Kunstbericht 2004 liegt dem Parlament vor
Wien (pk) - "I ch bin davon überzeugt, dass Kunst und Kultur einen wesentlichen Beitrag
zum Projekt Europa leisten können und dass gerade Österreich aufgrund seiner Geschichte und seiner geographischen
Lage besonders geeignet ist, in diesem Prozess der Erweiterung, Vertiefung und Integration als Partner und Drehscheibe
zu fungieren. Daher ist es mir von Beginn meiner Amtszeit an wichtig gewesen, die kulturellen Kontakte zu unseren
nahen und entfernteren Nachbarn durch zahlreiche bilaterale Besuche sowie durch die Kulturministerkonferenzen und
gemeinsame Initiativen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst zu intensivieren und auszubauen." Mit
diesen Worten leitet Staatssekretär Franz Morak den Kunstbericht 2004 ein ( III-147 d.B.), der dieser Tage
dem hohen Haus zugeleitet wurde. Darin wird ausführlich über die mannigfachen Aktivitäten Österreichs
auf dem Kunstsektor Rechenschaft abgelegt, von denen fast alle Kunstsparten umfassend profitieren konnten.
Musikland Österreich
Unter Mitwirkung der Kulturstiftung der Deutschen Bank und der Wiener Staatsoper wurde im vergangenen Jahr der
Verein Central and Eastern European Musiktheater gegründet, berichtet Morak. Das erklärte Ziel dieser
grenzüberschreitenden Initiative sei die Förderung des Musiktheaters im zentral- und osteuropäischen
Raum als Motor des kulturellen Lebens, heißt es dazu im vorliegenden Bericht. Unterstützt werden in
vier verschiedenen Förderungsprogrammen junge Gesangstalente, Koproduktionen, die Zusammenarbeit der einzelnen
Musiktheater untereinander sowie der Erfahrungsaustausch zwischen Ost und West in den Bereichen Regie, Dramaturgie,
Dirigieren, Produktion und kaufmännisches Management. Derzeit nehmen die Opernhäuser bzw. Nationaltheater
aus Belgrad, Bukarest, Chisinau, Sarajewo, Skopje, Sofia, Timisoara, Tirana und Zagreb an diesen Programmen teil.
Durch gezieltes Sponsoring sollen auch Infrastruktur und Aufführungsbetrieb verbessert werden. Für eine
Laufzeit von drei Jahren werden vom Bundeskanzleramt 660.000 Euro zur Verfügung gestellt, hält der Bericht
dazu fest.
Kulturhauptstadt Europas
Ein längerfristiges Vorhaben wurde mit der Bewerbung der Stadt Linz um den Titel "Kulturhauptstadt Europas
2009" in Angriff genommen. Die Kulturhauptstadt-Idee wurde zum ersten Mal 1985 auf Initiative der damaligen
griechischen Kulturministerin Melina Mercouri verwirklicht. Alljährlich rückt eine europäische Stadt
ins Blickfeld der Öffentlichkeit, präsentiert den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten der
europäischen Kulturen, zeigt aktuelle künstlerische Strömungen, Tendenzen und Entwicklungsprozesse
und fördert so den Dialog und Austausch zwischen den Kunstschaffenden verschiedener Regionen und Nationen
und das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger.
Im Jahr 2009 ist mit Beschluss des Europäischen Parlaments und des EU-Kulturministerrats wieder Österreich
an der Reihe, eine Kulturhauptstadt Europas zu stellen. Als einzige österreichische Stadt hat sich Linz mit
Unterstützung des Landes Oberösterreich um diesen begehrten Titel beworben und wurde offiziell von Österreich
in Brüssel nominiert. Linz verfügt über ein dichtes Netz an Kultureinrichtungen, das Ars Electronica
Center und das im Mai 2003 eröffnete Lentos Kunstmuseum sowie über wichtige und viel beachtete Veranstaltungen
wie das Brucknerfest, die Linzer Klangwolke oder das Ars Electronica Festival. Im September 1998 konnte Linz den
Europäischen Kulturmonat ausrichten und in den Jahren 1998 und 2003 war Linz Gastgeberin für zwei europäische
Kulturministerkonferenzen.
