Wien (bmi) - Seit Juni 2004 ermitteln das Bundeskriminalamt (BK), die Kriminalabteilung Burgenland sowie
die Grenzkontrollstellen in Kittsee und Nickelsdorf gegen eine international agierende Schlepperorganisation. Von
der Bande wurden mehr als 5.000 hauptsächlich moldawische und ukrainische Staatsangehörige über
Österreich nach Italien und Spanien geschleppt. In den vergangen Monaten wurden 59 Verdächtige in Österreich
und fünf weitere Verdächtige im Ausland festgenommen.
Im Zuge der ersten Ermittlungen im Vorjahr konnte eine länderübergreifende Tätigkeit dieser Organisation
festgestellt werden. Daher wurde unter der Leitung Österreichs gemeinsam mit Deutschland, Ungarn, Rumänien
und Moldawien eine gemeinsam Operation mit dem Namen "Nistru" eingeleitet. "Nistru" heißt
der Grenzfluss zwischen Moldawien und der Ukraine. Das SECI-Center (Southeast European Cooperative Initiative Regional
Center for Combating Transborder Crime) in Bukarest, ein internationaler Zusammenschluss südosteuropäischer
Staaten zur Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität, übernahm gemeinsam mit dem österreichischen
Verbindungsbeamten in Rumänien die Koordination der Amtshandlungen in diesem Raum.
Die Geschleppten wurden vor allem in Verstecken in Fahrzeugen über die Grenzen gebracht. Sie befanden sich
oft in akuter Lebensgefahr. Nur durch Zugriffe der Exekutive konnte der Erstickungstod von mehreren Menschen verhindert
werden. Von besonderer Brutalität zeugt auch, dass Frauen, die sich in die Hände dieser Bande begaben,
mehrmals vergewaltigt und misshandelt wurden.
Viele Opfer nahmen Schulden auf, um die bis zu 4.000 Euro für eine Schleppung zu bezahlen. In den Zielländern
wurden sie zur Schwarzarbeit gezwungen, um die Schulden abzuzahlen. Andere Geschleppte organisierten sich zu Einbrecherbanden,
um die Schlepperlöhne zu bezahlen.
Als "Nebenprodukte" dieser internationalen Ermittlungen konnten ein groß angelegter Zigarettenschmuggel,
Hehlerei von in Österreich gestohlenen Kosmetika, die Verschiebung von Kraftfahrzeugen, ein Bankraub, ein
Juwelierraub und mehrere Einbruchsdiebstähle, sonstige Diebstähle sowie die Verbreitung von Falschgeld,
Kreditbetrügereien, die Herstellung von gefälschten Dokumenten und Suchtgifthandel aufgedeckt werden.
Im Bundeskriminalamt registriert man neben den klassischen Schleppermethoden zunehmend brutale Vorgehensweisen,
berichtet Major Tatzgern, Leiter der Zentralstelle im Bundeskriminalamt für die Bekämpfung des Menschenhandels
und der Schlepperei. Menschen, die bereits hohe Summen für die illegale Einreise gezahlt hätten, werden
entführt, um ihre Verwandten in der Heimat zu erpressen. Schlepper versuchen Menschen in Kofferräumen,
in Kisten, in Lautsprecherboxen oder in Hohlräumen von Fahrzeugen über die Grenzen zu bringen. |