NASA fällt wichtige Entscheidung in internationaler Mission zur Erforschung der Magnetosphäre
der Erde
Graz (oeaw) - Nach reiflicher Überlegung hat die amerikanische Weltraumbehörde NASA das
Southwest Research Institute (SwRI), San Antonio, USA, mit der Leitung der Mission „Magnetospheric Multiscale“
(MMS) betraut. Mit im Team ist das Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF).
„Das IWF ist der größte nichtamerikanische Partner. Es wird die Federführung bei der Potenzialregelung
der Satelliten haben und an einem Elektronenstrahlinstrument und einem Magnetfeldmessgerät beteiligt sein,“
erklärt IWF-Direktor Wolfgang Baumjohann mit Stolz. Bei der Entwicklung dieser Instrumente kann das Institut
auf die Erfahrungen zurückgreifen, die es bei der europäischen Cluster-Mission gesammelt hat. Cluster
ist die erste Weltraummission, die mehrere Satelliten nutzt, um räumliche Effekte von der zeitlichen Dynamik
der Erdmagnetosphäre zu trennen und so zu einem besseren Verständnis des äußeren Bereiches
der Geosphäre zu gelangen.
Ziel der Mission MMS ist die Untersuchung der Dynamik der Erdmagnetosphäre und der ihr zu Grunde liegenden
Energieumwandlungsprozesse, wofür ein komplettes Paket von Instrumenten und Sensoren vorgeschlagen wurde.
Vier identisch bestückte Satelliten werden an unterschiedlichen Punkten in der Erdumlaufbahn platziert, um
dreidimensionale Messungen in der Erdmagnetosphäre durchzuführen. MMS soll nun noch bessere Daten
als Cluster liefern und andere Gebiete des erdnahen Weltraums erforschen. „Dadurch dass die MMS-Satelliten näher
zusammen fliegen, können sie noch genauer hinschauen,“ verdeutlicht Baumjohann. „Was auf einer Skala von ein
paar Kilometern geschieht, beeinflusst die gesamte Magnetosphäre. Es sind also die kleinen Prozesse, die die
große Dynamik hervorrufen.“ Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht die so genannte „magnetische Rekonnexion“,
bei der magnetische Energie in Teilchenenergie umgewandelt wird, wodurch auf der Erde magnetische Stürme und
Phänomene wie das Nordlicht entstehen. Man erwartet sich aus den MMS-Daten aber auch neue Erkenntnisse über
die Sonne und ihren Einfluss auf die Erde und das Sonnensystem.
Das SwRI-Team, dem neben dem IWF eine Reihe amerikanischer und internationaler Wissenschaftler anderer Institutionen
angehören, war eines von zwei Forscherteams, deren Vorschläge für die Realisierung der Mission von
der NASA während der letzten Monate untersucht wurden. Nun hat das Team unter der Leitung von James L. Burch
den Zuschlag bekommen.
Der Start von MMS ist für Juli 2013 geplant. |