Die zentrale Idee von "Linz 2009 - Kulturhauptstadt Europas" ist die Verbindung der Schlüsselbereiche
Medien, Kunst im offenen Raum, Vernetzung, Kommunikation, Partizipation, Integration und offene Grenzen zu einem
spannenden Gesamtkonzept. Nach dem großen Erfolg der Kulturhauptstadt Graz im Jahr 2003 wird die oberösterreichische
Landeshauptstadt sicherlich ihre Chance nützen und zeigen, dass sie zu Recht als Labor der Zukunft bezeichnet
wird.
Österreich baut auf - die heimische Architektur
In New York, und zwar im neu erbauten Österreichischen Kulturforum, wurde 2004 unter dem Titel "Austria
West. New Alpine Architecture" Architektur und Baukunst aus Tirol und Vorarlberg gezeigt. Gerade in diesen
beiden Bundesländern ist in den letzten Jahren eine sehr dynamische und bemerkenswerte Architekturszene entstanden,
die es in dieser Form und Dynamik wohl kein zweites Mal gibt. Die Ausstellung, die mit großem Erfolg bereits
in Mailand, Dornbirn, Prag, München, New York und Helsinki zu sehen war, wurde zuletzt in Innsbruck gezeigt.
Was an architektonischen Ideen und Konzepten in Österreich entwickelt und zum Teil auch verwirklicht wurde,
ist Gegenstand der semipermanenten Ausstellung "a_schau. Österreichische Architektur des 20. und 21.
Jahrhunderts" im Architekturzentrum Wien, die im Herbst 2004 eröffnet wurde.
Baustelle Artothek saniert
Die Republik Österreich erwirbt seit 1948 im Rahmen der Bundeskunstförderung Werke von zeitgenössischen
Künstlerinnen und Künstlern und hat damit eine bemerkenswerte und umfangreiche Sammlung österreichischer
Kunst, die Artothek des Bundes, geschaffen. "In einem Prüfbericht über die Tätigkeit der Artothek,
der Ende 2001 präsentiert wurde, stellte der Rechnungshof erhebliche Mängel bei der Verwaltung und der
Verwahrung der Objekte fest. S chon im Laufe der Rechnungshofprüfung habe ich entsprechende Maßnahmen
eingeleitet, um Klarheit über die Bestände der Sammlung, ihren Verbleib und Zustand zu erlangen. Um die
Sammlungstätigkeit, den Verleihbetrieb und die Lagerung der Kunstwerke zu professionalisieren, wird die Artothek
seit dem Jahr 2002 von der Gesellschaft zur Förderung der Digitalisierung des Kulturgutes geführt. Damit
ist es gelungen, nachhaltige Erfolge in der Aufarbeitung der Sammlung zu erzielen", führt Morak zu dieser
Frage aus. Eine solide Recherche und eine gründlich durchgeführte Überprüfung der Standorte
hätten ergeben, dass der Bestand der Artothek um 20 Prozent höher ist, als ursprünglich angenommen
wurde. E r umfasst heute rund 30.000 Werke aus allen Bereichen der bildenden Kunst. Neben Beiträgen zu Ausstellungen
werden die Werke vorwiegend als Leihgaben zur Ausstattung von Bundesdienststellen im In- und Ausland zur Verfügung
gestellt. Darüber hinaus ergänzen zahlreiche Exponate die Sammlungen von Museen, z.B. Albertina, Leopold
Museum, Museum für Angewandte Kunst, Museum Moderner Kunst, Neue Galerie Graz oder Österreichische Galerie
Belvedere.
Interkultureller Dialog
Kulturinitiativen und Künstlervereinigungen, die im grenznahen Raum zu Österreichs Nachbarn vorbildliche
kulturelle Kooperationsprojekte durchführen, können seit 2001 mit dem Würdigungspreis für grenzüberschreitende
Kulturarbeit ausgezeichnet werden. 2004 ging der mit 11.000 Euro dotierte Preis an den Verein Kulturbrücke
Fratres, der mit seiner Tätigkeit bereits 1995 begonnen und das 28-Seelen-Dorf Fratres im nördlichen
Waldviertel und das tschechische Nachbardorf Slavonice eng zusammengeführt hat. In seinem Kulturprogramm folgt
diese Kulturinitiative den Leitlinien "Regionale Identität", "Europäische Perspektive"
und "Interkultureller Dialog" und stellt aufgrund der gutnachbarschaftlichen kulturellen Zusammenarbeit
geradezu einen idealen Preisträger dar.
