Erholung der Wirtschaft im Jahr 2004  

erstellt am
28. 04. 05

Wien (wifo) - Nach drei Jahren der Schwäche belebte sich die die Konjunktur in Österreich 2004 wieder. Dank der guten Auslandsnachfrage wuchs das BIP um 2%, jedoch entwickelte sich die Binnennachfrage noch verhalten. Die Beschäftigung konnte gesteigert werden, die Arbeitslosigkeit blieb aber weiterhin hoch.

Im Gefolge der starken Konjunktur in Übersee schritt die Konjunkturerholung auch in Europa voran. Das Wirtschaftswachstum erreichte im Euro-Raum 2004 2% nach nur +½% im Jahr davor. Die Expansion wurde zum Großteil durch den regen Export gespeist, während die Binnennachfrage deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Investitionsnachfrage gewann zwar an Dynamik, jedoch nicht im Tempo vergangener Aufschwungphasen. Trotz der guten Ertragslage disponierten die Unternehmen Investitionen und Neueinstellungen vorsichtig. Schwach entwickelte sich – vor allem in Deutschland – der Konsum der privaten Haushalte. Im Gegensatz zur Notenbank der USA ließ die EZB ihren Leitzins während des gesamten Jahres unverändert.

Die österreichische Wirtschaft zeigte 2004 deutliche Erholungstendenzen. Das Wirtschaftswachstum erreichte 2% und war damit doppelt so hoch wie in den Vorjahren. Auch in Österreich ging der Hauptimpuls von der lebhaften Auslandsnachfrage aus, der Warenexport stieg real um 12%. Obwohl die Wechselkurssituation gegenüber dem Dollar für heimische Exporteure ungünstig war, lösten die USA die Schweiz – nach Deutschland und Italien – als drittwichtigsten österreichschen Exportmarkt ab. Die Exportwirtschaft verbesserte ihre Position auf den Auslandsmärkten, auch begünstigt durch einen weiteren Rückgang der relativen Lohnstückkosten.

Trotz einer ähnlich starken Exportdynamik wie im Jahr 2000 blieb das Wirtschaftswachstum deutlich hinter der entsprechenden Rate von 3,4% zurück. Dies war in erster Linie auf die Schwäche der Konsumnachfrage der privaten Haushalte (+1,5%) zurückzuführen. Wegen der Beschleunigung des Preisauftriebs stagnierten die Effektivverdienste, und die Sparquote stieg abermals leicht. Deshalb konnte sich die konjunkturstabilisierende Wirkung des privaten Konsums kaum entfalten.

Die Investitionsnachfrage belebte sich 2004 hingegen merklich. Dafür waren einerseits die Konjunkturerholung und andererseits das Auslaufen der Investitionszuwachsprämie zum Jahresende maßgebend. Besonders groß war die Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen (+6,3%) und hier vor allem nach Fahrzeugen. Die Bauinvestitionen wurden nach der bereits 2003 kräftigen Expansion 2004 nur leicht ausgeweitet (real +1,1%). Im Wohnbau trat nach dem Rückgang in den Vorjahren mit einer Steigerung um 0,5% eine Trendwende ein. Die Nachfrage nach Nichtwohnbauten wuchs mit real +1,4% hingegen deutlich langsamer als zuletzt.

Die Hausse der Rohölnotierungen und die Anhebung der Wohnungsmieten beendeten den seit einigen Jahren sinkenden Trend der österreichischen Inflationsrate. Nach einem allgemeinen Preisanstieg von 1,3% im Jahr 2003 erhöhte sich der nationale Verbraucherpreisindex 2004 um 2,1%. Seit Jahresbeginn 2004 beschleunigte sich der Preisauftrieb kontinuierlich. Im Mai überschritt er 2%, und gegen Jahresende wurde eine Inflationsrate von fast 3% gemessen. Österreich lag mit einem Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex von 2% nur knapp unter dem Durchschnitt des Euro-Raums von +2,1%.

Der Arbeitsmarkt reagierte in Österreich bereits gegen Jahresende 2004 auf die Konjunkturerholung, die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten erhöhte sich im Jahresdurchschnitt um 21.000 (+0,7% gegenüber dem Vorjahr). Die Ausweitung konzentrierte sich auf die konjunkturreagiblen unternehmensnahen Dienstleistungen und auf den Bereich Gesundheit und Pflege. Wie in der Vergangenheit ging mit der Belebung der Wirtschaft eine Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes einher, sodass zwar der Anstieg der Arbeitslosenquote gestoppt, aber kein Rückgang verzeichnet werden konnte.

Quelle: WIFO, Autor: Marcus Scheiblecker
     
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