Land Salzburg forciert Fahrgemeinschaften  

erstellt am
29. 04. 05

Haslauer: Rezept gegen Verkehrsinfarkt und bestes Mittel gegen hohe Treibstoffkosten - Zwei Fahrgemeinschaften präsentiert
Salzburg (lk) - Täglich pendeln mehr als 42.000 Personen vom Umland in die Stadt Salzburg. In vier von fünf Fahrzeugen ist nur eine Person unterwegs. „Durch diese sehr geringe Auslastung wird viel Platz im Straßenraum benötigt, Treibstoff verschwendet und die Umwelt unnötig belastet“, sieht Verkehrsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer die Probleme dieser Form des Individualverkehrs.

Fahrgemeinschaften seien eine ideale Möglichkeit, den begrenzten Straßenraum sinnvoller auszunützen, so der Verkehrsreferent, der „mobilito – die mobilitätszentrale in salzburg“ im Herbst 2004 mit der Betreuung der Salzburger Fahrgemeinschaften beauftragt hat. „Damit knüpfen wir an das Demonstrationsprojekt ,Salzburg testet Fahrgemeinschaften’ an, das während seiner Laufzeit in den Jahren 1997 bis 2002 sehr gute Ergebnisse geliefert hat“, berichtete Wilfried Haslauer am Donnerstag (28. 04.) in einem Informationsgespräch.

Hilfe bei der Bildung einer Fahrgemeinschaft
Interessenten können sich unter der Telefonnummer 0662/8042-3366 entweder als Fahrer oder als Mitfahrer einer Fahrgemeinschaft anmelden. Mitglieder von Fahrgemeinschaften erhalten einen Mitgliedsausweis, der zur Inanspruchnahme der Vergünstigungen berechtigt. Zahlreiche Treffpunkte für Mitglieder von Fahrgemeinschaften (Fahrgemeinschaftsparkplätze) stehen im Land Salzburg entlang der Hauptverbindungsroute zur Verfügung und sind als solche auch gekennzeichnet.

Kontaktinformationen sind auch erhältlich bei Salzburger Fahrgemeinschaften, „mobilito – die mobilitätszentrale in salzburg“, Bahngasse 12 (Bahnhof), 5500 Bischofshofen; Telefon: 0662/8042-3366, E-Mail: fahrgemeinschaft@mobilito.at; im Internet: http://www.salzburg.gv.at/fahrgemeinschaft.

Spezielle Vergünstigungen für Fahrgemeinschaften
Die Fahrgemeinschaften im Bundesland Salzburg profitieren von einer Reihe von Vergünstigungen, die das Land Salzburg gemeinsam mit zahlreichen Partnern bietet: „Wenn aus irgendeinem Grund die Heimfahrt der Fahrgemeinschaftspartner getrennt angetreten werden muss, kann man werktags von Montag bis Freitag ab 12.00 Uhr in Verbindung mit dem Fahrgemeinschaftsausweis und einem amtlichen Lichtbildausweis eine Halbpreisfahrkarte auf allen Bahn- und Buslinien im Salzburger Verkehrsverbund zur Heimfahrt lösen. Unter bestimmten Voraussetzungen erhalten Fahrgemeinschaften eine Dauerparkgenehmigung in einer Kurzparkzone der Stadt Salzburg sowie Ermäßigungen für Monatskarten in einigen Parkgaragen der Stadt Salzburg“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer.

Rezept gegen den Verkehrsinfarkt
In den Ballungszentren kommt es morgens und abends zu Engpässen im Straßennetz und zu Störungen des Verkehrsflusses, die Folge überlasteter Straßen und Kreuzungen sind Staus. „Oft genügt eine unwesentliche Zunahme des Verkehrs, die einen Verkehrszusammenbruch verursacht. Durch Verringerung der Verkehrsmengen, etwa als Folge von Fahrgemeinschaften, kann der ins Stocken geratene Verkehrsfluss wieder in Gang gebracht werden“, betont Mag. Stephan Maurer von „mobilito“. Weniger Autos auf den Straßen erzeugen weniger Abgase und Lärm. „Wenn nur jeder sechste Lenker auf das eigene Auto verzichtet und bei einer Fahrgemeinschaft mitfährt, würde das rund 15 Prozent weniger Fahrzeuge bedeuten, die unsere Umwelt belasten. Die Lebensqualität in den Ballungszentren könnte verbessert werden. Jedes Auto, das in die Stadt fährt, benötigt auch einen Parkplatz. Weniger Autos heißt weniger Platzbedarf. Es kann mehr Fläche für Fußgänger, Radfahrer und Grünanlagen genützt werden“, so Stephan Maurer.

