Vertrauensbildende Diskussionen in Gemeinden – Keine Entscheidungen ohne Einbindung der Bevölkerung
Klagenfurt (lpd) - In Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberg (Schreibweise entsprechend der Topografieverordnung
von 1977) wurde am Donnerstag (12. 05.) unter Applaus der Bevölkerung im Beisein von Bundeskanzler Wolfgang
Schüssel und der Kärntner Landesregierung mit Landeshauptmann Jörg Haider an Spitze eine zweisprachige
Ortstafel angebracht. Es sei damit ein wichtiges, sichtbares Zeichen noch vor dem Staatsvertragsjubiläum gesetzt
worden, betonte Haider. Der heutige Akt sei ein guter, wichtiger und richtiger Schritt für die Gemeinde Ferlach.
Ortstafeln seien ein sensibles Thema. Das Zusammenleben im Bodental habe in den verschiedensten Bereichen immer
gut funktioniert, mit dem heutigen Tag könne die Ortschaft zum Vorbild für andere werden. Man sollte
auch nie vergessen, dass Kärnten immer eines der treuesten Bundesländer der Republik gewesen sei und
immer den gemeinsamen Weg mit Österreich gegangen sei, führte Haider aus. Der Landeshauptmann betonte,
dass die nun erfolgten Aufstellungen in Entsprechung der geltenden gesetzlichen Bestimmungen erfolgten, zu deren
Einhaltung sich Kärnten selbstverständlich bekenne. Nun brauche es viel innere Entschlossenheit bei der
weiteren Argumentation. Es liege an den Verantwortlichen, die skeptischen Stimmen zu überzeugen, dass diese
Maßnahmen notwendig seien. Entscheidend sei es, diese Maßnahmen mit Sensibilität umzusetzen und
Vertrauen zu schaffen, so Haider, der in diesem Zusammenhang auch an die Verantwortung der Kirche appellierte.
Am Ende der Konsenskonferenz dürfe es keine Debatten mehr über Ortstafeln geben, forderte Haider erneut
eine abschließende Streitbeilegungserklärung ein. Die intensiven Diskussionen müssten zuvor in
den betroffenen Gemeinden geführt werden. Jedenfalls werde nichts über die Bevölkerung hinweg entschieden,
bekräftigte Haider. Die Menschen in Kärnten seien an einem friedlichen Miteinander interessiert.
Bundeskanzler Schüssel hob in seiner Rede die Bedeutung des Staatsvertrages hervor, der die Befreiung von
den Besatzungsmächten gebracht habe, durch den Beschluss der Europäischen Verfassung im Parlament sei
Österreich nunmehr "frei für etwas geworden". Die Unverletzlichkeit der Grenzen innerhalb der
EU sei mit der neuen Verfassung ebenfalls erneut festgeschrieben. Es sei sehr wertvoll, an der Integration teilzuhaben.
Kärnten sei durch die Öffnung der Grenzen zu einem blühenden Land geworden. Slowenien und Kärnten
könnten große Chancen im erweiterten Europa nutzen und die im Sportbereich geborene senza-confini-Idee
auch im wirtschaftlichen Bereich umsetzen und leben. Auf dem erreichten Konsens sollten die Kinder aufbauen und
etwas bewegen können. Wichtig sei, dass alle an einem Strang ziehen, sagte Schüssel und dankte allen
Teilnehmern der Konsenskonferenz.
Josef Feldner vom Kärntner Heimatdienst sagte, dass das friedliche Miteinander eine gute Nachbarschaft fordere.
Verständnis und Respekt füreinander seien notwendig. Es müsse die Bereitschaft geben, auch schwierige
Streitfragen im nachbarschaftlichen Geist und innerösterreichischem Dialog zu lösen, so Feldner, der
weiters "vertrauensbildende Maßnahmen" von Seiten der Volksgruppe einforderte.
Marjan Sturm vom Zentralverband der Kärntner Slowenen hob die große friedliche Symbolik der Aufstellung
der Ortstafel hervor. Das Ziel der Konsenskonferenz müsse es sein, in Offenheit über alle Fragen zu sprechen.
Im größeren Europa sei Flexibilität gefragt.
An der feierlichen Ortstafel-Aufstellung in Windisch-Bleiberg nahmen auch LHStv. Martin Strutz, LHStv. Peter Ambrozy
und Landtagspräsident Jörg Freunschlag sowie Bischof Alois Schwarz und Superintendent Manfred Sauer teil.
Auch die Botschafter Ernest Petric und Valentin Inzko und Generalkonsul Jure Zmauc konnte der Ferlacher Bürgermeister
Ingo Appe in Windisch-Bleiberg begrüßen. Weiters werden heute noch zweisprachige Ortsbezeichnungen für
die Orte Niederdörfl /Spodnja vesca, Edling/Kajzaze und Bach/Potok in der Gemeinde Ludmannsdorf angebracht.
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