Literatur: Föderung des Umfelds
Seit 50 Jahren werden vom Bund besonders gelungene Bücher der Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Eine
beträchtliche Anzahl dieser Preisbücher ist seit Jahrzehnten als Longseller in den Buchhandlungen zu
finden. Daher war es wichtig, die Aktivitäten rund um die Kinder- und Jugendbuchpreise zu verstärken.
So wurden anlässlich der Verleihung der Preise 2004 neben zwei Schwerpunktprogrammen in Graz und Gleisdorf
in ganz Österreich Lesungen für Kinder und Jugendliche veranstaltet, die aufgrund des großen Erfolgs
im heurigen Jahr ausgeweitet werden.
Im Jahr 2004 wurde auch die Förderung der Literaturhäuser in den Bundesländern deutlich angehoben.
Die Häuser in Innsbruck, Klagenfurt, Krems, Mattersburg und Salzburg konnten ein Plus von durchschnittlich
34 Prozent bei der Bundesförderung ihrer Jahrestätigkeit verbuchen. Die Dokumentationsstelle für
neuere österreichische Literatur im Literaturhaus Wien wurde ebenfalls erhöht und erhielt eine Jahressubvention
in der Höhe von einer Million Euro. E in nicht nur für die Literatur, sondern ein für das gesamte
Buchhandels- und Verlagswesen wichtiges Kapitel konnte im vergangenen Jahr abgeschlossen werden: Das Buchpreisbindungsgesetz,
vorerst auf fünf Jahre befristet beschlossen, gilt nunmehr ohne zeitliche Befristung. Auch die Frage der zentralen
Beschaffung von Büchern wurde im Sinne des Buchpreisbindungsgesetzes und im Interesse des klein- und mittelständisch
strukturierten Buchhandels gelöst.
Freiberuflich tätige Künstlerinnen und Künstler sind seit dem Jahr 2001 grundsätzlich als so
genannte Neue Selbständige bei der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft kranken- und pensionsversichert.
Mit gleichem Zeitpunkt trat das Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz in Kraft, das unter bestimmten Voraussetzungen
Zuschüsse zu den Pensionsbeiträgen der Kunstschaffenden vorsieht. Der Zuschuss betrug bisher maximal
872
Euro pro Jahr und konnte mit 1. Jänner 2005 auf 1.026 Euro erhöht werden. Aufgrund der erfreulich guten
Ertragslage wird der Fonds in den kommenden Jahren ohne zusätzliche Mittel aus dem Kunstbudget auskommen.
Filmland Österreich
Bund und Bundesländer haben ein hohes Interesse, den Film- und Medienstandort Österreich durch die Förderung
einer leistungs- und wettbewerbsfähigen Film- und Medienwirtschaft zu stärken. Darum wurden die Ausweitung
der Filmförderung, die Erarbeitung von Strategien zur verstärkten Förderung des österreichischen
Films sowie die Novelle zum Filmförderungsgesetz eigens im Regierungsprogramm 2003 bis 2006 festgeschrieben.
Der Bund hat im Laufe der letzten Jahre zahlreiche Schritte zur Stärkung des österreichischen Films gesetzt.
2004 wurde das Filmförderungsgesetz novelliert und ein Fernsehfilmförderungsfonds zur Spitzenfinanzierung
bei Koproduktionen eingerichtet. Darüber hinaus konnten die Mittel für das Österreichische Filminstitut
auf jährlich 9,6 Millionen Euro erhöht und erhebliche Investitionen zur Sicherung des österreichischen
Filmerbes getätigt werden. D ie Novelle des Filmförderungsgesetzes war eine wichtige und notwendige Anpassung
an die realen Gegebenheiten der österreichischen Filmproduktion und stellt die Weichen für eine erfolgreiche
Weiterentwicklung der Filmbranche in Österreich. E in jährlich zu erstellender Filmwirtschaftsbericht
wird in Zukunft die Grundlage für die filmpolitische Debatte bieten. Das Filmförderungsgesetz bietet
in seiner nunmehr novellierten Form ein modernes und zeitgemäßes Instrumentarium für die Filmförderung
in Österreich.