Fahrgemeinschaften sparen Geld
Nicht Verbote oder das Schlechtmachen des Autos soll Salzburgerinnen und Salzburger zur Bildung von Fahrgemeinschaften bewegen, sondern eine Reihe von Vorteilen: Der größte Vorteil einer Fahrgemeinschaft liegt in der gemeinsamen Nutzung von Fahrzeugen und der damit verbundenen Kostenersparnis für den Einzelnen:

Eine Fahrgemeinschaft mit zwei Personen soll gebildet werden, bisher startet jede Person von etwa dem gleichen Ort zur gleichen Arbeitsstätte und legt pro Tag auf dem Hin- und Rückweg rund 50 Kilometer zurück. In der Woche sind das etwa 250 Kilometer. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von acht Liter pro 100 Kilometer benötigt jeder einzelne Fahrer etwa 20 Liter Treibstoff in der Woche.

Im Durchschnitt wird unter Berücksichtigung von Urlaub, Krankheit und Feiertagen im Jahr 42 Wochen zur Arbeit gefahren. Daraus ergibt sich für beide Einzelfahrer ein Treibstoffverbrauch von rund 1.680 Liter im Jahr. Bei den heutigen Treibstoffpreisen von knapp unter einem Euro pro Liter werden fast 1.600 Euro im Jahr für das Tanken gezahlt, nur um in die Arbeit und zurück zu gelangen.

Bilden nun beide Fahrer eine Fahrgemeinschaft und wird turnusmäßig jede Woche das Fahrzeug gewechselt, so werden die Kosten halbiert. Hinzu kommen noch die Ersparnisse bei den sonstigen Fahrzeugkosten wie etwa Wertverlust, Reparatur- und Servicekosten, Abnutzung der Reifen etc., die noch deutlich über diesem Wert liegen können.

Ziel: 15 Prozent mehr Teilnehmer
Bereits 1997 wurde mit dem Projekt „Icaro“ ein Versuch unternommen, Fahrgemeinschaften zu installieren. Bis 1998 waren dies 56 Fahrgemeinschaften mit 140 Teilnehmer/innen. 97 Prozent davon arbeiten in der Stadt Salzburg, rund 60 Prozent pendeln aus dem Flachgau und dem angrenzenden Oberösterreich ein. Haslauer und „mobilito“ setzen sich zum Ziel, 15 bis 20 Prozent mehr Teilnehmer pro Jahr für Fahrgemeinschaften zu begeistern. Neben direct-mailing-Aktionen und Kooperationen mit Gemeinden stehen dafür auch 10.000 Euro für Werbemaßnahmen zur Verfügung. In den kommenden Wochen werden bei neuralgischen Verkehrspunkten Informationsflyer zum Thema Salzburger Fahrgemeinschaften verteilt.

Sechs Pkw und 289 Tonnen CO2 eingespart
Bei dem Informationsgespräch präsentierte der für Verkehr ressortzuständige Landeshaupt- mann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer auch zwei Beispiele von Fahrgemeinschaften. Der Berndorfer Johann Wesenauer bildet seit 22 Jahren eine Fahrgemeinschaft mit sechs Mitfahrern. Er spart dabei wöchentlich 1200 Kilometer. Durch den Verzicht auf Zweitautos wurden außerdem sechs PKW eingespart. Die CO2-Reduktion betrug 289 Tonnen. Die Gesamtersparnis an Kosten betrug in diesem Zeitrahmen rund 130.000 Euro.

Der Vizeleutnant Gerhard Schleier aus Lamprechtshausen bildet seit 20 Jahren eine Fahrgemeinschaft mit fünf Mitfahrern. Er hat in dieser Zeit fünf PKW eingespart und für eine CO2 Reduktion von 234 Tonnen gesorgt.

Wesenauer hat bereits drei Nachahmer, die ebenfalls mit mehreren Personen eine Fahrgemeinschaft gebildet haben, gefunden.

Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer hat Johann Wesenauer und Vizeleutnant Gerhard Schleier eine Dankesurkunde der Initiative „Salzburger Fahrgemeinschaften“ überreicht.
     
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