Die heimische Kunst boomt  

erstellt am
27. 04. 05

Kunstbericht 2004 liegt dem Parlament vor
Wien (pk) - "I ch bin davon überzeugt, dass Kunst und Kultur einen wesentlichen Beitrag zum Projekt Europa leisten können und dass gerade Österreich aufgrund seiner Geschichte und seiner geographischen Lage besonders geeignet ist, in diesem Prozess der Erweiterung, Vertiefung und Integration als Partner und Drehscheibe zu fungieren. Daher ist es mir von Beginn meiner Amtszeit an wichtig gewesen, die kulturellen Kontakte zu unseren nahen und entfernteren Nachbarn durch zahlreiche bilaterale Besuche sowie durch die Kulturministerkonferenzen und gemeinsame Initiativen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst zu intensivieren und auszubauen." Mit diesen Worten leitet Staatssekretär Franz Morak den Kunstbericht 2004 ein ( III-147 d.B.), der dieser Tage dem hohen Haus zugeleitet wurde. Darin wird ausführlich über die mannigfachen Aktivitäten Österreichs auf dem Kunstsektor Rechenschaft abgelegt, von denen fast alle Kunstsparten umfassend profitieren konnten.

Musikland Österreich
Unter Mitwirkung der Kulturstiftung der Deutschen Bank und der Wiener Staatsoper wurde im vergangenen Jahr der Verein Central and Eastern European Musiktheater gegründet, berichtet Morak. Das erklärte Ziel dieser grenzüberschreitenden Initiative sei die Förderung des Musiktheaters im zentral- und osteuropäischen Raum als Motor des kulturellen Lebens, heißt es dazu im vorliegenden Bericht. Unterstützt werden in vier verschiedenen Förderungsprogrammen junge Gesangstalente, Koproduktionen, die Zusammenarbeit der einzelnen Musiktheater untereinander sowie der Erfahrungsaustausch zwischen Ost und West in den Bereichen Regie, Dramaturgie, Dirigieren, Produktion und kaufmännisches Management. Derzeit nehmen die Opernhäuser bzw. Nationaltheater aus Belgrad, Bukarest, Chisinau, Sarajewo, Skopje, Sofia, Timisoara, Tirana und Zagreb an diesen Programmen teil. Durch gezieltes Sponsoring sollen auch Infrastruktur und Aufführungsbetrieb verbessert werden. Für eine Laufzeit von drei Jahren werden vom Bundeskanzleramt 660.000 Euro zur Verfügung gestellt, hält der Bericht dazu fest.

Kulturhauptstadt Europas
Ein längerfristiges Vorhaben wurde mit der Bewerbung der Stadt Linz um den Titel "Kulturhauptstadt Europas 2009" in Angriff genommen. Die Kulturhauptstadt-Idee wurde zum ersten Mal 1985 auf Initiative der damaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri verwirklicht. Alljährlich rückt eine europäische Stadt ins Blickfeld der Öffentlichkeit, präsentiert den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten der europäischen Kulturen, zeigt aktuelle künstlerische Strömungen, Tendenzen und Entwicklungsprozesse und fördert so den Dialog und Austausch zwischen den Kunstschaffenden verschiedener Regionen und Nationen und das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger.

Im Jahr 2009 ist mit Beschluss des Europäischen Parlaments und des EU-Kulturministerrats wieder Österreich an der Reihe, eine Kulturhauptstadt Europas zu stellen. Als einzige österreichische Stadt hat sich Linz mit Unterstützung des Landes Oberösterreich um diesen begehrten Titel beworben und wurde offiziell von Österreich in Brüssel nominiert. Linz verfügt über ein dichtes Netz an Kultureinrichtungen, das Ars Electronica Center und das im Mai 2003 eröffnete Lentos Kunstmuseum sowie über wichtige und viel beachtete Veranstaltungen wie das Brucknerfest, die Linzer Klangwolke oder das Ars Electronica Festival. Im September 1998 konnte Linz den Europäischen Kulturmonat ausrichten und in den Jahren 1998 und 2003 war Linz Gastgeberin für zwei europäische Kulturministerkonferenzen.