Mit der Novelle des KommAustria-Gesetzes wurde im Filmbereich per 1. Jänner 2004 ein neues Förderungsprogramm
ins Leben gerufen. Zur Finanzierung von Fernsehfilmproduktionen wurde ein eigener Fonds eingerichtet. Diesem Fonds
werden jährlich Mittel in der Höhe von 7,5 Millionen Euro zugeführt. Diese Mittel werden an unabhängige
Produktionsunternehmer bzw. -unternehmen für die Herstellung von Fernsehserien, TV-Dokumentationen und Fernsehfilmen
vergeben und sollen zur Steigerung der Qualität der Fernsehproduktion beitragen, die Leistungsfähigkeit
der österreichischen Filmwirtschaft verbessern, den Medienstandort Österreich stärken und eine vielfältige
Kulturlandschaft gewährleisten. D arüber hinaus soll die Förderung einen Beitrag zur Stärkung
des audiovisuellen Sektors in Europa leisten. 2004 gab es Förderungszusagen in der Höhe von insgesamt
7,2 Millionen Euro. M it dieser Förderung wurde bereits im ersten Jahr ein nachhaltiger Beitrag zur Stärkung
der heimischen Filmwirtschaft geleistet, denn für viele Produzenten stellt diese Unterstützung eine Eintrittskarte
in den Markt der internationalen Koproduktionen dar.
Das Filmarchiv Austria ist die zentrale Sammel- und Dokumentationsstelle für Film und betreut in Laxenburg
die größte Filmsammlung Österreichs mit derzeit über 70.000 Filmtiteln. Aufgrund der stark
ansteigenden Neuzugänge mussten allerdings in den letzten Jahren Teile der Sammlung in Behelfsdepots untergebracht
werden. Daher wurde 2001 der Neubau eines modernen und den Anforderungen optimaler Filmarchivierung entsprechenden
Depots beschlossen. Im Frühjahr 2004 konnte das neue Zentralfilmarchiv in Laxenburg fertig gestellt und am
25. Mai 2004 feierlich eröffnet werden. Im neuen Zentralarchiv kann nun das gesamte audiovisuelle Kulturerbe
an einem Ort zusammengeführt und unter optimalen konservierungstechnischen Bedingungen gelagert und archiviert
werden.
Das Kunstbudget
Die erfreuliche Zunahme von Aktivitäten spiegelt sich auch im Kunstbudget wieder, das 2004 mit knapp
80 Mio. Euro einen nennenswerten Zuwachs gegenüber 2003 erfahren hat. Fast alle Sparten konnten von diesem
Plus profitieren, am meisten freilich der Film, die Musik und die darstellende Kunst. Lediglich das notorische
Stiefkind Literatur durfte sich nur über einen überaus bescheidenen Zuwachs seiner Mittel freuen. Die
größten Posten des Budgets gehen traditionell an die Großbühnen (14,4 Mio. Euro), die Festspiele
á la Salzburg und Bregenz (11,8 Mio. Euro) und das ÖFI (9,2 Mio. Euro). Größte Einzelsubventionsnehmer
sind - ebenfalls traditionell - das Theater in der Josefstadt (5,5 Mio. Euro), die Salzburger Festspiele (5 Mio.),
das Wiener Volkstheater (4,6 Mio.), die Bregenzer Festspiele (3,9 Mio.) und die Philharmoniker (2,2 Mio. Euro).
Ausblick
Gewissermaßen als Grundsatz und Motto für eine zukünftige europäische Kulturpolitik kann man
den Punkt "Kulturelle Identität erhalten und europäische Identität stärken" verstehen,
meint Staatssekretär Morak resümierend, in dem festgestellt wird: "Es gibt in Europa die Neugier
auf die anderen europäischen Länder und es gibt international erfolgreiche europäische Filmproduktionen.
Neben persönlichen Erfahrungen ermöglicht es vor allem der Film, die Abstraktheit Europas durch emotionale
und massenattraktive Geschichten zu beleben und zu einer Stärkung der europäischen Identität beizutragen." |