Fraunhofer IPSI zeigt Prototyp für digitale Unterstützung von Notfalleinsätzen
auf Interschutz-Messe vom 6. bis 11. Juni in Hannover
Darmstadt (fraunhofer) - Bald könnte der drahtlos vernetzte Taschencomputer für Feuerwehrleute
ebenso unentbehrlich sein wie der rot gestrichene Spritzenwagen. Was sich noch wie Zukunftsmusik anhört, soll
demnächst Alltag sein bei Feuerwehren, Polizei und Rettungs- diensten - und könnte so das Ende des knarzigen
Analog-Sprechfunks einläuten. Denn geht es nach den Forschern des Fraunhofer Instituts für Integrierte
Publikations- und Informationssysteme (IPSI) in Darmstadt, werden künftig Einsatzbefehle, Messwerte und Gebäudepläne,
ja sogar Bilder und Videos, digital in Echtzeit zwischen Einsatzkräften und Leitstelle ausgetauscht. Ermöglichen
soll dies eine Software, die alle einsatzrelevanten Informationen verwaltet, und zur Übermittlung nach Bedarf
über verschiedenste Techniken von Satellitenkommunikation bis Wireless LAN versendet. Auch der geplante digitale
Bündelfunk TETRA soll integriert werden. Präsentieren wollen die Forscher ihre Vision vom 6. bis 11.
Juni auf der Interschutz-Messe in Hannover. Dort sind sie zu Gast auf dem Stand des Leitstellensystemherstellers
CKS Systeme GmbH & Co KG (Halle 27, Stand J52).
„Die Einsatzkoordination läuft heute noch über Technik, die sich in den vergangenen vierzig Jahren nicht
wesentlich weiter entwickelt hat“, sagt Dr. Andreas Meißner, Leiter der Fraunhofer- Arbeitsgruppe „Mobile“.
„Doch jetzt stehen wir an der Schwelle zum Katastrophenmanagement des 21. Jahrhunderts.“ An diesen so genannten
E-Emergency-Lösungen will Meißner mit seiner Arbeitsgruppe aber nicht nur forschen, sondern praktikable
Lösungen entwickeln:„Als Fraunhofer-Institut bieten wir Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
unabhängige Beratung und die Entwicklung maßgeschneiderter Systeme.“ Daher präsentierte das Fraunhofer
IPSI bereits auf der diesjährigen Cebit sein mobiles Entwicklungslabor für Datenkommunikation. Auf der
Interschutz-Messe, die aus der früheren Feuerwehr-Messe „Der Rote Hahn“ hervorgegangen ist und in diesem Jahr
auch um einen Ausstellungsbereich „Interpolice“ erweitert wird, wollen die Fraunhofer-Wissenschaftler der Zielgruppe
das Thema näher bringen.
Labor für drahtlose Übertragungstechniken
Im IPSI-Labor steht ein ganzes Arsenal drahtloser Übertragungstechniken bereit: Wireless LAN, Bluetooth, GPRS
und UMTS, aber auch Geräte für Satellitenfunk für gleich vier Himmelsnetze – namentlich Iridium,
Thuraya, Globalstar und Inmarsat. Diese Netze sind – dank wachsender Konkurrenz – längst nicht mehr so unerschwinglich
wie noch vor Jahren. Und weil sich bestehende Systeme integrieren lassen sollen, steht auch eine Datenfunklösung
für die bestehenden analogen Funksysteme im Regal. Ein komplettes Leitstellensystem der Firma CKS, Server,
Laptops und PDAs vervollständigen die Ausstattung. Auf den digitalen Bündelfunk TETRA, wie er nach dem
Willen der Bundesregierung bald verfügbar sein soll, sind die Darmstädter Forscher schon vorbereitet.
„Wir integrieren alle Geräte so, dass sie reibungslos zusammenarbeiten – unabhängig von den Standards.
Das ist es auch, was unser System kostengünstig und sehr stabil gegen Ausfälle machen wird“, ist Meißner
überzeugt.
Ziel der E-Emergency Projekte der Fraunhofer-Gesellschaft ist es, Einsatzmöglichkeiten für Informationstechnologie
sowohl im Tagesgeschäft der Rettungskräfte als auch in Katastrophenfällen zu erforschen. Dabei soll
die aktuelle Entwicklung aus Darmstadt helfen, die Chaosphase zu Beginn von Einsätzen zu verkürzen. Digitale
Datenkommunikation wird hierbei schnelleren Zugriff auf wichtige Informationen ermöglichen, als dies heute
über die häufig überlasteten Sprechfunkverbindungen der Fall ist. Gerade vor dem Hintergrund des
Engagements der Bundesregierung für den digitalen Behördenfunk wird ein enormer Bedarf an solchen Informationssystemen
erwartet. |