Wien (wifo) - Nach drei Jahren der Schwäche belebte sich die die Konjunktur in Österreich 2004
wieder. Dank der guten Auslandsnachfrage wuchs das BIP um 2%, jedoch entwickelte sich die Binnennachfrage noch
verhalten. Die Beschäftigung konnte gesteigert werden, die Arbeitslosigkeit blieb aber weiterhin hoch.
Im Gefolge der starken Konjunktur in Übersee schritt die Konjunkturerholung auch in Europa voran. Das Wirtschaftswachstum
erreichte im Euro-Raum 2004 2% nach nur +½% im Jahr davor. Die Expansion wurde zum Großteil durch
den regen Export gespeist, während die Binnennachfrage deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Die
Investitionsnachfrage gewann zwar an Dynamik, jedoch nicht im Tempo vergangener Aufschwungphasen. Trotz der guten
Ertragslage disponierten die Unternehmen Investitionen und Neueinstellungen vorsichtig. Schwach entwickelte sich
– vor allem in Deutschland – der Konsum der privaten Haushalte. Im Gegensatz zur Notenbank der USA ließ die
EZB ihren Leitzins während des gesamten Jahres unverändert.
Die österreichische Wirtschaft zeigte 2004 deutliche Erholungstendenzen. Das Wirtschaftswachstum erreichte
2% und war damit doppelt so hoch wie in den Vorjahren. Auch in Österreich ging der Hauptimpuls von der lebhaften
Auslandsnachfrage aus, der Warenexport stieg real um 12%. Obwohl die Wechselkurssituation gegenüber dem Dollar
für heimische Exporteure ungünstig war, lösten die USA die Schweiz – nach Deutschland und Italien
– als drittwichtigsten österreichschen Exportmarkt ab. Die Exportwirtschaft verbesserte ihre Position auf
den Auslandsmärkten, auch begünstigt durch einen weiteren Rückgang der relativen Lohnstückkosten.
Trotz einer ähnlich starken Exportdynamik wie im Jahr 2000 blieb das Wirtschaftswachstum deutlich hinter der
entsprechenden Rate von 3,4% zurück. Dies war in erster Linie auf die Schwäche der Konsumnachfrage der
privaten Haushalte (+1,5%) zurückzuführen. Wegen der Beschleunigung des Preisauftriebs stagnierten die
Effektivverdienste, und die Sparquote stieg abermals leicht. Deshalb konnte sich die konjunkturstabilisierende
Wirkung des privaten Konsums kaum entfalten.
Die Investitionsnachfrage belebte sich 2004 hingegen merklich. Dafür waren einerseits die Konjunkturerholung
und andererseits das Auslaufen der Investitionszuwachsprämie zum Jahresende maßgebend. Besonders groß
war die Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen (+6,3%) und hier vor allem nach Fahrzeugen. Die Bauinvestitionen
wurden nach der bereits 2003 kräftigen Expansion 2004 nur leicht ausgeweitet (real +1,1%). Im Wohnbau trat
nach dem Rückgang in den Vorjahren mit einer Steigerung um 0,5% eine Trendwende ein. Die Nachfrage nach Nichtwohnbauten
wuchs mit real +1,4% hingegen deutlich langsamer als zuletzt.
Die Hausse der Rohölnotierungen und die Anhebung der Wohnungsmieten beendeten den seit einigen Jahren sinkenden
Trend der österreichischen Inflationsrate. Nach einem allgemeinen Preisanstieg von 1,3% im Jahr 2003 erhöhte
sich der nationale Verbraucherpreisindex 2004 um 2,1%. Seit Jahresbeginn 2004 beschleunigte sich der Preisauftrieb
kontinuierlich. Im Mai überschritt er 2%, und gegen Jahresende wurde eine Inflationsrate von fast 3% gemessen.
Österreich lag mit einem Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex von 2% nur knapp unter dem Durchschnitt
des Euro-Raums von +2,1%.
Der Arbeitsmarkt reagierte in Österreich bereits gegen Jahresende 2004 auf die Konjunkturerholung, die Zahl
der unselbständig aktiv Beschäftigten erhöhte sich im Jahresdurchschnitt um 21.000 (+0,7% gegenüber
dem Vorjahr). Die Ausweitung konzentrierte sich auf die konjunkturreagiblen unternehmensnahen Dienstleistungen
und auf den Bereich Gesundheit und Pflege. Wie in der Vergangenheit ging mit der Belebung der Wirtschaft eine Ausweitung
des Arbeitskräfteangebotes einher, sodass zwar der Anstieg der Arbeitslosenquote gestoppt, aber kein Rückgang
verzeichnet werden konnte.
Quelle: WIFO, Autor: Marcus Scheiblecker |