinander hochzuhalten.
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer erinnerte zunächst an die wichtigen April-Tage im Jahr 1945 im Zuge
der Gründung der Zweiten Republik vor 60 Jahren. Renner habe dabei eine wichtige Rolle gespielt und die Chance
ergriffen, mit allen politischen Parteien Konsens herzustellen. Auch bei der Gründung der Ersten Republik
habe Renner, der sicher nicht fehlerfrei gewesen sei, eine entscheidende Rolle gespielt. Für Fischer, der
auch den Lebensweg und wichtige Stationen Renners skizzierte, soll das Renner-Haus u. a. ein sichtbares Zeichen
für das Miteinander von Österreich und Tschechien sein.
Der tschechische Staatspräsident Dr. Vaclav Klaus bezeichnete Karl Renner als bedeutenden österreichischen
Politiker, der bereit und fähig gewesen sei, im Jahr 1918 und im Jahr 1945 eine historische Schlüsselposition
zu übernehmen. Ziel bei der Aufarbeitung der Geschichte müsse es sein, möglichst viel aus der Vergangenheit
für die Zukunft zu lernen. Den heutigen Tag bezeichnete Klaus auf jeden Fall als einen „bedeutenden Tag für
die Beziehungen zwischen Tschechien und Österreich“.
Wiens Bürgermeister Dr. Michael Häupl meinte, dass nicht zuletzt dank Renner Österreich ein Schicksal
Deutschlands (Teilung in Ost- und Westdeutschland) erspart geblieben sei. Das Geburtshaus und die Gedenkstätte
sei ein Symbol für die gute Nachbarschaft und die Freundschaft sowie ein Beitrag zur „demokratischen Normalität“.
Für Häupl ist das Europäische Projekt auf jeden Fall „das größte Friedensprojekt dieses
Kontinents“.
Renner meldete sich im April 1945 am Tag nach dem sowjetischen Einmarsch zurück und bot seine Dienste bei
der Errichtung der Republik an. Als Staatskanzler leitete er die erste provisorische Regierung, die am 27. April
1945 die Wiederherstellung der Republik Österreich proklamierte. Kurz nach der ersten freien Nationalratswahl
im November 1945 wählte die Bundesversammlung Renner zum Bundespräsidenten. Die vollständige Freiheit
Österreichs erlebte Renner nicht mehr; er starb am 31. Dezember 1950. |