Steirische, slowenische, kroatische und ungarische Schüler diskutierten im Landtag
Graz (lk) - "Ich spüre die Europäische Gemeinschaft hier in diesem Raum zum ersten
Mal", so drückte Andrea, eine Schülerin aus Bad Gleichenberg, ihre Gefühle gegenüber der
Europäischen Union im Rahmen der Veranstaltung "Futura - Jugend und Europa" aus. Schülerinnen
und Schüler aus Slowenien, Kroatien, der Steiermark und Ungarn versammelten sich am Vormittag des 4. Mai 2005
in der Landstube im Steiermärkischen Landtag, um mit Landtagsabgeordneten über die Europäische Union,
über Fragen der Politik und der Wirtschaft zu diskutieren. Unter der Leitung von Landtagspräsident Reinhold
Purr waren im Rahmen dieses Jugendlandtages alle Fragen an die Abgeordneten Mag. Edith Zitz, Dipl.-Ing. Heinz Grabner,
Ing. Josef Ober, Mag. Dr. Oliver Kröpfl, Georg Ferstl und Günther Köberl erlaubt. Landesschulratspräsident
Mag. Dr. Horst Lattinger und sein Stellvertreter Mag. Dr. Dietmar Dragaric standen den Schülern ebenfalls
Rede und Antwort.
In der Eröffnungsrede bedankte sich Landtagspräsident Reinhold Purr bei Willibald Richter vom Europazentrum
Graz für die Organisation und bei den Schülern für ihr zahlreiches Erscheinen. Nach der Begrüßung
und einer kurzen Einführung durch Landesschulratspräsident Dr. Horst Lattinger waren die Schüler
am Wort. Kritische Fragen über aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen wurden gestellt. So zum
Beispiel Lukas, von der Land- und Forstwirtschaftlichen Fachschule Grottenhof Hart: "Welche Maßnahmen
wird die Politik setzen, um auch der Jugend einen Verbleib in der Landwirtschaft zu ermöglichen?" oder
Alex, von der Handelsakademie Bad Aussee: "Wie kann die EU überhaupt Beitrittsverhandlungen mit einem
Staat wie der Türkei aufnehmen, der es nicht einmal schafft, die Menschenrechte einzuhalten?" Auch vor
kritischen Statements schreckten die Schüler nicht zurück, so zum Beispiel Antonio vom BRG Lichtenfels:
"In der Politik wird immer nur um den heißen Brei herumgeredet."
Ein Thema für die Schüler waren auch die, durch einen Kriegsverbrecher gestörten, Beitrittsverhandlungen
Kroatiens: "Ich verstehe nicht, warum die EU Kroatien wegen eines Verbrechers Probleme bei den Beitrittsverhandlungen
macht", zeigte sich Peter, vom BORG Monsbergergasse verständnislos.
Generell zeigte sich, dass die Jugendlichen über viele relevante Aspekte der Europäischen Union gut informiert
und interessiert sind. Die Schüler aus den Nachbarländern glänzten mit nahezu perfekten Deutschkenntnissen
und stellten eher bildungspolitische und wirtschaftspolitische Fragen in den Vordergrund.
Landtagspräsident Reinhold Purr beeindruckte die Schüler mit persönlichen Erzählungen aus der
Nachkriegszeit und mit drei Grundwerten der Europäischen Union: Frieden, Solidarität und Achtung der
Menschenrechte. "Unter solchen Voraussetzungen werden aus alten Nachbarn neue Partner", unterstrich Purr
den Sinn dieser Werte. |