Die zentrale Idee von "Linz 2009 - Kulturhauptstadt Europas" ist die Verbindung der Schlüsselbereiche Medien, Kunst im offenen Raum, Vernetzung, Kommunikation, Partizipation, Integration und offene Grenzen zu einem spannenden Gesamtkonzept. Nach dem großen Erfolg der Kulturhauptstadt Graz im Jahr 2003 wird die oberösterreichische Landeshauptstadt sicherlich ihre Chance nützen und zeigen, dass sie zu Recht als Labor der Zukunft bezeichnet wird.

Österreich baut auf - die heimische Architektur
In New York, und zwar im neu erbauten Österreichischen Kulturforum, wurde 2004 unter dem Titel "Austria West. New Alpine Architecture" Architektur und Baukunst aus Tirol und Vorarlberg gezeigt. Gerade in diesen beiden Bundesländern ist in den letzten Jahren eine sehr dynamische und bemerkenswerte Architekturszene entstanden, die es in dieser Form und Dynamik wohl kein zweites Mal gibt. Die Ausstellung, die mit großem Erfolg bereits in Mailand, Dornbirn, Prag, München, New York und Helsinki zu sehen war, wurde zuletzt in Innsbruck gezeigt.

Was an architektonischen Ideen und Konzepten in Österreich entwickelt und zum Teil auch verwirklicht wurde, ist Gegenstand der semipermanenten Ausstellung "a_schau. Österreichische Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts" im Architekturzentrum Wien, die im Herbst 2004 eröffnet wurde.

Baustelle Artothek saniert
Die Republik Österreich erwirbt seit 1948 im Rahmen der Bundeskunstförderung Werke von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern und hat damit eine bemerkenswerte und umfangreiche Sammlung österreichischer Kunst, die Artothek des Bundes, geschaffen. "In einem Prüfbericht über die Tätigkeit der Artothek, der Ende 2001 präsentiert wurde, stellte der Rechnungshof erhebliche Mängel bei der Verwaltung und der Verwahrung der Objekte fest. S chon im Laufe der Rechnungshofprüfung habe ich entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um Klarheit über die Bestände der Sammlung, ihren Verbleib und Zustand zu erlangen. Um die Sammlungstätigkeit, den Verleihbetrieb und die Lagerung der Kunstwerke zu professionalisieren, wird die Artothek seit dem Jahr 2002 von der Gesellschaft zur Förderung der Digitalisierung des Kulturgutes geführt. Damit ist es gelungen, nachhaltige Erfolge in der Aufarbeitung der Sammlung zu erzielen", führt Morak zu dieser Frage aus. Eine solide Recherche und eine gründlich durchgeführte Überprüfung der Standorte hätten ergeben, dass der Bestand der Artothek um 20 Prozent höher ist, als ursprünglich angenommen wurde. E r umfasst heute rund 30.000 Werke aus allen Bereichen der bildenden Kunst. Neben Beiträgen zu Ausstellungen werden die Werke vorwiegend als Leihgaben zur Ausstattung von Bundesdienststellen im In- und Ausland zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus ergänzen zahlreiche Exponate die Sammlungen von Museen, z.B. Albertina, Leopold Museum, Museum für Angewandte Kunst, Museum Moderner Kunst, Neue Galerie Graz oder Österreichische Galerie Belvedere.

Interkultureller Dialog
Kulturinitiativen und Künstlervereinigungen, die im grenznahen Raum zu Österreichs Nachbarn vorbildliche kulturelle Kooperationsprojekte durchführen, können seit 2001 mit dem Würdigungspreis für grenzüberschreitende Kulturarbeit ausgezeichnet werden. 2004 ging der mit 11.000 Euro dotierte Preis an den Verein Kulturbrücke Fratres, der mit seiner Tätigkeit bereits 1995 begonnen und das 28-Seelen-Dorf Fratres im nördlichen Waldviertel und das tschechische Nachbardorf Slavonice eng zusammengeführt hat. In seinem Kulturprogramm folgt diese Kulturinitiative den Leitlinien "Regionale Identität", "Europäische Perspektive" und "Interkultureller Dialog" und stellt aufgrund der gutnachbarschaftlichen kulturellen Zusammenarbeit geradezu einen idealen Preisträger dar.

