Wien (svt) - Als "Meilenstein für den koordinierten grenzüberschreitenden Infrastrukturausbau
von Straße und Schiene" bezeichnete Verkehrsstaatssekretär Mag. Helmut Kukacka am Donnerstag (12.
05.) die Unterzeichnung einer bilateralen Deklaration gemeinsam mit seinem tschechischen Amtskollegen Vize-Verkehrsminister
Vojtech Kocourek zum koordinierten Infrastrukturausbau in Budweis. Damit gebe es erstmals ein gemeinsames verkehrspolitisches
Bekenntnis und einen klaren Fahrplan für die Realisierung wichtiger Projekte wie der gemeinsame Ausbau der
Bahnstrecke Budweis-Linz im Rahmen eines prioritären EU-Projektes, der Reaktivierung wichtiger Grenzübergänge,
so wie prioritärer Straßenprojekte wie den Bau der A5 von Wien nach Brünn und die S10 von Linz
nach Prag.
Mit dieser "bilateralen Deklaration" werde generell der Infrastrukturausbau zwischen Tschechien und Österreich
beschleunigt, bis 2015 werden für grenzüberschreitende Schienen- und Straßenprojekte 1,7 Milliarden
Euro von österreichischer Seite investiert. Im Zentrum der Ausbauvorhaben stehe die Modernisierung der Eisenbahnverbindung
von Prag über Budweis nach Linz, die damit Teil der wichtigen Transeuropäischen Nord-Süd-Korridors
von der Ostsee bis an die Adria werde. "Es herrscht zwischen Tschechien und Österreich Übereinstimmung,
dass diesen Nord-Süd-Korridior so rasch als möglich als Eisenbahnachse ausgebaut und modernisiert werden
müsse, damit auf diesem Verkehrskorridor eine attraktive Alternative zur Strasse für den Gütertransport
angeboten werden könne", erklärte Kukacka.
Es wurde gleichzeitig die Einrichtung einer bilateralen Arbeitsgruppe vereinbart, die bis spätestens Ende
Juni zusammentreten werde, um ein gemeinsames Einreichprojekt für das prioritäre grenzüberschreitende
Projekt Prag-Budweis-Linz bis 2006 zu erarbeiten . Weiters werde ein akkordierter Zeitplan für die einzelnen
Streckenabschnitte erstellt. Dieses Projekt werde anschließend gemeinsam bei der europäischen Union
eingereicht, um die entsprechenden TEN-Förderungen zu erhalten (50 Prozent für die Planung, 20 Prozent
für den Bau). Damit werde auch ein europäisches Vorzeigeprojekt geschaffen. "Die bilateralen Deklaration
zwischen der tschechischen Republik und Österreich schafft die Voraussetzung, dass beide Staaten in Brüssel
als gemeinsame Partner erfolgreich um die Förderungen für diese grenzüberschreitende Projekte ansuchen
zu können", so Kukacka.
Auch die von Österreich forcierte Prüfung der technischen Zulassung der Taurus-Lok auf tschechischer
Seite stehe kurz ebenfalls vor dem Abschluss, erklärte Kukacka. Somit sei ab dem Sommer 2005 die regelmäßige
Weiterfahrt bis Budweis möglich, wobei auch schon erfolgreiche Testfahrten stattgefunden hätten. Für
Österreich habe in der Vergangenheit der Lokwechsel beim Grenzübertritt Summerau ein erhebliches Problem
dargestellt. Derzeit konnte die Situation insofern bereits verbessert werden, da mit Tschechien zwei tägliche
Zugpaare vereinbart wurden, bei denen ein Umkoppeln in wenigen Minuten technisch ermöglicht wird, so Kukacka.
Für weitere grenzüberschreitende Projekte seien vor allem für den Schienen-Nahverkehr wichtige Vorhaben
wie die Reaktivierung der Grenzübergänge Fratres-Slavonice, Laa-Hevlin und die Elektrifizierung der Strecke
Retz - Znaim in konkreter Planungen, ebenso wie der Ausbau der Nordbahn bis zur Staatsgrenze Bernhardsthal/Breclav.
Forciert werde nun auch die Ausweitung sogenannter ambulanter Grenzkontrollen beim Grenzübergang, wie er derzeit
bereits bei den stark befahrenen Grenzübergängen stattfinde. Der kontrollierende Exekutivbeamte führt
dabei während der Fahrt die Personenkontrollen durch, was die Grenzaufenthalte auf ein Minimum reduziert,
oder ganz wegfallen lässt und dadurch die Fahrtzeiten erheblich verkürzt. Entsprechende ambulante Kontrollen
werde es in Zukunft auch nach Bedarf und Zweckmäßigkeit für die Übergängen Retz- Satov
und Summerau-Horni Dvoriste geben. "Vor allem für das gemeinsame Projekt auf der Summerauerstrecke ist
eine solche Vereinbarung wichtig", betonte Kukacka.
Auch der Straßenausbau gehe ebenfalls weiter zügig voran: Bis 2009 soll die A5 von Wien nach Brünn
fertig gestellt sein, die S10, die Schnellstraßenverbindung von Linz nach Prag, soll bis 2013 um 940 Millionen
Euro (auf österreichischem Gebiet) gebaut werden. "Die äußerst konstruktiven Gespräche
mit dem tschechischen Vizeminister haben gezeigt, dass sich die künftigen Verkehrsprobleme in Europa nur gemeinsam
und im Gleichklang mit unseren europäischen Partnern lösen und umsetzen lassen", schloss Kukacka. |