Wien (univie) - Die 13. IMP-Frühjahrskonferenz, die vom 19. bis 21. Mai in der Wiener Hofburg stattfindet,
wird erstmals gemeinsam mit dem Partnerinstitut IMBA durchgeführt. Hochrangige Vertreter der biologischen
Wissenschaften, darunter zwei Nobelpreisträger, präsentieren und diskutieren aktuelle Forschungsergebnisse.
Für das Wiener Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) ist die wissenschaftliche Frühjahrskonferenz
im Mai bereits Tradition. Neu ist, dass das Institut für Molekulare Biotechnologie der Akademie der Wissenschaften
(IMBA) heuer erstmals an der Organisation und Durchführung beteiligt ist. Gemeinsam laden die beiden Institute
eine internationale Forscher-Elite nach Wien ein.
Ein vielfach ausgezeichneter Sprecher ist der Amerikaner Phillip Sharp (MIT, Cambridge, USA), dessen Leistungen
1993 mit dem Nobelpreis für Medizin gewürdigt wurden. Seine Entdeckung der 'unterbrochenen' Gene revolutionierte
die Genetik in den 1970er Jahren. In seinem Vortrag spricht Sharp, der auch als Unternehmensgründer erfolgreich
ist, über die erstaunlichen Eigenschaften kurzer RNA-Stränge. Das erst seit wenigen Jahren bekannte Phänomen
der RNA-Interferenz (RNAi) hat einen gewaltigen Technologieschub in den Biowissenschaften ausgelöst und ist
mittlerweile eines der wichtigsten Werkzeuge der Genfunktionsanalyse. Auch an therapeutischen Anwendungen wird
bereits intensiv geforscht.
Ebenfalls dem Thema RNA-Interferenz widmet sich Ronald Plasterk, Leiter des Hubrecht Laboratory in Utrecht. Er
sieht in der RNAi-Maschinerie einen wichtigen Abwehrmechanismus, der das Genom vor der unkontrollierten Aktivität
von Transposons (springenden Genen, die Mutationen auslösen können) schützt. Plasterk ist in den
Niederlanden nicht nur als Molekularbiologe bekannt, sondern auch eine höchst respektierte Person des öffentlichen
Lebens. In regelmäßig erscheinenden Zeitungskolumnen und einer eigenen TV-Sendung äussert er sich
nicht nur zu wissenschaftlichen Themen, sondern nimmt auch zu politischen und gesellschaftlichen Fragen Stellung.
Grosse Popularität brachte ihm auch seine rasche Entzauberung des Klonbaby-Mythos der Raelianer-Sekte ein.
Ein weiterer charismatischer Wissenschaftler ist Charles Zuker, Molekularbiologe an der University of California
San Diego. Sein Labor widmet sich den neurobiologischen Vorgängen des Geschmackserlebens und ist dabei auf
mehrere Rezeptoren gestoßen, die sich eindeutig bestimmten Empfindungen zuordnen lassen. Unter anderem kristallisierte
sich auch der Sinneseindruck von Glutamat als eigene Geschmacksrichtung (‘Umami’) heraus.
Mit 'ferngesteuerten Fliegen' machte der Neurobiologe Gero Miesenböck (Yale University, USA) vor kurzem Schlagzeilen
in den Medien. Der gebürtige Oberösterreicher, der in Innsbruck studierte, untersucht das Zusammenspiel
von Neuronen-Netzen bei unterschiedlichen Aktivitäten seiner Versuchstiere. Anstatt, wie üblich, die
einzelnen Nervenzellen durch feine Elektroden zu stimulieren, entwickelte er eine revolutionäre Methode zur
berührungsfreien Kontrolle von Fruchtfliegen. Es gelang ihm, Neuronen gentechnisch so zu verändern, dass
sie durch Laserlicht aktiviert werden können. Mit gezielten Lichtsignalen können die Forscher auf diese
Weise bestimmte Bewegungsmuster bei den Tieren auslösen, ohne sie in ihrer Aktivität einzuschränken.
Mit grossem Interesse wird auch der Vortrag von Christiane Nüsslein-Volhard (MPI Tübingen) erwartet.
Die Medizin-Nobelpreisträgerin des Jahres 1995 beschäftigt sich intensiv mit der Frage, welche Gene die
Entwicklung des Embryos steuern. Während ihrer jahrelangen Studien an Fruchtfliegen konnte sie die Funktion
von etwa 120 Genen aufklären. Mittlerweile hat sie sich einem weiteren Forschungsobjekt zugewandt, dem Zebrafisch,
der als Vertreter der Wirbeltere dem Menschen um einiges näher steht.
Neben zahlreichen weiteren internationalen Experten werden auch die 'Hausherren' ihre aktuellen Forschungsarbeiten
vorstellen. IMP-Direktor Kim Nasmyth beschreibt in seinem Vortrag 'One of the essentials of sex' die erstaunliche
Form eines von seiner Gruppe identifizierten Moleküls, das bei der Zellteilung eine wesentliche Rolle spielt.
IMBA-Direktor Josef Penninger hat sich unter anderem mit der Pathogenese der Infektionskrankheit SARS beschäftigt.
Er wird ausführen, welche molekularen Mechanismen bei einer SARS-Erkrankung zum gefürchteten Lungenversagen
führen und am welcher Stelle eine kausale Therapie für diese und andere respiratorische Viruskrankheiten
ansetzen könnte.
IMP- IMBA Research Center
Zwischen dem Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP), das 1988 von Boehringer Ingelheim
gegründet wurde, und dem seit 2003 operativen Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften (IMBA) wurde eine enge Forschungskooperation vereinbart. Unter dem Namen “IMP-IMBA
Research Center” greifen die beiden Institute auf eine gemeinsame Infrastruktur im wissenschaftlichen und administrativen
Bereich zu. Die beiden Institute beschäftigen insgesamt über 300 Mitarbeiter aus 30 Nationen und sind
Mitglied des Campus Vienna Biocenter. |