Literatur: Föderung des Umfelds
Seit 50 Jahren werden vom Bund besonders gelungene Bücher der Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Eine beträchtliche Anzahl dieser Preisbücher ist seit Jahrzehnten als Longseller in den Buchhandlungen zu finden. Daher war es wichtig, die Aktivitäten rund um die Kinder- und Jugendbuchpreise zu verstärken. So wurden anlässlich der Verleihung der Preise 2004 neben zwei Schwerpunktprogrammen in Graz und Gleisdorf in ganz Österreich Lesungen für Kinder und Jugendliche veranstaltet, die aufgrund des großen Erfolgs im heurigen Jahr ausgeweitet werden.

Im Jahr 2004 wurde auch die Förderung der Literaturhäuser in den Bundesländern deutlich angehoben. Die Häuser in Innsbruck, Klagenfurt, Krems, Mattersburg und Salzburg konnten ein Plus von durchschnittlich 34 Prozent bei der Bundesförderung ihrer Jahrestätigkeit verbuchen. Die Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur im Literaturhaus Wien wurde ebenfalls erhöht und erhielt eine Jahressubvention in der Höhe von einer Million Euro. E in nicht nur für die Literatur, sondern ein für das gesamte Buchhandels- und Verlagswesen wichtiges Kapitel konnte im vergangenen Jahr abgeschlossen werden: Das Buchpreisbindungsgesetz, vorerst auf fünf Jahre befristet beschlossen, gilt nunmehr ohne zeitliche Befristung. Auch die Frage der zentralen Beschaffung von Büchern wurde im Sinne des Buchpreisbindungsgesetzes und im Interesse des klein- und mittelständisch strukturierten Buchhandels gelöst.

Freiberuflich tätige Künstlerinnen und Künstler sind seit dem Jahr 2001 grundsätzlich als so genannte Neue Selbständige bei der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft kranken- und pensionsversichert. Mit gleichem Zeitpunkt trat das Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz in Kraft, das unter bestimmten Voraussetzungen Zuschüsse zu den Pensionsbeiträgen der Kunstschaffenden vorsieht. Der Zuschuss betrug bisher maximal 872

Euro pro Jahr und konnte mit 1. Jänner 2005 auf 1.026 Euro erhöht werden. Aufgrund der erfreulich guten Ertragslage wird der Fonds in den kommenden Jahren ohne zusätzliche Mittel aus dem Kunstbudget auskommen.

Filmland Österreich
Bund und Bundesländer haben ein hohes Interesse, den Film- und Medienstandort Österreich durch die Förderung einer leistungs- und wettbewerbsfähigen Film- und Medienwirtschaft zu stärken. Darum wurden die Ausweitung der Filmförderung, die Erarbeitung von Strategien zur verstärkten Förderung des österreichischen Films sowie die Novelle zum Filmförderungsgesetz eigens im Regierungsprogramm 2003 bis 2006 festgeschrieben. Der Bund hat im Laufe der letzten Jahre zahlreiche Schritte zur Stärkung des österreichischen Films gesetzt. 2004 wurde das Filmförderungsgesetz novelliert und ein Fernsehfilmförderungsfonds zur Spitzenfinanzierung bei Koproduktionen eingerichtet. Darüber hinaus konnten die Mittel für das Österreichische Filminstitut auf jährlich 9,6 Millionen Euro erhöht und erhebliche Investitionen zur Sicherung des österreichischen Filmerbes getätigt werden. D ie Novelle des Filmförderungsgesetzes war eine wichtige und notwendige Anpassung an die realen Gegebenheiten der österreichischen Filmproduktion und stellt die Weichen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Filmbranche in Österreich. E in jährlich zu erstellender Filmwirtschaftsbericht wird in Zukunft die Grundlage für die filmpolitische Debatte bieten. Das Filmförderungsgesetz bietet in seiner nunmehr novellierten Form ein modernes und zeitgemäßes Instrumentarium für die Filmförderung in Österreich.

