Im Juli dieses Jahres wird der deutsche ESA-Astronaut Thomas Reiter als erster Europäer zu
einer Langzeitmission in Richtung Internationale Raumstation (ISS) starten
Paris (esa) - Der ESA-Direktor für Bemannte Raumfahrt, Schwerelosigkeitsforschung und Exploration,
Daniel Sacotte, hat kürzlich mit dem Leiter der russischen Föderalen Raumfahrtagentur (Roskosmos), Anatolij
Perminow, eine Vereinbarung über die Mission unterzeichnet. „Die Vereinbarung regelt den Flug des ESA-Astronauten
auf einer Position, die ursprünglich für ein russisches Mannschaftsmitglied vorgesehen war“, erklärte
Sacotte. „Er wird alle Aufgaben an Bord der ISS wahrnehmen, die der zweite russische Kosmonaut hätte wahrnehmen
sollen, und darüber hinaus ein Versuchsprogramm der ESA durchführen.“
Die Vereinbarung ist Teil einer Reihe bilateraler Übereinkünfte zwischen Roskosmos und der NASA einerseits
und der ESA und der NASA andererseits und ermöglicht die Durchführung der Mission.
Der für die Mission bestimmte Astronaut, Thomas Reiter, ist Mitglied des im Europäischen Astronautenzentrum
(EAC) der ESA in Köln angesiedelten Europäischen Astronautenkorps. Ersatzmann wird sein französischer
Teamkollege Léopold Eyharts sein.
Reiter soll auf dem gegenwärtig für Juli geplanten Raumtransporterflug STS-121 zur ISS fliegen und auf
dem Flug STS-116 im Februar nächsten Jahres zur Erde zurückkehren. Damit wird er sich nach seinen sechs
Monaten auf der russischen Station Mir vor zehn Jahren im Rahmen der ESA-Mission Euromir 1995 demnächst zum
zweiten Mal über einen längeren Zeitraum in einer Raumstation aufhalten.
„Mit dem Jungfernflug des Automatischen Transferfahrzeugs (ATV) und dem Start des Columbus-Labors im kommenden
Jahr leistet die ESA wichtige Beiträge zur ISS und ihren wissenschaftlichen Kapazitäten, weswegen wir
eine bedeutende operationelle Verantwortung in diesem Programm wahrnehmen. Ich bin zuversichtlich, daß diese
Mission Europa eine Menge operationeller Erfahrung und wissenschaftlicher Ergebnisse einbringen wird, die uns weiter
auf eine spannende und anspruchsvolle Zukunft vorbereiten werden“, meinte Reiter.
„Darüber hinaus“, fügte Eyharts hinzu, „absolviere ich als Reserveastronaut für diese Mission dieselbe
Ausbildung wie Thomas, was eine ausgezeichnete Vorbereitung auf meine Aufgaben als Hauptastronaut bei einer künftigen
ESA-Mission zur ISS in Verbindung mit Columbus sein wird“.
Beide Astronauten durchlaufen bereits mit ihren russischen und amerikanischen Kollegen in den verschiedenen ISS-Ausbildungseinrichtungen
in Houston, Moskau und Köln ihr Trainingsprogramm für diese Mission.
„Erstmals erfolgen, unter anderem als Test für spätere europäische Langzeitmissionen auf der ISS,
die Vorbereitung, die Ausbildung, der Betrieb und die multilaterale Koordinierung im größtmöglichen
Umfang über die multilateralen Beschlußfassungs- und Managementstrukturen für den Einsatz der ISS“,
betonte ESA-Missionsleiter Aldo Petrivelli. „Dies wird eine hervorragende Gelegenheit zur Erprobung der Koordinierung
und Zusammenarbeit zwischen Bodenkontroll- und Unterstützungszentren wie den Missionskontrollzentren in Houston
und Moskau, dem Columbus-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen bei München*, dem Europäischen Astronautenzentrum
in Köln und den verschiedenen in die Mission einbezogenen Nutzerunterstützungs- und Betriebszentren in
ganz Europa sein. Die operationellen Teams der ESA, der nationalen Raumfahrtagenturen, der Industrie und der Forschungseinrichtungen
in Europa werden also wertvolle Betriebserfahrungen sammeln, und zwar auch für den künftigen Columbus-Betrieb
auf System-, Untersystem- und Nutzlastebene.“ |