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Liturgie fasziniert auch "Fernstehende" |
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Kardinal Schönborn und Prof. Harnoncourt weisen bei Symposion im rumänischen Durau auf
Erfordernisse der Liturgie in einer säkularisierten Welt hin Wien (stephanscom) - Auf die Faszination der Liturgie für Menschen, die der Kirche fern stehen, hat Kardinal Christoph Schönborn beim ökumenischen Symposion "Christus in unserer Mitte - Die Bedeutung der Liturgie für das tägliche Leben in der Gesellschaft von heute" im rumänischen Durau hingewiesen. Die Kirche lebe aus der Eucharistie, gerade deswegen sei es nicht gleichgültig, ob Struktur und Form der heiligen Feier diesem Auftrag entsprechen. Das Symposion im pastoralen Kulturzentrum "Sf. Daniil" in Durau wird gemeinsam von der orthodoxen Metropolie der Moldau und der Bukovina und der Wiener Stiftung "Pro Oriente" veranstaltet. Metropolit Daniel (Ciobotea) betonte in Übereinstimmung mit seinen katholischen Gesprächspartnern, wie groß die Freude der orthodoxen Kirche über die Wahl von Papst Benedikt XVI. sei, der sich in vielfacher Weise als profunder Kenner der orthodoxen Theologie und Liturgie erwiesen habe. Der Grazer Ostkirchen- und Liturgiewissenschaftler em. Prof. Philipp Harnoncourt sagte, die Beschäftigung einer orthodoxen Kirche mit der liturgischen Erneuerung sei ein Schritt, der alles andere als selbstverständlich sei. Dass sich eine orthodoxe Kirche von sich dem Thema stelle, ob die einem starken Säkularisierungsprozess unterworfenen Christen in den postkommunistischen Staaten der anspruchsvollen Liturgie noch folgen können, sei beachtenswert, so Harnoncourt im Gespräch mit "Radio Stephansdom". Es gehe darum, ob heutige Menschen ihre Freude und Hoffnung im Gottesdienst wieder erkennen können oder ob sie jeden Sonntag "an einem geheimnisvollen Zeremoniell teilnehmen, das nicht in ihr Leben hineinwirkt". In seinem Referat ging Harnoncourt auf die positiven Impulse der Liturgiereform in der katholischen Kirche ein. Der Theologe zeigte aber auch auf, welche Fehlentwicklungen es gegeben habe. Diese dürften nicht verschwiegen werden. Harnoncourt erinnerte daran, dass die kirchenfeindlichen Diktaturen in Osteuropa nicht zwölf bzw. sieben Jahre - wie die NS-Zeit in Deutschland bzw. Österreich -, sondern 40 und mehr Jahre gedauert haben. Dies habe zu massiver Entfremdung weiter Bevölkerungsteile vom Christentum geführt. Deshalb stelle sich die Frage, ob diese Menschen "durch traditionelle Liturgie allein" zum Glauben zurückgeführt werden können. Kardinal Schönborn reist am Mittwochabend nach Iasi weiter, wo er Gast des katholischen Bischofs Petru Gherghel ist. In der Hauptstadt der rumänischen Moldau stattet der Wiener Erzbischof zunächst der Theologischen Fakultät einen Besuch ab, anschließend hält er am katholischen Priesterseminar einen Vortrag über den "Katechismus der Katholischen Kirche" (KKK). Die katholische Kirche in der rumänischen Moldau ist trotz ihrer Minderheitensituation eines der Kirchengebiete mit dem stärksten Priesternachwuchs in Europa. Am Priesterseminar in Iasi bereiten sich derzeit 156 junge Leute auf das Priesteramt vor. Nach dem kurzen Aufenthalt in Iasi reist der Wiener Erzbischof in Begleitung des katholischen Ortsbischofs Anton Cosa in die moldawische Hauptstadt Chisinau weiter. In Chisinau feiert Kardinal Schönborn am Donnerstag ein Pontifikalamt zum Zehn-Jahres-Jubiläum der moldawischen Caritas. In Moldawien sind u.a. die Caritas der Erzdiözese Wien, das österreichische Kolpingwerk und das Kinderhilfswerk von P. Georg Sporschill SJ tätig. Am Freitag segnet Kardinal Schönborn das Grundstück in Stauceni, auf dem das Caritas-Seniorenheim für obdachlose alte Menschen entstehen soll. Diesem Projekt hatte auch die Benefizveranstaltung im Stephansdom zu Schönborns 60. Geburtstag gedient. Die Einnahmen aus dem Konzert kommen dem Projekt "Heimat Stephanus" in Moldawien zu Gute. Etwa 20 älteren Frauen und Männern soll in einer ersten Phase durch "Heimat Stephanus" ein würdevoller Lebensabend ermöglicht werden. Allein stehende alte Menschen sind in Moldawien besonders gefährdet, ihre Wohnungen zu verlieren, die ihnen nach der "Wende" ins Eigentum überschrieben wurden. Denn in den Jahren des Kommunismus haben sie den sicheren Umgang mit Eigentum vielfach verlernt. Bei Rückständen bei den Betriebskosten oder den Rechnungen für Strom oder Fernheizung droht ihnen die Delogierung. Doch mit ihren kleinen Pensionen von durchschnittlich 10 bis 15 Euro pro Monat können sie oft nicht einmal die zum Überleben notwendigen Lebensmittel bezahlen. Von Stauceni aus besucht der Wiener Erzbischof auch das von P. Sporschill aufgebaute "Städtchen der Kindheit". Als Pädagogen versucht das Team P. Sporschills direkt Leute aus dem Distrikt zu gewinnen, um die Integration des Projekts in die lokale Lebenswelt zu sichern. Die neuen Mitarbeiter werden zur Einschulung nach Rumänien geschickt, wo der von P. Sporschill aufgebaute Verein "Concordia" seit 1992 Projekte für Straßenkinder und Kinder in Not führt. Weitere Tagung geplant "Pro Oriente"-Präsident Hans Marte sagte am Mittwoch im Gespräch mit "Kathpress", die Organisatoren hätten in Durau eine Fortsetzung der Symposien-Reihe beschlossen, die im September 2001 begonnen wurde. Damals war es um eine vergleichende Betrachtung der spirituell-weltanschaulichen Entwicklung im mitteleuropäischen und im ostkirchlichen Bereich an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gegangen. Wichtig sei, dass nicht nur Bischöfe aus der rumänischen Orthodoxie teilgenommen hätten, sondern auch griechisch-katholische Bischöfe, so Marte. Kardinal Schönborn war am Montag in Bukarest zuerst mit dem orthodoxen Patriarchen Teoctist I. zusammengetroffen und danach, vor der Abreise nach Durau, mit den griechisch-katholischen Bischöfen des Landes. |
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