Mit der Novelle des KommAustria-Gesetzes wurde im Filmbereich per 1. Jänner 2004 ein neues Förderungsprogramm ins Leben gerufen. Zur Finanzierung von Fernsehfilmproduktionen wurde ein eigener Fonds eingerichtet. Diesem Fonds werden jährlich Mittel in der Höhe von 7,5 Millionen Euro zugeführt. Diese Mittel werden an unabhängige Produktionsunternehmer bzw. -unternehmen für die Herstellung von Fernsehserien, TV-Dokumentationen und Fernsehfilmen vergeben und sollen zur Steigerung der Qualität der Fernsehproduktion beitragen, die Leistungsfähigkeit der österreichischen Filmwirtschaft verbessern, den Medienstandort Österreich stärken und eine vielfältige Kulturlandschaft gewährleisten. D arüber hinaus soll die Förderung einen Beitrag zur Stärkung des audiovisuellen Sektors in Europa leisten. 2004 gab es Förderungszusagen in der Höhe von insgesamt 7,2 Millionen Euro. M it dieser Förderung wurde bereits im ersten Jahr ein nachhaltiger Beitrag zur Stärkung der heimischen Filmwirtschaft geleistet, denn für viele Produzenten stellt diese Unterstützung eine Eintrittskarte in den Markt der internationalen Koproduktionen dar.

Das Filmarchiv Austria ist die zentrale Sammel- und Dokumentationsstelle für Film und betreut in Laxenburg die größte Filmsammlung Österreichs mit derzeit über 70.000 Filmtiteln. Aufgrund der stark ansteigenden Neuzugänge mussten allerdings in den letzten Jahren Teile der Sammlung in Behelfsdepots untergebracht werden. Daher wurde 2001 der Neubau eines modernen und den Anforderungen optimaler Filmarchivierung entsprechenden Depots beschlossen. Im Frühjahr 2004 konnte das neue Zentralfilmarchiv in Laxenburg fertig gestellt und am 25. Mai 2004 feierlich eröffnet werden. Im neuen Zentralarchiv kann nun das gesamte audiovisuelle Kulturerbe an einem Ort zusammengeführt und unter optimalen konservierungstechnischen Bedingungen gelagert und archiviert werden.

Das Kunstbudget
Die erfreuliche Zunahme von Aktivitäten spiegelt sich auch im Kunstbudget wieder, das 2004 mit knapp 80 Mio. Euro einen nennenswerten Zuwachs gegenüber 2003 erfahren hat. Fast alle Sparten konnten von diesem Plus profitieren, am meisten freilich der Film, die Musik und die darstellende Kunst. Lediglich das notorische Stiefkind Literatur durfte sich nur über einen überaus bescheidenen Zuwachs seiner Mittel freuen. Die größten Posten des Budgets gehen traditionell an die Großbühnen (14,4 Mio. Euro), die Festspiele á la Salzburg und Bregenz (11,8 Mio. Euro) und das ÖFI (9,2 Mio. Euro). Größte Einzelsubventionsnehmer sind - ebenfalls traditionell - das Theater in der Josefstadt (5,5 Mio. Euro), die Salzburger Festspiele (5 Mio.), das Wiener Volkstheater (4,6 Mio.), die Bregenzer Festspiele (3,9 Mio.) und die Philharmoniker (2,2 Mio. Euro).

Ausblick
Gewissermaßen als Grundsatz und Motto für eine zukünftige europäische Kulturpolitik kann man den Punkt "Kulturelle Identität erhalten und europäische Identität stärken" verstehen, meint Staatssekretär Morak resümierend, in dem festgestellt wird: "Es gibt in Europa die Neugier auf die anderen europäischen Länder und es gibt international erfolgreiche europäische Filmproduktionen. Neben persönlichen Erfahrungen ermöglicht es vor allem der Film, die Abstraktheit Europas durch emotionale und massenattraktive Geschichten zu beleben und zu einer Stärkung der europäischen Identität beizutragen."
     
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